Momentum Change mit viel Herzblut

Es war wohl das große Play von Kansas City Chiefs Linebacker Nick Bolton in seiner Karriere, das den Lauf des Super Bowls nachhaltig veränderte und mithalf, die Partie noch zu drehen.

Mit noch gut neun Minuten zu spielen in der ersten Halbzeit hatte Bolton ein Fumble von Eagles Quarterback Jalen Hurts an der Philadelphia 36 Yard-Linie aufgenommen und über die linke Seite bis in die Endzone getragen. Es war der 14:14 Ausgleich in einem Spiel, in dem den Chiefs bis dahin offensiv noch nicht allzu viel gelungen war. Auch wenn dem Linebacker damit ein sogenannter "Momentum-Changer" gelungen war, wurde er – nachvollziehbarerweise – nicht ernsthaft als MVP in Betracht gezogen.

Der 22-jährige, der gerade erst seine zweite Saison absolviert hat, war im NFL Network zu Gast und stand nicht nur zu diesem Play Moderator Michael Yam Rede und Antwort.

Michael Yam: Nick, Du darfst ehrlich sein – wie oft hast Du das Video von Deinem Fumble Return Touchdown schon gesehen?

Nick Bolton: Ich habs wahrscheinlich schon fünfzig Mal selbst angesehen – oder mehr. Das wird nie langweilig!

Michael Yam: Hast Du den Playcall als Deinen Klingelton oder das Bild als Hintergrund auf Deinem Handy? Wie durchlebst Du das Ganze nochmal jeden Tag?

Nick Bolton: Na ja – ich habe YouTube TV, also habe ich die Möglichkeit, immer wieder zurück zu gehen und die Spiele im Playback anzuschauen. Ich kann sagen, dass ich das ganze Spiel schon zwei oder dreimal komplett durchgeschaut habe.

Michael Yam: Fällt Dir dann beim zehnten oder zwanzigsten oder vielleicht fünfzigsten Mal etwas auf, das Du beim ersten oder zweiten Mal noch nicht bemerkt hast?

Nick Bolton: Ja, ich wäre fast ausgerutscht und hätte versagt wie gegen Denver. Das hätte fast nicht geklappt bei der Aufnahme des Balls, aber außer dem ist es immer wieder gigantisch, wie meine Mitspieler mit mir in die Endzone zum Feiern laufen.

Michael Yam:Du hast so viele Hindernisse, die Du in Deinem Leben überwinden konntest, was Deine Familie angeht. Deine Schwester und Deine Mutter haben beide gegen Krebs gekämpft und gewonnen. Wie ist dieser Moment auf dem Feld, wenn Du Deine Mutter nach dem Super Bowl siehst und weißt, was sie alles auf ihrem Weg durchgemacht hat und Dich als NFL Spieler unterstützt hat?

Nick Bolton: Das waren einige tiefe Gefühle, als ich meine Mutter nach dem Spiel gesehen habe. Das hat die ganzen Anstrengungen und alles, was man überwinden musste, um zu diesem Moment zu kommen, wirklich wettgemacht. So viele Auf und Abs. Ich war froh, in diesem Stadion an diesem Punkt zu sein mit meinem Team, meinen Coaches und Mitspielern – und meine Familie versteht, dass man diese kleinen Dinge nicht für selbstverständlich erachtet. Es ist wirklich speziell, dort mit meiner Mom, meinem Dad und meinen Geschwistern unter den Zuschauern zu sein. Es war wirklich ein spezieller Moment, den wir alle teilen konnten.

Michael Yam: Kannst Du uns sagen, was die ersten Wort nach diesem größten Spiel Deiner Karriere waren?

Nick Bolton: Ja, ich hatte meiner Mutter einmal versprochen, dass es die Möglichkeit, einen Super Bowl oder ein Championship Game zu spielen, noch einmal geben wird. Sie konnte damals nämlich nicht zu meinem State Championship Game, das wir in Houston gespielt haben. Das war das einzige Mal, als ich in der High School war.

Dass sie jetzt wieder im Publikum sein konnte auf dieser Bühne und die Chance hatte, ein Championship Game mit mir zu sehen, war wirklich etwas Besonderes. Ich war mit viel Herzblut dabei und wollte das Versprechen unbedingt einlösen.

Das hat offensichtlich geklappt und angesichts der Stärke der Chiefs war es womöglich nicht das letzte Endspiel, an dem Bolton – dann auch gerne wieder mit seiner Mutter – teilnehmen darf.







Carsten Keller - 23.02.2023

Nick Bolton #32 durfte diese Saison schon häufiger jubeln (© Getty Images)