Jets schocken Browns

Das hatten sich die Browns und deren Fans ganz anders vorgestellt. Bis zur Rückkehr von QB Deshaun Watson geht es für den Klub darum, nicht den Anschluss an die anderen Teams der AFC North zu verlieren, um dann mit Watson in den letzten sechs Spielen einen Anlauf auf die Playoffs zu nehmen. Dabei war die Partie gegen die New York Jets als klarer Erfolg eingepreist. Schließlich galten die Jets bis vor dieser Partie als das schlechteste Team der NFL. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall und zwei Touchdowns der Jets in den letzten zwei Spielminuten besiegelten die 30:31-Niedserlage der Browns und ließ die heimischen Fans zwischen ungläubigem Staunen und Schock zurück.

Als RB Nick Chubb exakt 2:02 Minuten vor dem Spielende sein Team mit einem Lauf über 12 Yards mit 30:17 in Führung brachte, schien das Spiel gelaufen. Zwar waren die Jets bis dahin ein härterer Gegner als erwartet, aber zwei Touchdown in zwei Minuten erschienen so gut wie unmöglich. Da schien es auch nichts auszumachen, dass Browns-K Cade York den Extrapunkt versemmelte. Eine gravierende Fehleinschätzung, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte.

Es dauerte nämlich nur 33 Sekunden und zwei Pässe, um die Browns daran zu erinnern, dass die Jets noch nicht geschlagen sind. QB Joe Flacco warf einen Pass über 66 Yards auf WR Corey Davis, der völlig ungehindert in die Endzone spazierte. Hier gab es offensichtlich einen groben Abstimmungsfehler in der Abwehr der Browns. CB Denzel Ward ließ Davis passieren, wohl in der Annahme, dahinter sei ein Safety zur Stelle.

War er aber nicht und Davis erzielte den wohl entspanntesten Touchdown seiner bisherigen Laufbahn. "So ein Fehler ist uns schon in der Vorwoche gegen die Carolina Panthers unterlaufen. Ein solcher Fehler ist einfach nicht tolerierbar", meinte CB Greg Newsome II.

Aber auch jetzt schien der Sieg der Browns nur in minimaler Gefahr. Die Jets hatten keine Time Outs mehr, brauchten einen erfolgreichen Onside Kick, der in der NFL durch die Regeländerungen inzwischen zu einer Seltenheit geworden ist, und natürlich noch einen Touchdown. Und das in nur 1:22 verbleibenden Minuten.

Browns WR Amari Cooper, extra für diese Aktion auf Feld gestellt, konnte den Kick aber nicht festhalten und in einem wilden Getümmel sicherte CB Justin Hardee den Jets den Ball. Auch hier machten die Browns keine gute Figur. Cooper stand direkt an der Seitenlinie und hätte den Ball ins Seitenaus trudeln lassen oder dorthin schlagen können und die Browns hätten den Ball bekommen. Stattdessen transportierte er den Ball durch seine missglückte Aktion zurück ins Feld, wo mehrere Jets heranstürmten.

S John Johnson III kritisierte das nach der Partie: "In solchen Situation gibt es eine einfache Maßnahme. Man schlägt den Ball einfach über die Seitenlinie ins Aus. Das hätten wir auch hier tun sollen." Taten sie aber nicht und plötzlich waren die Jets an der eigenen 47-Yard-Linie in Ballbesitz, brauchten aber nach wie vor einen Touchdown.

Nun zeigte QB Joe Flacco, in den Medien oft als zu alt und unbrauchbar verspottet, was er noch drauf hat. Neun Pässe später schloss Flacco diesen Drive mit einem Pass auf WR Garrett Wilson zum 30:30 ab. Und anders als York auf der Gegenseite gab sich Jets-K Greg Zuerlein keine Blöße. Sein Extrapunkt brachte die Jets 22 Sekunden vor dem Spielende erstmalig mit 31:30 in Front. Der Konter der Browns endete in einer Interception und sorgte für ein Pfeifkonzert der heimischen Fans.

Browns-DE Myles Garrett: "Das enttäuschende an diesem Spiel war die Reaktion unserer Fans zum Spielende. So ausgebuht zu werden ist nicht schön. Natürlich hätten wir uns einen anderen Spielausgang gewünscht, aber manchmal läuft es halt anders als man es sich wünscht. Dennoch haben wir hart gekämpft und alles gegeben. Dafür verdienen unsere Spieler Respekt. Und noch ist nichts verloren. Wir haben noch viel Zeit, um solche Fehler zu korrigieren und brauchen dafür die Unterstützung unserer Fans."

Korber - 19.09.2022

Joe Flacco konnte noch einmal einen großen Erfolg feiern. (© Getty Images)