Doch nicht Hutchinson und ein Trade

Die Jacksonville Jaguars hatten zum zweiten Mal in Folge den First Overall Pick im NFL Draft. Nach Quarterback Trevor Lawrence im Vorjahr entschieden sie sich diesmal für Travon Walker. Dann tradete man sich noch einmal in die erste Runde an Position 27, um Utahs Linebacker Devin Lloyd zu verpflichten.


Im Vorfeld hatte Pass Rusher Aidan Hutchinson von Michigan lange Zeit als Favorit gegolten, aber in den Tagen vor dem Draft war plötzlich Edge Rusher Travon Walker von Georgia bei den Buchmachern ganz nach vorne gerutscht.

Grundsätzlich brauchen die Jaguars natürlich auf vielen Positionen Hilfe, wenn man bedenkt, dass sie gleich zwei Jahre in Folge die schlechteste Bilanz der Liga aufzuweisen hatten. Dafür hat man in der Free Agency schon mit beiden Händen Geld ausgegeben und Walker soll jetzt dazu beitragen, dass man künftig nicht mehr nur um den ersten Pick im Draft spielt.

Neben der Offensive Line, die Trevor Lawrence nur unzureichend schützen konnte, war vor allem noch ein Pass Rusher als Ergänzung zu Josh Allen auf der Wunschliste. Die Offensive Line bediente man vorwiegend in der Free Agency, wo man Guard Brandon Scherff mit einem gutdotierten Vertrag aus Washington loseisen konnte und Left Tackle Cam Robinson das Franchise Tag auferlegt wurde. Dazu hat man Wide Receiver Christian Kirk – vorher Arizona Cardinals – vergleichsweise viel Geld überwiesen.

Jetzt hofft man also, dass Travon Walker die Antwort ist. Der ist zwar – im positiven Sinn – ein Freak, aber trotzdem konnte man erst in den letzten Tagen mit dieser Wahl rechnen. In 36 Spielen für die Bulldogs spielte er vor allem 2021, als er mit Georgia die Championship holen konnte, stark: Mit 37 Tackles, davon 7.5 für Raumverlust, sechs Sacks und zwei abgewehrten Pässen konnte er absolut überzeugen. Er ist äußerst flexibel einsetzbar und besitzt außergewöhnliche Länge und Athletik. Auch im Spiel gegen den Lauf konnte er, der nicht in Las Vegas vor Ort war, glänzen. Selbst in der Passverteidigung stand er seinen Mann. Er sollte sogar noch Luft nach oben haben. Nach Ende der College-Spielzeit hätte die Wahl wohl noch überrascht, aber General Manager Trent Baalke bewies bereits in der Vergangenheit, dass er seinen eigenen Weg. Jetzt muss Walker beweisen, dass die Jaguars ihn aufgrund seines noch ungenutzten Potenzials auch zurecht Aidan Hutchinson vorgezogen haben.

Für Linebacker Devin Lloyd, den die Jaguars an Position 27 holten, gab man die Picks 33, 106 und 180 nach Tampa Bay ab. Dafür erhält man einen großen Linebacker, der viel Reichweite auf dem Feld abdeckt und auch im Pass Rush am College geglänzt hat. Der athletische Playmaker startete drei Jahre bei den Utes und erarbeitete sich eine First Team All American Nominierung 2021, als er 110 Tackles, davon 22 für Raumverlust, acht Sacks und vier Interceptions, von denen er zwei auch gleich für Touchdowns zurücktrug, in 14 Spielen sammeln konnte. An der High School lief er noch als Receiver, Safety und sogar Punter auf. Die Flexibilität könnte sich jetzt bei den Jaguars auszahlen. Seine Antizipation von Spielzügen half ihm dabei, explosive Blitze gezielt einzusetzen.

Der neue Head Coach Doug Pederson soll die äußerst kurze "Urban Meyer-Ära", die ausschließlich von kleineren und größeren Skandalen geprägt war, vergessen machen. Der soll Trevor Lawrence in die richtige Richtung bringen und die Draftpicks von General Manager Trent Baalke schneller einschlagen als die des Vorjahres. Dann sollte es auch endlich wieder aufwärts gehen in Nordflorida.

Carsten Keller - 29.04.2022

Travon Walker ist der Hoffnungsträger für die Defense der Jaguars (© Georgia Bulldogs)