Ein seltsames Jahr für Ryan Tannehill

Es war ein mehr als seltsames Jahr für Ryan Tannehill, das fast noch den finalen Höhepunkt erlebte: Zunächst wurde er bei den Miami Dolphins, die ihn 2012 mit dem achten Pick der ersten Runde als ihren Franchise Quarterback gedraftet hatten, mehr oder weniger verstoßen: Sein altes Team übernahm sogar noch fünf der sieben Millionen Dollar Gehalt, um seinen einstige Hoffnungsbringer loszuwerden.

Bei den Dolphins hatte er durchaus passabel gespielt, wenn er fit war, aber die letzten beiden Jahre war dies nur selten der Fall gewesen. Die Titans griffen zu, auch weil ihr vermeintlicher Franchise Quarterback Marcus Mariota, den sie 2015 sogar mit dem zweiten Pick der ersten Runde gedraftet hatten, noch öfter verletzt zu sein schien als Tannehill.

Der Rest ist Geschichte, wie der Amerikaner so treffend umschreibt: Tannehill nahm zunächst absprachegemäß und ohne zu Murren auf der Bank Platz. Als Mariota aber Woche für Woche schwächelte (und diesmal wohl nicht einmal aufgrund von Verletzungen), hatte Head Coach Vrabel bis zu Woche 6 gegen die Broncos genug gesehen und beförderte Tannehill zum Starter.

Der dankte es ihm mit zum Teil überragenden Leistungen und hatte am Ende der Spielzeit die beste Completion Percentage aller NFL Quarterbacks vorzuweisen. Zudem machte er seine Mitspieler – allen voran Rookie Wide Receiver A.J. Brown – deutlich besser.

Jetzt scheiterte er mit seinem Team erst kurz vor dem Super Bowl und das, obwohl er in seinen ersten beiden Playoffspielen überhaupt sogar jeweils für weniger als 100 Yards passte. Jetzt stellt sich nur die Frage, welchen Vertrag er in Tennessee – oder andernorts – bekommen wird. Sein Vertrag in Nashville lief nur über ein Jahr und ist damit jetzt ebenso erfüllt, wie der seines Vorgängers Marcus Mariota, den man wohl nicht mehr bei den Titans sehen wird.

Tannehill wird man dagegen wohl in Tennessee behalten wollen, aber sicher auch nicht zu jedem Preis. Ryan Tannehill wird auf der anderen Seite zu schätzen wissen, was er an der Organisation hat, die ihm vertraut hat. In Miami dürfte er dieses Gefühl schon lange nicht mehr gehabt haben, was wohl auch an seinen Verletzungen dort gelegen hat.

In dieser Saison blieb er von größeren Verletzungen verschont, was natürlich trotzdem keine Garantie für die Zukunft des 31jährigen sein kann und letztendlich einen Backup erfordern würde, auf den man sich im Ernstfall verlassen kann. Es bleibt also genug Arbeit für General Manager Jon Robinson in den nächsten Wochen, bevor die Free Agency im März beginnt.

Carsten Keller - 01.02.2020

Wird Ryan Tannehill die Uniform der Titans anbehalten oder noch einmal wechseln? (© Carsten Keller)