Ein Hauch Amerika in München

Unter den Augen des US-Generalkonsuls Conrad R. Tribble sowie des NFL erfahrenen Munich Cowboys Eigengewächses Uli Winkler traf am Samstag der Vorletzte der GFL Gruppe Süd im heimischen Dantestadion auf den Letzten, die Weinheim Longhorns. Die enttäuschende Kulisse von 647 Zuschauern bekam in der ersten Hälfte magere Football-Kost geboten. Die Hausherren schienen nicht richtig bei der Sache, während die Gäste aus Weinheim, nur mit einem Rumpfkader angereist, zumindest kämpften.

Im ersten Viertel gelang es dem an diesem Tag wieder hervorragend aufgelegten WR Tarik Ibrahim, einen Pass von QB Gary Lautenschlager in der Endzone zur 7:0-Führung zu fangen. Danach verflachte die Partie zusehends. Die Longhorns zeigten sich entschlossener. Sie kämpften sich vor der Pause drei Mal gefährlich nahe an die Endzone der Münchner heran. Die mangelnde Erfahrung der jungen Weinheimer Spieler wirkte sich allerdings aus, so dass eine mögliche Führung verwehrt blieb und nur der Ausgleich zum 7:7 durch Darko Markovic heraussprang.

Nach der Halbzeit war es QB Gary Lautenschlager selbst, der mit einem kurzen Lauf in die Endzone der Gäste die 14:7-Führung für die Munich Cowboys erzielte. Der Münchner Head Coach Phil Hickey wechselte während des gesamten Spiels munter auf der Position des Spielmachers zwischen Gary Lautenschlager und Routinier Travis Harvey.

Im Schlussabschnitt wirkte sich die mangelnde Spieleranzahl auf Seite der Gäste aus, so dass die Hausherren zunächst durch einen Safety zum 16:7-Zwischenstand punkteten. Danach zeigte Travis Harvey seine ganze Klasse und bediente mit einem herrlichen Pass über 40 Yards präzise den unter Druck stehenden WR Tarik Ibrahim zum 23:7. Zwei Läufe durch RB Fabien Gärtner und FB Bastian Neuger nach Fumble der Weinheimer stellten den verdienten 36:7-Endstand her.

Die Weinheimer schienen gerade zum Ende der Partie schon mit den Gedanken in der Relegation. Einzig der wieselflinke James Taylor stellte die Defense der Munich Cowboys ein ums andere Mal vor Probleme. Doch diese eine Option war an diesem Tag zu wenig, um dem Kontrahenten wirklich gefährlich zu werden.

Gewinner und Verlierer der Saison
Die Bilanz der Munich Cowboys weist in der Saison 2010 einige Überraschungen auf. WR Tarik Ibrahim zum Beispiel zählt ganz klar zu den Gewinnern dieser Spielzeit. In der Vergangenheit nur Mitläufer, zeigte der fangstarke Receiver über die gesamte Saison herausragende Leistungen und war immer eine Option für seinen Quarterback. Auf der Spielmacherposition wartete der zu Saisonbeginn auf die Backupposition verbannte Travis Harvey mit sehr guten Leistungen auf, obwohl ihm ein Spielsystem aufgezwungen wurde, welches seine Stärken nicht wirklich betont. Der Erfahrungsträger mit amerikanischen Wurzeln stellte sich trotz aller Widrigkeiten immer in den Dienst des Teams und überraschte mit variablem Spiel und trotz seines fortgeschrittenen Alters mit herausragenden athletischen Fähigkeiten.
Zu den Gewinnern zählen auch die Jugendspieler wie Philipp Vinzenz oder Dominik Diels, die sofort die Herausforderung GFL angenommen und beachtliche Leistungen gezeigt haben.

Als Verlierer der Saison ist selbstverschuldet Head Coach Phil Hickey zu nennen, der zu Beginn der Saison bereits davon sprach, dass man alle Abgänge, auch die Nationalspieler, sofort adäquat ersetzt hätte und die Playoffs als Ziel für diese Übergangssaison ausgab. Sicher hat Hickey mit diesem Team, welches objektiv betrachtet dem der Vorjahre qualitativ unterlegen ist, besser abgeschnitten als in der Vorsaison. Doch die eigens in der Öffentlichkeit aufgebaute Erwartungshaltung konnte die Mannschaft nicht erfüllen. Die Spieler haben ihr Bestes gegeben. Die Schwächen der Vergangenheit, vor allem im Offensivspiel, konnte auch Phil Hickey bisher nicht abstellen. Der US-Amerikaner verwies nach der Partie darauf, dass man das echte Potenzial in dieser Saison nicht erreicht habe und insgesamt zu viele Fehler im Mentalbereich gemacht habe. Die mentale Schwäche lässt sich sicher mit der fehlenden Qualität in der Tiefe verknüpfen. Gelingt es in der Zukunft nicht, die Mannschaft qualitativ zu verstärken, dann werden die kommenden Problemfelder noch größer.

Mackedanz - 05.09.2010

Bastian Neuger (© Roth)