DeMarco Murray gewinnt bei Rückkehr in Dallas

Sam Bradford beschenkte sich zum Geburtstag mit SiegDer Druck lag erneut auf Cowboys Quarterback Matt Cassel, den Abstand in der NFC East nicht abreissen zu lassen – vor allem, nachdem zuvor der Spitzenreiter New York Giants in Tampa Bay gewonnen hatte.

In der Woche vor dem Spiel fand ich noch folgende Statistik, die das Dilemma der Cowboys auf der Position des Quarterbacks am besten zeigt: Tony Romo hat in den 1,5 Spielen bis zu seiner Verletzung insgesamt 3 Touchdowns erworfen. Brandon Weeden und Matt Cassel danach – also in 5,5 Spielen – zusammen ebenfalls 3. Dazu ein Running Game, das nur selten wie gewünscht funktioniert, auf das Coach Garrett aber wegen der schlechten Quarterbacks setzen muss. Einzig die Defense setzt das ein oder andere Ausrufezeichen.

Unter diesen Voraussetzungen denken Cowboys Fans mit Wehmut an vergangene Saison zurück, als die NFC East gewonnen werden konnte und RB DeMarco Murray die meisten Rush Yards der Liga sammelte. Murray durfte diesmal auch auflaufen – allerdings im Jersey der Eagles, bei denen er in der Offseason für viel Geld unterschrieben hatte.

Mit 307 Yards und 3 Touchdowns blieb er dort aber bislang hinter den Erwartungen zurück – wie allerdings weite Teile der Mannschaft Philadelphias. Der dynamische Laufstil des Vorjahres ist nur selten zu sehen – Murray wirkt des Öfteren zögerlich und langsam. Bei seiner Rückkehr nach Dallas war er mit Sicherheit besonders motiviert sein.

Bei den Eagles fiel Left Tackle Jason Peters, einer der besten Tackles der Liga, für dieses Spiel mit einer Rückenverletzung aus.

DeMarco Murray bekam auch gleich den Ball, aber die erste Serie führte nur durch eine Strafe gegen Dallas beim Punt zu einem neuen First Down. Am Ende stand jedoch auch nur ein erneutes 3 & Out, so dass die Cowboys den Ball früh bekamen.

Hier sah der erste Drive gleich wesentlich dynamischer als bei den Eagles aus: QB Matt Cassel mit zwei guten Pässen zum wiedergenesenen WR Dez Bryant und RB Darren McFadden mit einem schönen Lauf über links brachten die Cowboys bis an die Endzone Philadelphias.

Für die Entscheidung, den 4. Versuch & 1 auszuspielen, verbrannten die Cowboys ein Timeout – das First Down konnte aber von McFadden mit einem Lauf geholt werden. Im 3. Versuch fand Cassel dann WR Beasley für den Touchdown über die Mitte zur 7:0 Führung.

Die Eagles hatten offensiv noch mächtig Sand im Getriebe, allerdings konnte QB Sam Bradford an seinem 28. Geburtstag dann doch 3. & 18 durch einen Pass auf den ehemaligen Cowboy WR Miles Austin in ein First Down umwandeln. Das war aber auch der einzige Lichtblick im Angriff im 1. Viertel der Eagles – eindeutig zu wenig, wenn man in der NFL gewinnen will.

Das System von Coach Chip Kelly mit kurzen, schnellen Pässen war im Sommer über den grünen Klee gelobt und die Eagles zu einem der Titelfavoriten ernannt worden. Die Realität sieht komplett anders aus: die Eagles produzieren Punts am Fließband und sehen kein bisschen wie ein ambitioniertes Playoff-Team aus.

Zu Beginn des 2. Viertels ging es über DeMarco Murray dann endlich auch für die Eagles nach vorne: 6 Touches in Folge brachten zwei First Downs nacheinander und die Eagles befanden sich in der Red Zone der Cowboys. Dort hatten die Cowboys die Chance, einen abgefälschten Ball abzufangen, was aber nicht gelang.

4. & Goal an der 1 Yard Linie – und Chip Kelly entschloss sich wie zuvor Garrett, den Versuch auszuspielen. Die richtige Entscheidung, denn DeMarco Murray powerte sich zum 7:7 Ausgleich in die Endzone.

Coach Garrett vertraute nun vermehrt auf seinen Running Back Darren McFadden und war erfolgreich damit, da die O-Line schöne Runlanes für McFadden kreierte.

Der schönste Angriffsspielzug der Cowboys wurde allerdings durch eine Strafe zunichte gemacht: Cassel konnte sich aus dem Griff eines durchbrechenden Verteidigers lösen und fand WR Williams in der Endzone. Williams hatte die Arme am Passverteidiger und handelte sich eine Strafe wegen offensiver Pass Interference durch Ed Hochuli, den Selbstdarsteller unter den Schiedsrichtern, ein. Die kann man sicher geben, muss man aber nicht.

Die Defense der Eagles zwang die Cowboys erneut zum Punt – zu wenig, nachdem der Drive so stark gestartet war. Nachdem es aber Philadelphia auch nicht besser machte, ging es mit einem ausgeglichenen Spielstand von 7:7 in die Halbzeitpause.

Dallas bekam den Ball zu Beginn der 2. Halbzeit, konnte aber nichts Zählbares herausholen. Zudem verletzte sich gleich noch einer der besten Verteidiger der Cowboys, OLB Sean Lee. Die Eagles nutzten das sofort aus und der zweite Running Back, Rishard Matthews, vollendete zur 14:7 Führung.

Die Cowboys mussten antworten und Cassel fand WR Beasley drei Mal für schönen Raumgewinn. Er durfte dann auch vollstrecken, nachdem er einen Verteidiger mit einer Körpertäuschung abschüttelte und sich so freie Bahn in die Endzone verschaffte. 14:14 kurz vor Ende des 3. Viertels.

Die Verteidigung der Cowboys hatte sich wohl auf den Verlust von Lee eingestellt, sackte Bradford im 3. Versuch und zwang die Eagles so zum Punt. Das viel zitierte Momentum schien auf Seiten Dallas zu liegen.

Als die Cowboys erneut über Beasley an einem schönen Drive bastelten, sprang LB Jordan Hicks in eine Passroute zu Darren McFadden an der rechten Seite und fing den Ball zu einem „Pick-6“ ab. Die Eagles führten absolut überraschend 21:14.

Lucky Whitehead entschloss sich den anschließenden Kickoff aus der Endzone zu tragen, was sich üblicherweise nicht lohnt. In diesem Fall hatte er Recht – er trug den Ball bis an die 25 Yard Line Philadelphias.

Matt Cassel mit einem weiten Wurf in die Endzone, den man sonst als „Hail Marry“ bezeichnen könnte und den WR Dez Bryant im Getümmel aus der Luft pflückte – schon war das Spiel wieder ausgeglichen. Cassel hatte damit jetzt auch mehr Touchdowns erworfen als Romo diese Saison.

Die Eagles setzten mit schnellen Pässen die Passverteidigung der Cowboys erfolgreich unter Druck und befanden sich schon bald in der Red Zone der Cowboys. Ein Touchdown gelang nicht, stattdessen sorgte ein Field Goal über 31 Yards für die knappe 24:21 Führung Philadelphias Mitte des letzten Viertels.

Cassel antwortete ebenfalls mit kurzen Pässen, unterbrochen von einem schönen Lauf von McFadden. Es reichte am Ende trotzdem nur zum Ausgleich durch ein Field Goal von Kicker Bailey.

Zu wenig, denn die Eagles hatten noch knapp 3 Minuten für die Entscheidung. Kicker Caleb Sturgis musste, nachdem es nicht mit einem Touchdown klappte, für ein 53 Yard Field Goal antreten und verwandelte.

Matt Cassel und seiner Offense blieben noch 1:46, um zumindest mit einem Field Goal eine Verlängerung zu erzwingen. Die Cowboys mussten dabei auch einen 4. Versuch & 10 ausspielen, was mit einem Pass auf Williams auch gelang.

Zwei Strafen gegen Passverteidiger Byron Maxwell, der Dez Bryant decken sollte, verhalfen Dallas jeweils zu First Downs – und nur noch 19 Sekunden zu spielen. Dallas mit einem False Start und ein Holding der Eagles führte zu 4 Strafen in Folge.

Kicker Dan Bailey schickte das Spiel mit einem Kick aus 44 Yards in die Verlängerung, obwohl der Ball an den Innenpfosten prallte – aber von dort durch die Stangen.

Philadelphia bekam zuerst den Ball und leistete sich gleich zwei False Start Strafen kurz hintereinander. Beide Male holte DeMarco Murray die verlorenen Yards zurück. Gegen eine Cowboys Defense, der jetzt wichtige Spieler fehlten und der Rest mit Konditionsschwierigkeiten zu kämpfen hatte, sah er aus wie der Murray des Vorjahres. Ein kritisches 4 & 1 knapp in der Hälfte Dallas erlief er, verlor aber den Ball. Der Videobeweis zeigte jedoch eindeutig, dass er vor dem Fumble schon auf dem Boden war, so dass Philadelphia den Ball behielt.

QB Sam Bradford fand direkt im Anschluss WR Jordan Matthews zum Touchdown, der den Sudden Death der Cowboys bedeutete; die Stimmung auf der Geburtstagsfeier Bradfords wurde so mit Sicherheit deutlich gehoben.

Für die Cowboys war – wie fast jede Woche – mehr drin. So bleibt aber nur die 6. Niederlage in Folge ohne Tony Romo, auch wenn Matt Cassel diesmal deutlich verbessert schien. Bester Spieler bei Dallas war WR Cole Beasley, der 112 Yards und 2 Touchdowns erfing.

Bei den Eagles überzeugte Murray mit 181 Yards Rushing + Passing und 1 Touchdown gegen sein altes Team.

Die Eagles halten Anschluss an die Giants und empfangen kommende Woche die enttäuschenden Miami Dolphins.

Die Cowboys reisen zu den ebenfalls nicht überzeugenden Tampa Bay Buccaneers, wo endlich ein Sieg her muss.

Der Greg Hardy Skandal

Auf dem Feld hatte DE Greg Hardy einen ruhigen Abend – die Tage zuvor war es komplett anders: am Freitag tauchten bei deadspin Bilder aus dem Prozess gegen ihn vom Vorjahr auf, die die Verletzungen seiner damaligen Freundin zeigen. Hardy hatte die Frau damals durch die Wohnung geprügelt und unter anderem in die Badewanne und auf ein Bett mit geladenen (zum Teil automatischen) Waffen geworfen. In erster Instanz war er verurteilt worden, ging jedoch in Berufung. Vor dem zweiten Prozess bezahlte er für das Schweigen der Ex-Freundin, so dass diese nicht zur Verhandlung erschien und das Verfahren automatisch eingestellt werden musste.

Der öffentliche Aufschrei bei Ansicht der Bilder war groß und Jerry Jones musste nicht zuletzt aufgrund seiner Äusserungen in der Vorwoche starke Kritik einstecken, als er Hardy als „Teamleader“ lobte – nachdem dieser einem Assistenztrainer gegen dessen Clipboard geschlagen hatte und sich zusätzlich einen Disput mit WR Dez Bryant leistete.

Wie so oft in der Vergangenheit hatten die Cowboys bei der offenkundigen Charakterschwäche eines Spielers (und das ist sehr milde ausgedrückt) beide Augen zugunsten des Talents zugedrückt. Hardy ist ein sehr guter Pass Rusher und solche Spieler sind üblicherweise sehr beliebt, wenn sie es bis in die Free Agency schaffen (siehe auch Ndamokang Suh). Um Hardy hatten sich aufgrund seiner Verfehlungen außer den Cowboys wohl nur 1-2 Teams bemüht – anstatt der halben Liga, wie sonst festzustellen ist.

Auf der anderen Seite waren die Fakten eigentlich alle bekannt – die Verletzungen waren hinreichend beschrieben worden. Aber das Sprichwort „ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“ trifft auch hier wieder einmal zu.

Die Folgen müssen die Cowboys jetzt ausbaden. Nach dem Sturm der Entrüstung im Fall Ray Rice bei Auftauchen des sogenannten „Aufzugvideos“ im Vorjahr, der die Ravens quasi zur Entlassung zwang, ist auch ein weiterer Verbleib des momentan besten Verteidigers in Dallas nicht mehr allzu sicher. Wahrscheinlich wird Dallas die mediale Entrüstung jedoch einfach aussitzen. Ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem zurück.


Carsten Keller - 09.11.2015

Sam Bradford beschenkte sich zum Geburtstag mit Sieg

Sam Bradford beschenkte sich zum Geburtstag mit Sieg (© Getty Images)

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