Vikings revanchieren sich

 Bernard BerrianIm Spitzenspiel der NFC North bezwangen die Vikings die Gäste aus Chicago mit 34:14 und sicherten sich damit die alleinige Tabellenführung. Mit diesem Sieg glückte den Vikings nicht nur die Revanche für die Mitte Oktober erlittene Auswärtsniederlage in Chicago; es bescherte Minnesota zudem eine bessere Ausgangsposition im Titelrennen der Division. Wäre es Chicago gelungen, beide Spiele zu gewinnen, wären die Bears im Vorteil gewesen, wenn beide Teams am Ende der Saison über die gleiche Bilanz verfügt hätten.

Der Sündenbock der Partie im Oktober war zweifellos Vikings-QB Gus Frerotte gewesen, der gegen die Bears vier Interceptions verschuldet hatte. Nun schrieb er vor heimischer Kulisse im zweiten Viertel Vikings-Geschichte, und ausgerechnet WR Bernard Berrian war daran beteiligt, der im letzten Jahr noch bei den Bears unter Vertrag gestanden hatte.

Fünf Minuten waren noch zu spielen, und Minnesota lag mit 3:7 in Rückstand, als die Vikings durch einen Goal-Line-Stand, über den später noch zu berichten sein wird, an der eigenen 1-Yard-Linie in Ballbesitz kamen. Frerotte, in der eigenen Endzone stehend, warf einen Pass auf Berrian, den dieser in vollem Lauf ungefähr an der eigenen 45-Yard-Linie fing und unbedrängt zur längsten Touchdown-Koproduktion in der Vikings-Geschichte (99 Yards) in die Endzone der Bears trug. Bears-CB Charles Tillman, Berrians Bewacher und früherer Mitspieler, hatte an der 20-Yard-Linie der Vikings den Weg nach innen gesucht, und diesen folgenschweren Fehltritt nutzte Berrian und schoss ungehindert an der linken Seitenlinie entlang.

Dreieinhalb Minuten später standen Berrian und Tillman wieder im Mittelpunkt des Geschehens, und abermals behielt Berrian das bessere Ende für sich, und erneut agierte Tillman äußerst unglücklich: Berrian hatte einen kurzen Pass von Frerotte gefangen und Tillman überlaufen, der sich in seiner Not nicht anders zu helfen wusste, als Berrian mit einem unerlaubten Tackle zu Boden zu reißen. Durch die Strafe rückten die Vikings bis an die 20-Yard-Linie der Bears heran, und Frerotte zögerte nicht und bediente direkt im Anschluss TE Jim Kleinsasser, der im Fallen den Touchdown zur 17:7-Führung zu erzielt haben schien. Die Schiedsrichter korrigierten diese Entscheidung zwar, doch schließlich sorgte Frerotte selbst mit einem kurzen Lauf für die 17:7-Halbzeitführung.

Dank schuldete die Vikings-Offense ihrer Defense, die in der ersten Halbzeit Bears-Rookie-RB Matt Forte kaum zur Entfaltung kommen ließ. Wie eine Welle schienen die Defensive Linemen bisweilen über Forte und Quarterback Kyle Orton zusammenzubrechen und sie zu verschlucken.

Wäre da nicht im ersten Viertel die Unachtsamkeit von CB Antoine Winfield und S Darren Sharper gewesen, die Bears-WR Devin Hester – bei seinen Returns abermals blass – nicht entschieden genug deckten und ihm damit einen Touchdown ermöglichten (65 Yards), mit dem die Bears 7:0 in Führung gegangen waren, die Dominanz der Vikings-Abwehr wäre vollständig gewesen.

Schwerer jedoch als die Unachtsamkeit der beiden Passverteidiger wog die Unbeherrschtheit ihres Mitspielers Benny Sapp. Der Cornerback hatte sich bei einem Laufspielzug der Bears mit seinem Gegenspieler, WR Rashied Davis, zunächst eine kleine Rangelei geliefert. Dem Geplänkel ließ Sapp im weiteren Verlauf jedoch eine Links-Rechts-Kombination folgen. Dies bescherte Sapp an der Seitenlinie verbale Prügel des Trainerstabs und den Bears durch die folgende Strafe ein neues First Down, das Bears-RB Matt Forte durch seinen zu kurzen Lauf eigentlich schon verpasst zu haben schien.

Die Bears strebten scheinbar unaufhaltsam in Richtung Vikings-Endzone. Doch dort war Schluss. Viermal in Folge gelang es Chicago nicht, das Bollwerk der Vikings zu überwinden. Im Anschluss daran wechselte das Angriffsrecht, und Frerotte schickte sich an, Geschichte zu schreiben.

In der zweiten Halbzeit zahlte sich der permanente Druck der Vikings-Defense weiterhin aus: Ausgerechnet Bears-QB Kyle Orton, der im Gegensatz zu Frerotte im bisherigen Saisonverlauf kaum Ballverluste verschuldet hatte, leistete sich drei Interceptions in einer relativ kurzen Zeitspanne. Minnesota nutzte diese Fehler eiskalt aus und kam dadurch zu 17 weiteren Punkten.

Unverständlich war jedoch die Entscheidung von Head Coach Brad Childress, Running Back Adrian Peterson noch im Schlussviertel einzusetzen, als das Spiel bereits entschieden war. Peterson hatte bereits in der ersten Halbzeit 100 Yards Raumgewinn erzielt; für ihn standen am Ende 131 Yards zu Buche.

Doch die Zahlen allein können nicht annähernd ausdrücken, wie wichtig Peterson für Minnesota ist und was für ein bemerkenswerter Running Back; vor dem Spiel hatte sich Bears-Cheftrainer Lovie Smith sogar zu dem Lob hinreißen lassen, Peterson sei der beste Spieler der NFL. Wer das Glück hatte, mitansehen zu dürfen, wie es Peterson gegen Ende des ersten Viertels mit fast der gesamten Bears-Defense aufnahm, der könnte Smith durchaus zustimmen.

Peterson läuft, kurz vor der eigenen Endzone, durch eine Lücke in der Mitte, die es eigentlich gar nicht zu geben scheint. Durch den ersten Tackle-Versuch von LB Lance Briggs, auch LB Brian Urlacher bekommt ihn noch halb zu fassen, fällt er mit dem Rücken voran LB Nick Roach und CB Corey Graham entgegen. Roach stürzt bei dem Versuch, Peterson zu tackeln. Graham hängt sich an Peterson und wird von ihm mitgeschliffen, ehe ihm CB Charles Tillman und S Kevin Payne zu Hilfe eilen. Peterson schultert alle drei Verteidiger und trägt sie noch ein paar Yards auf seinem Rücken, ehe er nach elf Yards Raumgewinn endlich zu Boden geht.

Die Vikings mussten zwar wenig später punten, doch Peterson hatte seine erste Duftmarke gesetzt und verlangte den Bears-Verteidigern auch im weiteren Spielverlauf alles ab.

Ladwig - 01.12.2008

 Bernard Berrian

Bernard Berrian (© Getty Images)

Leser-Bewertung dieses Beitrags:

zur mobilen Ansichtmehr News Chicago Bearswww.chicagobears.commehr News Minnesota Vikingswww.vikings.comSpielplan/Tabellen Chicago BearsSpielplan/Tabellen Minnesota Vikings
RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: