Verlässlichkeit und Triumphe

Mit 192 Zentimetern Körpergröße und einem Gewicht von rund 95 Kilogramm entsprach Art Monk mehr der Statur eines Tight Ends als der eines Receivers. Bei ihm war es weniger die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der er seine Gegner überlistete, sondern vielmehr seine Fähigkeit, Passrouten exakt zu laufen. Er ging auf dem Feld immer dort hin, wo es am meisten weh tat, war insbesondere bei dritten Versuchen und anderen Schlüsselsituationen die primäre Anspielstation. Gegenüber kleineren Verteidigern spielte Monk nicht nur seine Körpergröße geschickt aus, sondern überzeugte ebenso mit akkuraten Bewegungen.

Monk war trotzdem nicht gerade ein Spieler, der als ein Naturtalent gelten darf. Er musste sich seine Erfolge immer wieder hart erarbeiten, verbrachte unzählige Stunden auf dem Trainingsplatz, um an sich und seiner Technik zu feilen. Doch gerade das war es, was ihn bei zahlreichen Redskins-Fans so beliebt machte: Er war immer bereit, etwas zu leisten und galt als absolute Kämpfernatur. Immer wieder vermied er es, im Rampenlicht zu stehen, wenn doch, gelang es ihm, sich schnell wieder daraus zurückzuziehen. Zwei Leistungen in seiner Karriere waren aber so außergewöhnlich – 1984, als er mit 106 gefangenen Pässen einen neuen Ligarekord aufstellte, der acht Jahre Bestand haben sollte, und 1992, als er an Steve Largent vorbeizog, um für drei Jahre der erfolgreichste Receiver der NFL-Geschichte zu sein - dass selbst der medienscheue Monk nicht aus dem Licht der Öffentlichkeit flüchten konnte. Erst 1995 – in seinem letzten Profijahr – wurde er von Jerry Rice überflügelt. "Art war wie Jerry Rice, bevor es Jerry Rice überhaupt gab", sagte Quarterback Joe Theismann, der mit Monk im Super Bowl XVIII stand, einmal über seinen Mitspieler.

Am Ende seiner Profilaufbahn standen 940 Fänge für 12.721 Yards und 68 Touchdowns zu Buche – Monk lag damit auch 2006 immerhin noch auf dem sechsten Rang der ewigen Bestenliste. Monk wurde und wird nur sehr selten mit den Superstars seines Fachs in einem Atemzug genannt, was eigentlich kaum zu verstehen ist. Obwohl er in fünf Spielzeiten jeweils mehr als 1.000 Yards erreichte, in 183 Spielen mindestens einen Pass fing, in vier Super Bowls einzog – drei davon gewann – wurde er nur lächerliche drei Mal für den Pro Bowl nominiert.

Diejenigen aber, die mit Monk stets zusammen waren und mit ihm arbeiteten, wussten seine Werte immer zu schätzen. "Sehr ruhig bei der Arbeit, umso effektiver bei den Ergebnissen" charakterisierte ihn sein ehemaliger Quarterback Mark Rypien einmal. Er war das Herz und die Seele bei den Redskins, und es wäre den Footballern aus der amerikanischen Bundeshauptstadt durchaus zu gönnen gewesen, wenn sie zum Team der 80er Jahre ernannt worden wären. Doch diese Ehre wurde bekanntlich den San Francisco 49ers zuteil, die mit Joe Montana und Jerry Rice das wohl markanteste Quarterback-Receiver-Tandem, zumindest dieser, wenn nicht aller Zeiten, auf dem Platz hatten.

Beide Teams standen sich pikanterweise im NFC-Championship-Spiel des Saison 1983 gegenüber, und dort gewannen die Redskins! Monk fing drei Pässe für 35 Yards, war aber wie so oft in seiner Karriere bedeutsamer als Mann, der die Freiräume für seine Mitspieler schaffte. Die Entscheidung fiel durch K Mark Moseley, der zuvor vier Field-Goal-Versuche vergeben hatte, dann aber im entscheidenden Moment die Nerven behielt und einen 25-Yarder erfolgreich zum Endstand von 24:21 versenkte. Zwei Wochen später, im Super Bowl XVIII, war dann allerdings im Tampa Stadium vor 72.920 Zuschauern gegen die Los Angeles Raiders das Ende aller Hoffnungen erreicht. Monk war wohl bei seiner ersten aktiven Teilnahme an einem Super Bowl, im Jahr zuvor erhielt er zwar einen Ring, konnte aber aufgrund einer Beinverletzung nicht spielen, noch nicht auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er fing nur einen Pass für 26 Yards. Das Spiel ging dann auch mit 9:38 deutlich verloren.

Nur vier Jahre später sollte die Situation im Super Bowl XXII schon eine andere sein. Monk fing zwar wieder nur einen Pass, aber dieser 40-Yard-Catch war der erste brauchbare Raumgewinn seines Teams in diesem Spiel. Hatten doch zuvor die Denver Broncos ihren Gegner fast "schwindelig" gespielt und lagen schon Mitte des ersten Viertels mit 10:0 in Front. Man kann also getrost diesen Fang, wenn er auch noch keine zählbare Ausbeute brachte, als mitentscheidend für die frühe Wende bezeichnen, kam danach doch eines der denkwürdigsten Quarter der Footballgeschichte. Fünf Touchdowns erzielten die Redskins im zweiten Viertel und pulverisierten alle Hoffnungen von John Elway und Co. Ein weiterer Erfolg im letzten Abschnitt brachte das Ergebnis dann auf 42:10, Monks zweiter Ring war gesichert.

Noch einmal vier Jahre später hatte Monk seinen wohl stärksten Auftritt in einem Endspiel. Sieben Fänge und 113 Yards waren seine Ausbeute in Super Bowl XXVI. Aber wie so oft in seinem Leben war an einem einzelnen Tag ein Kollege doch etwas erfolgreicher. Wide Receiver Gary Clark fing auch sieben Pässe, aber mit 114 Yards erzielte er eine Winzigkeit mehr an Raumgewinn. Die MVP-Ehren gingen übrigens an keinen der beiden Protagonisten, sondern an QB Mark Rypien.

Der Text stammt aus dem Buch "Die Superstars der NFL" - 196 Seiten - 19,90 Euro.

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