Ende der 50er Jahre versuchte Lamar Hunt, der Spross einer texanischen Öl-Milliardärs-Familie, mit allen Mitteln eine NFL-Franchise zu erwerben. Doch der Kauf der Chicago Cardinals gelang ihm ebenso wenig wie die NFL mit der Idee eines Expansions-Teams im Südwesten der Vereinigten Staaten zu begeistern. Als ihm zu Ohren kam, dass es unzählige weitere kaufkräftige Interessenten an den Cardinals gegeben hatte, zog der damals 26-Jährige daraus den Schluss, dass es Bedarf für eine weitere Liga geben könnte.
Einer der anderen Interessenten war Bud Adams aus Houston, der sein Vermögen ebenfalls den reichhaltigen Ölvorkommen in Texas verdankte. Obwohl sich die beiden Männer bis dahin völlig unbekannt gewesen waren, arrangierte Hunt kurzerhand ein Treffen. Aus der gemeinsamen Triebfeder, von der NFL einen Korb bekommen zu haben, begannen die beiden, Pläne zur Gründung einer Konkurrenzliga zu schmieden. Als ihre Absichten auf positive Resonanz bei einigen ähnlich gut betuchten Herren stießen, stand einer zweiten landesweiten Profiliga nichts mehr im Wege.
Am 22. August 1959 gründete dieser "Foolish Club", wie die Gruppe sich selbst nannte, offiziell die American Football League. Dass dieser Club der Narren die eigene Liga nach dem Vorbild von drei Konkurrenzligen benannte, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allesamt nach spätestens zwei Jahren zugrunde gegangen waren, schien daher ebenso angemessen wie die Namensgebung von Hunts Team. Dieser taufte sein Team auf den gleichen Namen wie eine erfolglose NFL-Franchise, die 1952 nach bereits einer Saison in Konkurs gegangen war: Dallas Texans.
Bei der NFL führte die sich anbahnende erneute Konkurrenzsituation zu einem Sinneswandel. Plötzlich unterbreitete sie Hunt und Adams Angebote, auf das wahnwitzige Projekt zu verzichten und stattdessen NFL-Lizenzen zu kaufen. Die beiden lehnten dankend ab, auch aus Loyalität gegenüber den anderen AFL-Teambesitzern, die von der NFL keine derartigen Offerten bekommen hatten.
Obwohl George Halas von den Chicago Bears abschätzig von einer "Micky-Maus-Liga" sprach, sah sich die NFL genötigt, Gegenmaßnahmen zu treffen. Auf einem Treffen der NFL-Teambesitzer in Miami Beach wurde am 28. Januar 1960 beschlossen, Clint Murchison Jr. und Bedford Wynn eine Franchise in Dallas zu gewähren, die den Namen Cowboys bekam und den Spielbetrieb 1960 aufnehmen sollte. Damit reagierte der neue NFL Commissioner Pete Rozelle auf die drohende Konkurrenz der AFL, die mit den Dallas Texans und Adams’ Houston Oilers zwei Teams in Texas angesiedelt hatte.
Neben den Cowboys entstand ein weiteres Expansion Team in Minneapolis, das ursprünglich für die AFL eingeplant gewesen war. Kurzfristig hatte die NFL den Investoren aus Minnesota allerdings ein lukrativeres Angebot unterbreitet, dem diese nicht widerstehen konnten - die Minnesota Vikings waren geboren. Die AFL musste nun auf dem schnellsten Weg eine neue Lösung finden. Da Barron Hilton, der Besitzer der damals noch in Los Angeles ansässigen Chargers, mit dem Ausstieg drohte, sofern die Liga nicht ein weiteres Team an der Westküste platzierte, vergab die AFL die Rechte an der achten und letzten AFL-Franchise am 30. Januar 1960 an sechs Geschäftsleute aus Oakland, die das Team Raiders tauften.
Die Standorte der acht AFL-Teams waren somit Boston, Buffalo, Dallas, Denver, Houston, Los Angeles, New York und Oakland. Damit konzentrierte sich die AFL auf größere Märkte, die mit Ausnahme von New York und Los Angeles kein etabliertes NFL-Team besaßen. Dadurch sollte in diesen Städten der steigende Bedarf nach Profi-Football, der sich seit dem NFL-Endspiel-Thriller von 1958 (dem sogenannten "Greatest Game Ever Played") immer mehr Popularität erfreute, abgedeckt werden.
Der Text stammt aus dem Buch "Von AFL bis NFL Europe" von Stefan Thoben - 292 Seiten - 29,90 Euro.
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