Grundlagen des Laufspiels

Das Laufspiel lässt sich aus taktischer Sicht in drei große Bereiche unterteilen, wobei jeder Bereich auch eine philosophische Weltanschauung beim Football darstellt. Das "Power Running Game", das "Quickness Running Game" und das "Finesse Running Game". Beim "Power Running Game" versucht die Offense, eine personelle Überlegenheit am Angriffspunkt herbeizuführen, ganz in der Tradition der Frühzeit des Footballs, auch wenn dies heute mit weniger brachialer Gewalt verbunden ist als noch vor 100 Jahren. Das "Quickness Running Game" hat das Ziel, den Angriffspunkt so schnell zu erreichen, dass der Defense keine Zeit für eine adäquate Reaktion verbleibt.

Und das "Finesse Running Game" versucht, die Defense durch verschiedene Täuschungsmanöver in die Irre zu führen und dann den dadurch entblößten Teil der Defense zu attackieren. Wie erwähnt sind diese Konzepte gleichzeitig auch trainingstechnische Weltanschauungen. Dennoch werden die verschiedenen Konzepte miteinander kombiniert. Es gibt sogar Spielzüge, die mehrere Komponenten dieser drei Konzepte in sich vereinen. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die gebräuchlichsten Spielzüge, entsprechend dieses Hintergrundes sortiert.

Das "Power Running Game" hat seine Wurzel in den Kindertagen des Footballs, hat sich aber natürlich weiter entwickelt. Aber dennoch können einige Spielzüge ihre historische Herkunft nicht verbergen. Einer dieser Spielzüge ist das "Lead Play", dessen Vorläufer bis in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts reichen. Der Spielzug wird hier aus der so genannten "Pro Formation" dargestellt. Merkmal ist ein "Double Team Block", hier gegen den Defensive Tackle, sowie ein durch die Offense erlaubtes ungehindertes Vordringen des Defensive Ends in das Backfield der Offense. Man richtet dessen Aggressivität praktisch gegen ihn selbst, indem der Fullback den Defensive End gar nicht frontal blockt und zu stoppen versucht, sondern dessen Schwung nutzt, um ihn um den Angriffspunkt herumzulenken und damit aus dem Spiel zu nehmen. Durch diese beiden Aktionen sollte sich, zumindest in der Theorie, eine Art Gasse bilden, durch die der Halfback lediglich hindurchlaufen muss.

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Quickness Running Game: Bei diesen Spielzügen geht es, wie der Name schon sagt, um Schnelligkeit. Dabei ist nicht die reine Geschwindigkeit der Spieler gemeint, sondern die Zeit, in der die Spielzüge ausgeführt werden. Sinn ist es, so schnell wie möglich mit dem Ballträger durch die Reihen der Abwehr zu laufen, am besten noch, ehe diese reagieren kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass dabei die Offensive Linemen ihre Blocks gegen die Verteidiger nur sehr kurze Zeit aufrecht erhalten müssen. Ein großer Raumgewinn ist mit diesen Manövern allerdings nicht angepeilt. Bei drei Yards Raumgewinn gilt ein solcher Spielzug bereits als voller Erfolg. Der klassische Vertreter ist der "Fullback Buck". Hier wird der Raum zwischen den beiden Offensive Guards attackiert. Durch seine relative Nähe zum Quarterback ist der Fullback prädestiniert, den Ball anzunehmen und in weniger als einer Sekunde bereits durch die Linie zu brechen, zu schnell für die Defensive Linemen. Deshalb haben in der Regel nur die Linebacker die Möglichkeit, den Spieler zu stoppen. Dies ist ein Standardspielzug, den jedes NFL-Team in seinem Repertoire hat.

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Finesse Running Game: Bei diesen Spielzügen geht es darum, die Defense in die Irre zu führen und die eigentlichen Absichten, die mit dem Spielzug verbunden sind, so lange wie möglich zu verschleiern. Dies gelingt umso überzeugender, je mehr die Offense den Eindruck erweckt, einen anderen der Defense bereits bekannten Spielzug durchzuführen. Deshalb basieren viele der erfolgreichsten dieser Spielzüge auch auf Varianten bereits geschilderter Standardspielzüge der anderen Kategorien. Besonders gegen schnell und überhastet reagierende Abwehrreihen kann damit großer Erfolg erzielt werden. Deshalb dienen diese Spielzüge auch dazu, die Spieler der Defense zu verunsichern.

Eine der beliebtesten Varianten ist der Counter. Er lässt sich mit vielen Spielzügen kombinieren. Das Grundprinzip hierbei ist, dass die Bewegungen der Angriffsspieler der Defense eine Attacke an einem bestimmten Punkt vorgaukeln, um dann, im optimalen Fall nach Reaktion der Defense, in die entgegengesetzte Richtung fortgeführt zu werden. In unserem Beispiel scheint die Attacke auf der rechten Seite der Offense stattzufinden, ist tatsächlich aber an der linken Seite geplant. Dabei beginnt der Spielzug und mit ihm alle Aktionen der Angriffsspieler wie das bereits bekannte "Blast Play". Nur gehen die Angriffsspieler es dabei nicht ganz so schnell an, um die Defense reagieren zu lassen. Während z. B. beim richtigen "Blast Play" der Center sehr schnell reagieren muss, um dem Linebacker noch rechtzeitig den Weg zu versperren, ist er bei diesem Spielzug planmäßig einen Schritt "zu langsam". Wenn der Linebacker dann seinen Fehler bemerkt und zur anderen Feldseite wechseln will, um den Spielzug zu stoppen, versperrt ihm der Center den Rückweg.

Der Text stammt aus dem Buch "Erfolgreiche Offense" von Holger Korber - 228 Seiten - 24,90 Euro.

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