Marco Ehrenfried, Daniel McCray, Okan Kilic, Danny Washington, Christian Köppe, Stephan Mertsching, Darius Carmona – die Liste der Ex-Bandits im Kader der Schwäbisch Hall Unicorns war im Jahr 2015 lang. Dementsprechend familiär gestaltete sich das Aufeinandertreffen der Spieler im Vorfeld des GFL-Duells zwischen den Rhein-Neckar Bandits und den Gästen aus Schwäbisch Hall. Bei recht unentschlossenem Wetter – stetiger Wechsel zwischen strahlendem Sonnenschein und zum Teil heftigen Schauern – durften sich die Footballfans auf ein interessantes Spiel freuen. Die Bandits legten stark los und konnten den Ball an der eigenen 2-Yard-Line durch eine Fumble Recovery erobern. Die ersatzgeschwächte Offense um QB Sonny Weishaupt konnte allerdings keine Punkte aus dem Turnover herausholen und musste den Ball wieder abgeben. Die Gäste machten es besser und erspielten sich durch zwei Pässe von QB Marco Ehrenfried auf die beiden großen Receiver Aurieus Adegbesan und Moritz Böhringer eine komfortable 14-Punkte-Führung. Diese geriet daraufhin jedoch ins Wackeln, als Justin Rodney einen Kickoff an Freund und Feind vorbei in die Endzone der Einhörner zurücktragen und somit auf 7:14 verkürzte. Leider sollte dieser Touchdown nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, denn in der Folge glänzten die grün-weißen Gäste durch ihr Laufspiel, dass in Gestalt von Running Back Christian Rycraw gleich drei Touchdowns hintereinander auf das Scoreboard zauberte. Ein weiterer Pass von Ehrenfried auf Böhringer markierte den 7:42-Halbzeitstand. In der zweiten Spielhälfte passierte dann nicht mehr viel, die Unicorns rotierten, die Bandits mussten dem Wetter ihren Tribut zollen. Dennoch hielten sie gut dagegen, sodass das dritte Quarter ohne Punkte blieb. Im vierten Quarter fing Unicorn-Receiver Patrick Donahue dann den Touchdown-Pass zum 7:49-Endstand.
2015 war auch das Jahr, als die Haller Fans zum letzten Mal eine GFL Partie im Hagenbachstadion sahen, die Stuttgart Scorpions, sollte man bereits am 29. August im neu errichteten Sportpark am Kocher empfangen. Vielen der 1.250 Zuschauer merkte man etwas Wehmut und Skepsis beim Blick auf den Umzug an. "Das wird nie mehr so schön wie hier!" war ein oft gehörter Satz. Viele freuten sich aber auch auf das neue Stadion. Sie wussten, dass sich die Verantwortlichen der Unicorns bemühten, die vielen Vorzüge der neuen Spielstätte mit dem traditionell familiären Flair der Unicorns-Heimspiele zu verbinden. Einig waren sich beide Gruppen darin, dass man sich würdig aus dem alten Stadion verabschieden musste. So hatte auch Stadionsprecher Axel Streich keine Mühe in seiner Begrüßung beim Wort "Hagenbachstadion" die Unterstützung von über 1.000 Kehlen zu bekommen. Passend dazu dominierten auch auf dem Spielfeld die Hausherren den Nachmittag. Im ersten Anlauf scheiterten die Unicorns noch an einem Field Goal-Versuch. Doch Pascall Hellwig holten den Ball sofort von den Saarländern zurück und wenig später verwandelte Kevin Becker einen 5-Yard-Pass von Marco Ehrenfried zum 7:0. Ein weiterer Kurzpass von Ehrenfried auf Christian Rycraw war der Ausgangspunkt für einen sehenswerten Lauf über 70 Yards, der mit dem 14:0 endete. Es folgte das zweite Viertel und das sollte bereits die Entscheidung in diesem Spiel bringen. Selbst ein verlorener Ball kurz vor der Saarländer Endzone durch Christian Rycraw, der am Samstag vier Touchdowns erzielte, brachte die TSG-Footballer nicht aus dem Tritt. Den Patzer korrigierte Nate Morris per abgefangenen Pass postwendend und Rycraw bedankte sich mit einem 12-Yard-Lauf zum 21:0. Kurz riss die Konzentration der Haller ab und die Hurricanes nutzten das um durch Chris Douglas auf 7:21 zu verkürzen. Danach war aber weder die Haller Offense noch ihre Defense zu bremsen. Zwei Kickoffs der Hurricanes wurden von Patrick Donahue und Moritz Böhringer in die Saarländer Endzone zurückgetragen und Christian Rycraw erzielte zwei weitere Touchdowns. Die vier Extrapunktkicks von Tim Stadelmayr sowie ein misslungener Snap der Saarländer Offense, bei dem der Ball über die Grundlinie flog, sorgten für sechs weitere Haller Punkte. Zur Pause leuchtete damit ein eindeutiges 51:7 auf der Anzeigentafel. Auch wenn die zweite Spielhälfte einen anderen Verlauf nehmen sollte, das Spiel war zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden. Halls Head Coach Siegfried Gehrke bemühte nach dem Spiel eine alte Metapher, als er aus der zweiten Hälfte die Erkenntnis zog: "Der zweite Anzug passt noch nicht!" Er meinte damit seine Backups, die gegen die Hurricanes mehr Probleme hatten, als bei ihren Einsätzen in den Spielen davor. Hier zeigte sich nun, dass die Hurricanes zu recht in der vorderen Tabellenhälfte der GFL-Süd rangieren.
Nichts zu holen gab es für die Hamburg Huskies im Viertelfinale im Haller Optima Sportpark. Mit einem klaren 61:13-Erfolg stürmten die Unicorns in das Halbfinale. Bei idealem Footballwetter und vor 1.700 Zuschauern zeigten die Schwäbisch Hall Unicorns am Samstag von Anfang an, dass sie fest entschlossen waren, sich gegen die Hamburg Huskies keine Blöße zu geben. Es war dem Team von Head Coach Siegfried Gehrke anzumerken, dass sie das Ziel Halbfinale möglichst schnell erreichen wollten und so ging man entsprechend konzentriert ans Werk, um eine frühe Entscheidung herbei zu führen. Deutlich machte das zunächst die Haller Defense. Schon im dritten Spielzug der Huskies gelang es Cody Pastorino einen Pass des Hamburger Quarterbacks Tyson Giza abzufangen. Er brachte seine Unicorns damit an der Hamburger 30-Yard-Linie in Ballbesitz und wenig später nutzte dies Marco Ehrenfried mit einem 15-Yard-Pass auf Aurieus Adegbesan zur 7:0-Führung. Auch der zweite Hamburger Angriffsversuch sollte an der Verteidigung der TSG-Footballer scheitern. Erneut verloren sie den Ball tief in der eigenen Hälfte an die Haller. Diesmal war es Christian Rycraw, der mit einem ein Yard-Lauf Profit daraus schlug und das 14:0 herstellte. Im dritten Anlauf der Huskies mussten sie den Ball dann per Befreiungskick an die Gastgeber abtreten, konnten diese an der 50-Yard-Linie aber nur mittelmäßig auf Abstand halten. Bereits im zweiten Viertel nutzte dann Thomas Rauch diesen Ballbesitz für ein 26-Yard-Field-Goal zum 17:0. Bis zur Pause wurde daraus durch zwei weitere Touchdowns von Christian Rycraw eine 31:0-Führung, die den Druck und die Konsequenz im Haller Spiel deutlich zum Ausdruck brachte. Hamburg mühte sich auch nach der Halbzeit redlich doch es gelang es ihnen trotzdem nicht, die Unicorns auf ihrem Weg ins Halbfinale zu bremsen. Besonders deutlich machte das Moritz Böhringer direkt nach dem Wiederanpfiff. Den Kickoff der Huskies zum Start in die zweite Hälfte trug der Haller über 90 Yards in die Hamburger Endzone zum 38:0 zurück. Erst nachdem Kevin Becker auf Zuspiel von Ehrenfried das 45:0 erzielt hatte, kamen die Norddeutschen durch einen 7-Yard-Pass von Giza auf Curtis Slater zu ihren ersten Punkten und zum 6:45. Kurios gestaltete sich der Haller Touchdown von Jerome Manyema Anfang des letzten Viertels. Zunächst fing Böhringer einen 14-Yard-Pass von Ehrenfried in der Hamburger Endzone. Wegen Passbehinderung wurde dieser aber nicht gewertet und Hall musste auf die 29-Yard-Linie zurück. Von dort trug Böhringer den Ball erneut über die Hamburger Goal Line, doch diesmal verhinderte ein regelwidriger Block die Haller Punkte. Nun startete Jerome Manyema aus 39 Yards Entfernung, erreichte ebenfalls die Huskies-Endzone und mit diesem dritten Anlauf stand es dann auch tatsächlich 52:6. Hall baute seinen Vorsprung danach durch einen Touchdown von Tobias Häfner und ein Field Goal von Tim Stadelmayr auf 61:6 aus, bevor Curtis Slater den 61:13-Endstand herstellte.
Wenig überraschend wurde auch der abermalig Einzug von Schwäbisch Hall in den German Bowl bewertet. In einem bis zum Ende spannenden Spiel besiegten sie am Samstag im Optima Sportpark vor 2.300 Zuschauern die Dresden Monarchs mit 41:34. "Den Sieg hätten heut beide Teams verdient", sagte Halls Head Coach Siegfried Gehrke nach dem Spiel. Er zollte damit den Dresdner Monarchs den Respekt, den sie sich durch ihre am Samstag, in einem hochklassigen Spiel gezeigten Leistung mehr als verdient haben. Die Gäste aus Sachsen lieferten den Unicorns einen bis zur letzten Spielminute spannenden Kampf um den Einzug in den German Bowl, der an Dramatik nichts zu wünschen übrig ließ. Es war das erwartete Spiel auf Augenhöhe und in dem die Unicorns zunächst schwer mit dem Dresdner Running Back Donald Russel zu kämpfen hatten. Über ihn liefen zumindest in der ersten Hälfte die meisten Monarchs-Angriffe und zweimal war er es, der mit langen Läufen Dresdner Touchdowns vorbereitete. Gleichzeitig setzte die Dresdner Defense die Haller Offense so unter Druck, dass diese zunächst keine Chance hatte, der Monarchs-Endzone gefährlich nahe zu kommen. Quarterback Marco Ehrenfried hatte zu wenig Zeit, um seine Receiver mit langen Pässen präzise bedienen zu können. Gleichzeitig tat sich auch Running Back Christian Rycraw extrem schwer, nennenswerten Raumgewinn zu erzielen. Die Haller Defense stand dem allerdings in nichts nach. Auch der Monarchs-Angriff sah sich mit einem starken Gegner konfrontiert, sodass das erste Viertel auch punktlos blieb. Die Endzonen beider Teams schienen erst geöffnet worden zu sein, nachdem Christian Rycraw zunächst einen 40-Yard-Lauf auf den Rasen zauberte und danach das letzte Yard zum 8:0 überbrückte. Danach war es Donald Russel, der das Spiel fast im Alleingang dominierte. Zweimal übernahm er die Vorbereitung und den Abschluss der Dresdner Angriffsserien und so kamen die Gäste mit 16:8 die Führung, bevor Patrick Donahue von Marco Ehrenfried mit einem Kurzpass bedient wurde und daraus einen 75-Yard-Touchdown zum 14:16 machte. Mit dem Halbzeitpfiff konnten die Monarchs allerdings per Field Goal von Jan Hilgenfeldt noch auf 19:14 erhöhen. Aus einem vierten Versuch machten die Unicorns dann Mitte des dritten Viertels einen 32-Yard-Pass von Marco Ehrenfried auf Felix Brenner, der ihnen nicht nur die 22:19-Führung brachte, sondern auch das viel beschworene Momentum bescherte. Gerhard Jäger unterstrich das indem er einen Pass von Dresdens Quarterback Jake Medlock abfangen und die Unicorns dadurch Anfang des ersten Viertels ihre Führung durch Christian Rycraw auf 28:19 ausbauten. Postwendend zogen die Monarchs zwar mit einem Kickoff-Return über 90 Yards durch Trevar Deed zum 28:26 nach, doch die TSGler ließen sich das Heft zunächst nicht mehr aus der Hand nehmen. Erneut bediente Marco Ehrenfried Felix Brenner mit einem 32-Yard-Pass und brachte so sein Team mit 34:26 in Führung. Die Haller Defense erlaubte den Dresdnern danach keinen neuen First Down und der Befreiungskick der Gäste landete bei Patrick Donahue. Der nutzte die Chance zu einem sehenswerten Return über 85 Yards, bei dem er mehrere Monarchs gekonnt aussteigen ließ und das 41:26 herstellte. Spannend wurde es in den letzten Minuten durch den Anschluss-Touchdown von Donald Russel zum 34:41 und einem erfolgreichen Onside-Kick der Gäste, der sie drei Minuten vor Spielende sofort wieder in Ballbesitz brachte. Doch die Unicorns-Defense gab das Spiel nun nicht mehr aus der Hand und schickte die Monarchs-Offense ohne Punkte wieder vom Feld. Noch zweimal sollte der Ballbesitz wechseln, aber ohne dass Punkte erzielt werden konnten.
Nach 15 Finalteilnahmen wollten die New Yorker Lions aus Braunschweig ihren zehnten deutschen Meister Titel am 10.10. erobern und sich somit noch weiter von den Düsseldorf Panthern distanzieren, die nach neun Finalteilnahmen, immerhin sechsmal ganz oben auf der Siegertreppe stehen durften, dafür aber genauso wie die Braunschweiger Footballer eine 66,75 prozentige Erfolgschance bis heute nachweisen können. Der Tisch war also festlich gedeckt und die wieder 12000 Footballfans hatten allen Grund sich auf das 38. deutsche American Football Endspiel zu freuen, welches viel Klasse versprach. Schwäbisch Hall gewann den Coin Toss und entschied sich, im dritten Viertel anzugreifen. Entsprechend besaß Braunschweig die erste Chance, frühzeitig für Big Plays und die ersten Punkte im German Bowl XXXVII zu sorgen. Running Back David McCants, der in diesem Jahr erneut mit 89,9 Yards pro Punktspiel zu den erfolgreichsten Offense Spielern der GFL gehörte, erhielt entsprechend die Aufgabe, erste Raumgewinn zu erzielen. Quarterback Casey Therriault warf einen nicht kompletten Pass und die Lions sollten anschließend nicht mehr den vierten Versuch verwandeln. Dieses war dem amtierenden Meister in der regulären Saison 2015 noch nicht oft passiert, zeigte aber, dass es den Unicorns Coaches gelungen war, ihre Verteidigungsreihen verbessert gegen die Löwenstädter einzustellen. Schwäbisch Hall Angriff startete wiederum in den ersten Minuten sehr engagiert und erreichte auch nach wenigen Spielzügen die Red Zone des amtierenden Meisters. Nach einem 23 Yard Lauf von Running Back Christian Rycraw und einer Strafe wegen Passbehinderung gegen die Defense der Lions, fanden sich die Haller schnell fünf Yards vor der Endzone der Lions wieder. Running Back Christian Rycraw, der in den Statistiken eine besonders dominante mit 1934 zurück gelegten Yards und 113,8 Yards Raumgewinn pro Match eroberte, nahm sich ein Herz und fand genau die Lücke, um über die kurze Distanz erstmals die Lions Endzone zu erreichen. Der Coup gelang und Hall führte zur Überraschung vieler Footballfans mit 6:0. Braunschweig musste nun eine schnelle Antwort finden, wollten sie den Beginn des Endspieles verpassen. Zunächst lief Running Back David McCants von der eigenen 20 Yard Linie für einen Raumgewinn von 12 Yards, dann fand Quarterback Casey Therriault seinen Receiver Janos Knopf mit einem 12 Yard Pass. Therriaults Pass auf Niklas Römer über 56 Yards und der verwandelte Extrapunkt brachte schließlich die Wende und die Lions mit 7:6 in Front. Die Lions Defense schien fester und konzentrierter zu agieren und sie stellte sich auch auf Halls RB Rycraw ein, so dass QB Marco Ehrenfried immer wieder aus seinem Rhythmus geschüttelt und zum Passen gezwungen wurde. Ein Missverständnis zwischen QB Ehrenfried und WR Felix Brenner führte schließlich zu einem Fehlpass. Drei Versuche führten nicht zum gewünschten Erfolg und auch der ausgespielte vierte Versuch endete nach einem Sack von Sorie Bayoh gegen Marco Ehrenfried auf dem Boden der Tatsachen. So bekamen die Löwen in guter Ausgangssituation an der Unicorns 40 Yard Linie die Chance auf weitere Punkte. Mit Pässen von Therriault auf Christian Bollmann und Evan Landi gelangten die Löwen bis an die 17 Yard Linie der Unicorns. Braunschweigs Kicker Tobias Göbel sollte letztlich von dieser Situation profitieren und kickte am Ende des Spielzuges ein 47-Yard-Field-Goal, welches Braunschweig die schmeichelhafte 10:6 Führung einbrachte. Der Herausforderer aus Baden-Württemberg geriet nun unter Zugzwang und erlebte auch kuriose Szenen. Ein Braunschweiger Spieler berührte irrtümlich den Ball während des Kicks, das Spielgerät wurde automatisch zum freien Ball und Schwäbisch Hall sicherte den Ball. QB Ehrenfried nutzte diese verwirrende Situation und bediente WR Patrick Donahue. Eine Strafe gegen die Lions hielt Schwäbisch Hall am Leben, blieb aber folgenlos, da wenige Spielminuten später, die Haller Offense nach vier Versuchen den Platz wieder verlassen musste. Braunschweigs Defense schaffte es somit immer besser, die Haller Offense effektiv zu stören. Ähnlich aggressiv spielte aber auch Halls Defense und stützte sich unter anderem auf die Erfahrung von Defensive End Thomas Rauch. Auf der anderen Seite erhielt Braunschweigs QB Therriault viel Zeit und riskierte auch viel. Ein langer Pass auf Evan Landi im ausgespielten vierten Versuch wurde vom Empfänger gecatcht, doch eine fünf Yards Strafe gegen einen Offensive Lineman vereitelte den ursprünglichen Plan. Der folgende Punt wurde nur angetäuscht und Therriault passte zu einem seiner Receiver, der wiederum den Ball nach einem harten Hit von CB Morris verlor. Braunschweig spielte in dieser Zeitsequenz trickreicher und ihre Bemühungen wurden am Ende des zweiten Viertels auch belohnt. Ein langer Pass von Therriault auf Christian Bollmann katapultierte Braunschweig bis an die Endzone der Unicorns. Landi überbrückte schließlich die letzten Yards ohne Probleme und scorte zum 17:6. Schwäbisch Hall gab sich zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht auf, zeigte Kampfgeist und antwortete durch RB Christian Rycraw prompt. Sein fulminanter Touchdown-Lauf verblüfft die Lions Abwehr und zeigt, dass Halls Vorblocker einen sehr guten Dienst verrichtet hatten. Die Unicorns verkürzten 41 Sekunden vor der Pause verdient auf 12:17. Lions Kicker Tobias Göbel kickt die beiden Teams schließlich mit einem 37-Yard-Field-Goal in die Pause und verschaffte den Niedersachsen einen 20:12 Pausenzwischenstand und acht Punkte Vorsprung. Entsprechend vorsichtig optimistisch äußerte sich Unicorns Head Coach und bemängelte lediglich, dass es etwas Konfusion in der Haller Defense gegeben hätte und dass acht Punkte aufholbar wären. Ein Fortschritt zu den letztjährigen ersten zwei Vierteln des German Bowls XXXVI sah Gehrke aber auf jeden Fall. Seinerzeit lagen die Unicorns bereits 17 Punkte zurück und besaßen auch ein unterentwickeltes Offense Laufspiel, welches 2015 sich als eine bemerkenswerte Macht präsentierte. Das Besondere am immer kälter werdenden Samstagabend im Ludwig-Friedrich-Jahn-Sportpark war aber vor allem die kämpferische Einstellung des Vizemeisters aus Baden-Württemberg, die sich bis zum Ende des vierten Viertels hinzog und eine steile Leistungsentwicklung in den letzten zwölf Monaten offenbarte. Ein sportliches Desaster, wie noch 2014 gesehen, blieb den Unicorns diesmal erspart, so dass die Truppe von Siegfried Gehrke letztlich mit erhobenen Köpfen die Arena verlassen durfte. Diese Einstellung wurde zudem gleich zu Beginn des dritten Viertels belohnt. Schwäbisch Hall eröffnete mit einem Paukenschlag und einem Play Action Pass den dritten Durchgang. QB Ehrenfried passte auf WR Patrick Donahue und die Einhörner stürmten rasant bis in die Red Zone der Lions und brillierten erneut mit Donahue. Mit rasender Geschwindigkeit erreichte der Läufer die rechte Seite der Endzone und verkürzte auf 18:20. Die angestrebte Two-Point-Conversion missglückte allerdings. Casey Therriault bewies im Anschluss wieder einmal seine Klasse und brach mehrere Tackles. Seine Beweglichkeit und Geschwindigkeit sprachen erneut für ihn und er war vor allem im dritten Viertel von den Hallern nur schwer zu stoppen. Zur rechten Zeit gelang ihm zudem der wichtige Touchdown-Lauf zum 27:18, aber auch der Unicorns und Nationalmannschaftsspieler QB Marco Ehrenfried wusste zu gefallen und warf seinen ersten Touchdown zum 27:25 Zwischenstand. Braunschweig wollte sich aber in der Partie, die sich mittlerweile zum offenen Schlagabtausch entwickelt hatte, nicht die Butter vom Brot nehmen und scorte zum wichtigen 34:25 Zwischenstand. Wie bereits beim ersten Touchdown gesehen, fand Therriault erneut mit einem langen Pass Niklas Römer über nahezu die Hälfte des Spielfeldes, bis an die fünf Yard Linie der Unicorns. Von dort aus war es David McCants überlassen, für den erneuten neun Punkte-Vorsprung zu sorgen. Doch der dritte Spielabschnitt war noch nicht beendet und auch die Haller erhielten noch einmal die Chance zu punkten, vergaben aber die Möglichkeit eines 40-Yard-Field-Goals, welches weit am Tor vorbei segelte. Über die Hälfte des vierten Spielabschnitts verging, bevor es die New Yorker Lions waren, die den letztendlich entscheidenden Touchdown zu ihren Gunsten erzielten. Nach einem personal foul gegen Hall marschierten die Lions bis zur 15 Yards Line der Unicorns. Im ersten Versuch verfehlte Therriault noch seine Anspielstation Anthony Dablé, der bisher eher blass wirkte und von den Unicorns sehr gut abgeschirmt wurde. Auch der Lauf über die rechte Seite von David McCants brachte keinen echten Raumgewinn. Der dritte Versuch sollte zudem von Dablé nicht gesichert werden und der Field-Goal-Versuch von Kicker Goebel erreichte sein Ziel ebenfalls nicht. Anthony Dablé durfte erst rund zwei Minuten und 30 Sekunden vor dem Ende kräftig jubeln. Läufe von David McCants und Max Merwarth folgten Passfängen von Niklas Römer und Evan Landi, die das Team der Löwen bis an die 20 Yard Linie der Haller brachte. Den 20 Yard Touchdown-Pass von Therriault 41:25 fing schließlich Anthony Dablé. Bei noch etwas mehr als zwei Minuten Spielzeit setzten die Unicorns noch einmal alles auf eine Karte. Halls QB Ehrenfried behielt die Nerven und passte in der vorletzten Minute zu Aurieus Adegbesan, der wenige Yards vor der Braunschweiger Endzone goldrichtig stand. Auch der zweite Pass von Ehrenfried auf Donahue fand sein Ziel und führte zum 41:31 aus der Sicht der New Yorker Lions. Der folgende Versuch eines Onside-Kicks scheiterte jedoch und die Löwenstädter brauchten nur noch abzuknien, um ihren insgesamt zehnten nationalen Meistertitel in ihrer Clubgeschichte zu gewinnen.
In der Rückschau war es somit das dritte Viertel, in dem das Spiel letztendlich entschieden wurde. So meinte auch Halls Head Coach Siegfried Gehrke nach dem Abpfiff: "Unsere Defense hat viele gute Aktionen gezeigt, in den entscheidenden Momenten im dritten Viertel hätten wir aber konsequenter verteidigen und die Lions mindestens einmal ohne Punkte stoppen müssen. Wir haben einen großen Schritt gemacht, aber es hat noch nicht ganz gereicht", sagte Siegfried Gehrke nach dem Spiel. "Wir hatten vor dem Spiel gesagt, dass wir bis zu 30 Lions-Punkte zulassen können. Das ist uns leider nicht gelungen", erklärte Gehrke, der im Haller Trainerstab selbst für die Haller Verteidigung verantwortlich ist. Ganz als Gentleman zeigte sich Meistercoach Troy Tomlin aus Braunschweig: "Die Unicorns haben uns ein hartes Spiel geliefert. Damit hatte ich gerechnet. Ich weiß wie gut sie sind und dass das Spiel im letzten Jahr auf Haller Seite ein Ausrutscher war."
Im gesamtsportlichen Kontext lässt sich die 37. Auflage eines deutschen American Football Endspieles eventuell noch mit der 199er Auflage in Hanau vergleichen, als die Düsseldorf Panther die Berlin Adler mit 27:17 besiegten. Jedoch muss auch berücksichtigt werden, dass seinerzeit nur 7862 Zuschauer das 16. Finale sehen wollten 21 Jahre später eine bessere Zuschauerbilanz wohl möglich gewesen wäre, wenn das gesamtpolitische Umfeld es ermöglicht hätte, geeignete Fahrzeuge in größerer Anzahl rechtzeitig zu beschaffen, um vor allem die Fans aus Braunschweig in die Hauptstadt zu befördern. Sportlich bestach der diesjährige German Bowl vor allem in seiner relativen Ausgeglichenheit und Vielfältigkeit, wurde aber aufgrund der konsequenter agierenden Defense der Lions entschieden, die wiederum die Vorlagen erarbeitete, und ein Casey Therriault erneut nutzte, um sein breit aufgestelltes Receiver Korps zu bedienen, dass die Baden-Württemberger langfristig nicht neutralisieren konnten. Schließlich erkannte Schwäbisch Halls Quarterback Marco Ehrenfried: " Es war immer ein enges Spiel. Die Lions sind nie so weit weggezogen, dass wir dachten, man könnte das Spiel nicht mehr drehen. In der zweiten Halbzeit waren wir wie in einem Flow. Es haben heute nur Kleinigkeiten gefehlt. In manchen Situationen waren wir nicht clever genug oder mein Pass kam nicht gut. Am Anfang hatte ich mich leicht einschüchtern lassen, weil der Gegner recht früh zwei gute Hits auf mich hatte, so dass ich den Ball immer zu schnell wegwerfen wollte und nicht lang genug gehalten habe."
Dass diesmal Braunschweig mehr kämpfen musste, als im Vorjahr empfand auch Braunschweigs Running Back Patrick Papke: "Heute war das nicht so ein Blow-Out wie im letzten Jahr. Die Schwäbisch Haller haben schon ein ordentliches Footballspiel geleistet. Gerade den ersten Score der Unicorns mussten wir erst einmal wegstecken. Dann hatten wir aber unser Spiel gemacht, so wies geplant war. Wir hatten uns gut vorbereitet. Auch ein paar Spielzüge hatten wir explizit für Schwäbisch Hall einstudiert." Und last but not least bemerkte Halls Head Coach Siegfried Gehrke nach dem Spiel: "Wir haben nicht schlecht gespielt, aber die Lions sind einfach kaltschnäuziger. Gegen die Lions muss man sein A-Spiel bringen, und nicht das B+. Um deutscher Meister zu werden haben wir noch auf beiden Seiten des Balles zu viele Fehler gemacht. Unser Anspruch war, vor dem Spiel mit der Offense 30 Punkte zu machen, dann sollte es reichen. Wir haben sogar 31 Punkte gemacht. Dann lag es an der Defense, für die ich zuständig bin. Im dritten Viertel waren einige Szenen, wo wir postwendend nach eigenen Scores immer wieder Punkte der Lions zuließen. Das hatte es letztendlich ausgemacht."
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Schwäbisch Hall Unicorns im Porträt
Teil 1: Stürmischer Beginn, harte Landung und Comeback
Teil 2: Zweiter Versuch
Teil 3: Endstation Viertelfinale
Teil 4: Jubiläum 20 Jahre Unicorns
Teil 5: Und wieder Stopp im Viertelfinale
Teil 6: Erstmals international, erstmals Halbfinale
Teil 7: Klassiker gegen Marburg und Stuttgart
Teil 8: Aus größter Not gerettet
Teil 9: Nummer eins im Süden
Teil 10: Nummer eins in Deutschland
Teil 11: Der Triumph
Teil 12: Zweiter Titel
Teil 13: Rückschlag im Viertelfinale
Teil 14: Immer wieder Stuttgart
Teil 15: Zugänge aus Mannheim
Teil 16: Wieder nur Zweiter
Teil 17: Back to back Meister
Teil 18: Jede Serie endet irgendwann
Teil 19: Ein neuer Bezwinger
Teil 20: Routine schlägt Risikobereitschaft
#8 QB Marco Ehrenfried (Schwaebisch Hall Unicorns) zeigt die Richtung an, Vorwärts! (© CS-Sportfoto)