Im Süden regierte Schwäbisch Hall 2011 unangefochten weiter. Wichtig war für die Unicorns vor allem der Erfolg gegen den Dauerrivalen aus Stuttgart, vielmehr aber noch der Gewinn des direkten Vergleiches gegen die Rhein-Neckar Bandits. Trotz der Ausfälle entscheidender Spieler wie Jake Spitzlberger und Fritz Waldvogel gelang den Schwäbisch Hall Unicorns vor 1.400 Zuschauern im Haller Hagenbachstadion ein 27:6-Erfolg gegen die Stuttgart Scorpions. Am Ende der Erfolg einer geschlossenen Mannschaftsleistung und einer für Sicherheit sorgenden Unicorns-Defense. Nach der Niederlage in Mannheim gelang dem deutschen Meister ein für die Moral unheimlich wichtiger Sieg gegen die Stuttgart Scorpions. Dass es ihnen gelang, mit einer im Backfield und auf den Receiver-Positionen fast vollständig umgestellten Offense gegen die nach Punkten beste Defense der GFL-Süd zu bestehen, tat der Mannschaft sichtlich gut. Aus den grünen Trikots blickten nach dem Spiel nur erleichterte Gesichter die alle zu sagen schienen: "Wenn es sein muss, dann können wir auch so."
Umso überraschender verlief das Rückspiel gegen die Bandits in Mannheim. Zu Beginn der Saison und auf dem Papier sah die Begegnung relativ eindeutig aus. Da reiste der amtierende Meister zum Aufsteiger. Doch schon direkt vor dem Spiel war das Bild, beim Blick auf die Tabelle ein anderes. Da traf nämlich der Tabellen Erste auf den Zweiten in der Gruppe Süd. Beide Teams hatten sich im Lauf der Saison nur wenig Blöße gegeben und so stand den Besuchern bei angenehmem Herbstwetter im MTG-Stadion in Mannheim ein spannender Football Nachmittag bevor. Die Bandits hatten vor der Saison noch als Ziel den Klassenerhalt ausgegeben und nun ging es auf einmal um das Heimrecht in den Playoffs der GFL. Zunächst waren aber erst einmal die Gäste aus Hall am Zug, die bereits mit dem ersten Return ein Ausrufezeichen setzten und den Ball tief in die Hälfte der Bandits brachten. Ein schneller Touchdown war die Folge und die Gastgeber lagen schon kurz nach Beginn des Spiels mit 0:7 im Rückstand. Auch der Angriff der Mannheimer schien nicht recht ins Spiel zu finden und man musste schnell nach drei Versuchen den Ball abgeben. Diesmal fasste die Mannheimer Verteidigung jedoch besser Fuß fassen und auch die Gäste mussten sich mit einem Punt wieder vom Angriffsrecht trennen. Der Angriff der Bandits schien aber in respektvoller Starre vor dem Gegner nichts auf die Reihe zu bekommen und den Unicorns gelang sogar ein fulminanter Interception Return Touchdown aus dem folgenden Angriff der Mannheimer heraus. Neuer Spielstand 0:14. Der Knoten schien aber erst im zweiten Quarter zu platzen, als man nach langen relativ unfruchtbaren Bemühungen durch einen langen Pass von Marco Ehrenfried auf Mertsching urplötzlich vor der gegnerischen Endzone stand. Diese gute Feldposition verwandelte der mittlerweile routinierte Angriff um das Quartett Ehrenfried, Washington, Cooper und Mertsching dann auch sicher in die ersten Punkte. Spielstand 7:14. Das Spiel entwickelte sich in der Folge zu einem starken Schlagabtausch zweier Mannschaften, die sich auf Augenhöhe begegneten. Im zweiten Quarter wurde es auf dem Feld turbulent, als Mannheim einen Pass der angreifenden Gäste abfangen konnte, es aber im anschließenden Return zu einem Fumble mit Balleroberung durch die Unicorns kam. Quasi rückwärts Raumgewinn mit neuem Ersten Versuch für die Gäste. Danach konnte Mannheim noch auf 14:14 ausgleichen, den Unicorns gelang aber ebenfalls noch vor der Halbzeit ein weiterer Touchdown. Durch den anschließenden Angriff mit TD von Mertsching aber verpasstem Extrapunkt durch Mannheim ging es mit einer knappen 20:21-Führung für die Gäste in die Pause. In der zweiten Spielhälfte lief für die Bandits fast alles rund und die Gäste aus Hall kamen ohne ihren verletzten QB nicht mehr zu Punkten durch einen Touchdown. Im Gegenzug schien bei den Bandits alles zu gelingen. Ein abwechslungsreiches Angriffsspiel, das immer wieder auf S. Cooper und S. Mertsching aufbaute, bewegte den Ball bei jedem Drive konstant übers Feld und man konnte den Spielstand in den beiden letzten Spielvierteln auf den Endstand von 37:27 bringen.
In den Playoffs sollten schließlich die alten Gesetze wieder gelten. Mit einem 41:25-Erfolg setzte sich am Ende der amtierende deutsche Meister aus Schwäbisch Hall gegen die Düsseldorf Panther durch und kam damit der erneuten Endspielteilnahme einen Schritt näher. Die Mission "Titelverteidigung" der Schwäbisch Hall Unicorns ging im Halbfinale in den entscheidenden Abschnitt: Durch einen 38:21-Erfolg im Halbfinale gegen die Berlin Adler haben sich die amtierenden deutschen Meister am Samstag im Haller Hagenbachstadion zum zweiten Mal in ihrer Geschichte für den German Bowl qualifiziert. 2.300 Zuschauer sahen am Hagenbachstadion ein Spiel, das den Erwartungen an ein spannendes Halbfinale voll gerecht wurde. Wie zu erwarten war, standen sich zwei Teams auf Augenhöhe gegenüber. Am Ende zeigten die Haller Gastgeber den konzentrierteren Auftritt. "Hall war heute einfach besser. Sie haben die richtigen Sachen gemacht und wir nicht", meinte auch Berlins Head Coach Wanja Müller nach einem Spiel, in dem sehr lange keine eindeutige Dominanz durch einen der beiden Kontrahenten auszumachen war. Durch RB Waldemar Schander und QB Jake Spitzlberger konnten die Unicorns zwar im ersten Viertel mit 14:0 in Führung gehen, wenig später war dieser aber wieder zusammengeschmolzen. Die Adler hatte durch R Conrad Meadows zunächst auf 6:14 verkürzt, ließen sich danach auch durch ein Field Goal von Thomas Rauch zum 17:6 nicht beirren und legten mit einem Touchdown von Daniel Vöhringer zum 14:17 nach. Nur einen Spielzug brauchte die Unicorns-Offense allerdings im Gegenzug, um wieder nachzulegen. Ein 53-Yard-Pass von Jake Spitzlberger auf den wieder genesenen Fritz Waldvogel brachte den 24:14-Halbzeitstand. Im dritten Viertel stockte es dann im Haller Angriff. Die Unicorns mühten sich erfolglos gegen die sehr einfach aber höchst effektiv spielende Berliner Defense. Durch einen 53-Yard-Pass von QB Alex Good auf den langen R Daniel Vöhringer, der von der Haller Defense am Samstag mehrfach sträflich ungedeckt blieb, kamen die Berliner mit 21:24 wieder auf drei Punkte an ihre Gastgeber heran. Obwohl Hall durch Jake Spitzlberger Anfang des letzten Viertels mit 31:21 in Führung ging, war dieses Spiel für die amtierenden Meister noch nicht entschieden. Erst als die Unicorns-Defense vier Minuten vor Spielende einen vierten Versuch der Adler stoppen konnten, wurde auf den Rängen von einer Vorentscheidung gesprochen. Gewissheit und das finale Endergebnis brachte dann zwei Minuten später ein weiterer Spitzlberger-Touchdown zum 38:21.
Nach den Schwäbisch Hall Unicorns qualifizierten sich auch die Kiel Baltic Hurricanes für den 34. German Bowl in Berlin. Die Fördestädter und amtierenden Vizemeister schlugen die Dresden Monarchs mit 35:14 auf dem Sportplatz des FC Kilia Kiel. 2356 Footballfans sahen die Partie bei angenehmen Temperaturen und feierten den fünften Finaleinzug der Canes in Folge. Bis die Hurricanes allerdings den Halbfinalsieg mit ihren Fans feiern konnten, mussten die Gastgeber einige Felsbrocken aus dem Weg räumen, die in Person der Dresden Monarchs angereist waren. "Wir haben uns selbst das Leben zu Beginn schwer gemacht, das darf man sich gegen Dresden nicht erlauben. Doch wir haben das Vertrauen in uns und konnten das Spiel für uns entscheiden", erklärte der glückliche Kieler Head Coach Patrick Esume nach dem Spiel. Den ersten Stich setzten auf jeden Fall die Monarchs und beendeten den ersten Drive der Kieler mit einer Interception. Dresdens Quarterback Warren Smith nutzte bald darauf die Gelegenheit und lief über neun Yards zum ersten Touchdown des Tages. Die kalte Dusche für die Gastgeber saß und es musste aus Sicht der Wirbelstürme gehandelt werden, damit die Männer mit den Goldhelmen, den Nordmeistern nicht den Schneid abkaufen würden. Die Hurricanes ließen mit der Antwort nicht lange auf sich warten. Jeff Welsh fand nur kurze Zeit später Philipp Dohrendorf mit einem 59 Yard Pass. Bruder Julian kickte den Ausgleich zum 7:7 und Dresden versuchte anschließend ein Field Goal zu kicken, um die Führung zurück zu erobern. Der Schuss aus 36 Yards verfehlte jedoch sein Ziel und stattdessen punkteten die Canes erneut. RB und GFL-Topscorer Trevar Deed lief über 54 Yards zum ersten seiner drei Touchdowns des Tages und die grüne Dampfmaschine erwies sich wieder einmal als der Matchwinner in brenzlichen Situationen. Doch Dresden schlug noch ein Mal zurück. Receiver Jamal Smith fing einen 32-Yard Pass von Warren Smith und diesen in der Kieler Endzone. Nach dem Extrapunkt durch Jan Hilgenfeldt stand es zu Beginn des zweiten Viertels 14:14. Wiederum dauerte es jedoch nicht lange und die Canes übernahmen erneut die Führung. Aaron Love fing einen Touchdown-Pass von Jeff Welsh und Julian Dohrendorf kickte den Extrapunkt zum Halbzeitstand von 21:14 für die Canes. Zwar drängten die Hurricanes in den weiteren zwei Ballbesitzen des Viertels weiter in Richtung der Dresdner Endzone, doch die Monarchs stoppten sie sowohl in einem ausgespielten vierten Versuch, als auch bei einem angetäuschten Field Goal Trickspielzug, der einer Interception durch Derik Posdorfer folgte. Vor der Pause scheiterten ferner Kiels Benjamin Mau und kurz darauf Aaron Love und sollten Pässe von ihrem Quarterback nicht sichern. Die Dresdner Gäste zeigten in dieser Spielphase Kampfgeist und Elan und versuchten noch einmal ihren Druck auf die Gastgeber zu verstärken. Eigene Punkte sollten sie aber nicht generieren, so dass die Entscheidung nach dem Wideranpfiff fallen musste. Das dritte Viertel wurde mit jeweils einem Punt für beide Teams eröffnet und auch in der folgenden Angriffssequenz sollten sich die Monarchs nicht durchsetzen. Es folgte ein Field-Goal-Versuch, den die Canes blockten. Der stets wache RB Trevar Deed setzte sich schließlich mit einem 21-Yard-Lauf entscheidend ab und erkämpfte für seine Farben das 28:14. Im vierten Viertel setzten die Monarchs alles auf eine Karte und es wurde ein Quarter der vierten Versuche. Den ersten spielten die Elbstädter bei noch acht Yards zu gehen aus. Doch Quarterback Smith konnte kein neues First Down für sein Team erspielen, sondern verlor den Ball, den Jaques Huke sicherte. Auch die Canes spielten anschließend ihren vierten Versuch aus, doch die Monarchs stoppten Deed Zentimeter vor der First Down Markierung. Der nächste Drive der Dresdner endete beim vierten Versuch und noch 15 Yards zu gehen, als Lansana Teuber den Pass von Smith abwehrte. Für den Angriff der Kieler lief es dagegen besser und Trevar Deed lief zu seinem dritten Touchdown des Tages. Julian Dohrendorf kickte den Extrapunkt zum Endstand von 35:14 und Tim Egdmann beendete den letzten Angriff der Monarchs – erneut im vierten Versuch – mit einem Quarterback Sack.
Robert Huber, der als AFVD Präsident schon der Hausherr vieler Endspiele gewesen ist, musste nach dem Abpfiff der 34. Auflage selbst zugeben, dass er im letzten Jahr in Magdeburg noch dachte, dass sich die Spannung in einem Finale nicht mehr steigern lassen wu?rde. Nun wurden im Berliner Jahn-Stadion so viele Punkte wie noch niemals zuvor einem dankbaren Publikum präsentiert. In Berlin zwischen Siegerehrung und der folgenden Pressekonferenz war er sich vor allem nicht mehr ganz so sicher, ob das Endspiel des Jahrgangs 2012 nicht doch noch ein Hauch mehr Dramatik geboten hatte als der Jahrgang davor. Mit Nerven wie Drahtseilen wurde in der letzten Minute der regulären Spielzeit Halls Kicker Thomas Rauch aufgefordert, seinen Job zu erledigen und ein 47-Yard-Field-Goal zwischen die Torstangen zu bugsieren. Diese Aufgabe beim Spielstand von 53:53 bestand der Mann mit dem goldenen Fuß auch, und wie schon ein weiblicher Fan auf seinem Fan-Trikot schrieben ließ ("gleich rauchts"), rauchte es bei Rauch auch wirklich, zuerst im Kopf vor Spannung und später vor Freude, u?ber den verwandelten und enorm wichtigen Kick aus längerer Entfernung, der die Unicorns fu?r alle Mu?hen und Plackereien entschädigte, die eine Saison mit sich bringen kann. Fu?r Gesprächsstoff sorgten auf jeden Fall nicht nur die letzten 34 Sekunden vor dem Abpfiff, sondern auch die stetigen Ups und Downs der vier Viertel, die dem German Bowl XXXIV einen besonderen Stempel aufdru?ckte und die 11.242 Zuschauer in ihrem Bann hielten. Das Schicksal meinte es zuerst mit den Süddeutschen gut und wechselte dann im dritten Viertel zu den Norddeutschen, um am Ende des dritten Durchganges den Kielern, die schon mit 15 Punkten wie der fast sichere Sieger aussahen, wieder zu verlassen und den soliden Hallern den begehrten Wanderpokal des deutschen American Footballs in die Hände zu spielen.
Mit 56:53 eroberten sich die Schwäbisch Hall Unicorns zwar ihren zweiten Meistertitel in Folge und ließen die unglücklichen Kiel Baltic Hurricanes am Samstagabend nur mit einer Silbermedaille nach Schleswig-Holstein zurück fahren, doch es hätte nicht viel gefehlt und das Berliner Publikum hätte auch einen anderen Champion feiern du?rfen. ."Hall hat es verstanden mehr so genannte Big Plays zu machen und unsere Fehler zu nutzen.", erklärte ein sichtbar enttäuschter Kieler Head Coach Patrick Esume nach dem Spiel und meinte auch, dass er nicht gesehen hat, ob die Herausstellung seines Centers Oliver Beeck wirklich berechtigt gewesen sei. "Olli sagte zu mir, dass u?berhaupt nichts gewesen sei." Als mindestens genauso schwerwiegend und tragisch bezeichnete Esume aber auch die Verletzung des GFL Top-Scorers Trevar Deed, dessen Verlust die Canes auf keinen Fall mehr kompensieren konnten. Der vom Eastern Arizona College gekommene Deed brach in dieser Saison bereits den Hurricanes Rekord der meisten erzielten Touchdowns und präsentierte sich auch in der GFL als der Top Scorer der Saison. Bei einem Kick Return im dritten Viertel trug Deed den Ball bis an die Kieler 34-Yard-Linie und stu?rzte nach einem Tackle so hart auf den linken Arm, dass er sich Elle und Speiche brach und in Berlin am selben Abend operiert wurde. Doch die Reihe der Gru?nde, warum der alte Meister auch der neue Champion wurde, sind auch im ersten Viertel zu suchen, als beide Teams noch voller Optimismus, Elan und Frische an den Start gingen und sich von ihren jeweiligen Fangruppen, die in großer Anzahl an die Spree reisten, ausgiebig zur Begru?ßung feiern ließen. Die Schwäbisch Haller erwischten auf jeden Fall den besseren Start. Die Hurricanes arbeiteten sich im ersten Ballbesitz bis kurz vor die Red Zone der Unicorns, als Julian Dohrendorf nach einem Pass von Jeff Welsh den Ball. Dieses Geschenk ließ sich Hall nicht nehmen. Quarterback Jake Spitzlberger erlief u?ber 16 Yards den ersten Touchdown des Abends und bestätigte seinen Eindruck aus den Playoffs. Der ehemalige Student der Universität Nebraska-Kearny der vier Jahre lang die Lopers anfu?hrte, zeigte sich rechtzeitig zu den GFL Playoffs wieder topfit und sollte auch dem German Bowl XXXIV seinen ganz persönlichen Stempel aufdru?cken. Im Duell mit QB Jeff Welsh schlug er den Kieler Spielmacher haushoch. 480 passing Yards heftete sich Spitzlberger an sein Revers, während Welsh nur mit 278 Yards seine Bestmarke aus dem letzten Jahr um Längen verfehlte. Der nächste Angriff der Unicorns stoppte die Kieler Defense um Linebacker Mike Tauiliili, der einst an der Dukes Universität studierte, an der 30 Yards Line der Canes, doch Punkte konnte sie nicht verhindern und so schoss Thomas Rauch ein 47-Yard-Field-Goal zu 10:0. Der Top Scorer Trevar Deed wollte diese fru?he Fu?hrung und den schlechten Auftakt seiner Truppe allerdings nicht so ohne weiteres akzeptieren und rushte u?ber 80 Yards zum ersten Touchdown der Canes. Defensive End Chris Rieck fing kurz darauf einen Pass von Spitzlberger an der Haller 21 Yard Line ab und brachte sein Team damit in guter Feldposition wieder in Ballbesitz, an dessen Ende jedoch ein verschossener Field-Goal-Versuch stand. Mit einem Touchdown-Pass auf Aurieus Adegebsan bauten die Unicorns dagegen ihre Fu?hrung auf 17:7 aus und Kiel dachte zuerst nicht daran, den leigengelassenen Punkten der Anfangsphase hinterher zu trauern. In der Endabrechnung wäre möglicherweise ein besserer Auftakt der Schleswig-Holsteiner, die auch von ihrem Ministerpräsidenten Torsten Albig begleitet wurden, spielentscheidend gewesen und das glanzvoll gekickte Field Goal von Thomas Rauch hätte nicht seine Brisanz am Ende der Partie entfalten können. Doch bekanntlich gibt es im Sport ."hätte.", ."wenn." und ."aber." nicht, so dass die nächsten Aktionen der Teams im Fokus des Interesses standen. Kiel gelang es, in das Spiel zuru?ck zu kommen. Julian Dohrendorf fing einen 63-Yard-Pass von und trug diesen auch in die Haller Endzone. Nach je einem Field Goal und einem Touchdown auf jeder Seite stand es zur Halbzeit 27:24 fu?r Schwäbisch Hall. Ein Zwischenergebnis, dass in punkto Spielanteile völlig in Ordnung ging und, so wollte es schließlich die Dramaturgie des 34. German Bowls, in der Differenz zwischen Sieg und Niederlage den selben Wert darstellte, wie er am Ende nach dem Schlusspfiff auch real Bestand haben sollte. Nach zwei Vierteln hatten die Unicorns 14 First Downs erkämpft, während Kiel 12 erste Versuche fu?r sich verbuchte. Bei den Rushes fu?hrte Kiel mit 178 zu 82 Yards und beim Passspiel wiederum Hall mit 215 zu 149 Yards. Auffällig wenig Unterschied war zudem in der Time of Possession zu vermerken. Kiel hatte sich 12:39 Minuten Ballbesitz erspielt, während die TSG’ler genau 11:11 Minuten lang das Spielgerät in ihren Reihen fu?hrten. Kiel musste in den ersten beiden Vierteln allerdings schon zwei Fumble und fu?nf Penaltys verkraften. Das dritte Viertel begann mit einem Paukenschlag und sollte sich in diesem Jahr zu einem schicksalsträchtigen Quarter entwickeln. Mit einem 68 Yards Interception Touchdown Lauf u?berraschte Kiels DB Lansana Teuber die Haller, während die Unicorns nur mit einem 21-Yard-Field-Goal durch Kicker Thomas Rauch antworteten. Die Partie entwickelte sich in diesem Abschnitt zunächst noch zu Gunsten der Kieler. Nach dem 31:30 Zwischenstand fu?r die Canes erhielt RB Julian Ampaw nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Trevar Deed mehr Spielanteile. Teuber wird zunächst u?ber 26 Yards bedient und Ampaw u?berbru?ckte das fehlende Yard zur 45:30 Fu?hrung. Im folgenden Drive musste sich Schwäbisch Hall fru?h vom Ball trennen. Spektakulär fängt Waldvogel einen kurzen vier-Yard-Pass, fumbelte jedoch, recoverte das Ei anschließend, um nach einer Attacke von Tauiliili erneut zu fumbeln. Nach diesem Turnover fackelte Jeff Welsh nicht lange und ein sechs-Yard-Pass auf Aaron Love sorgte fu?r die scheinbare Vorentscheidung. Das 45:30, so empfanden es nicht wenige Zuschauer im Stadion, wu?rde sich Kiel nicht wieder aus den Händen nehmen lassen. Ein Personal Foul unterbrach allerdings erneut den Spielverlauf. Zunächst wirbelte Jake Spitzlberger noch einmal in der Canes Hälfte herum und ein 46-Yard-Pass auf Felix Brenner fu?hrte schnell zum 38:45 Anschlusstouchdown fu?r Hall, die nun erneut ihre Chance erkannten und alle Reserven aktivierten, die im vierten Viertel einem deutschen Spitzenteam in einem Endspiel um die Meisterschaft noch zur Verfu?gung stehen. "Es gab keine Brandreden und jeder Spieler wusste, was zu tun war.", erklärte später Halls Cheftrainer Siegfried Gehrke ohne das Engagement der Kieler zu vergessen, die sich ja auch erst aus ihrem Formtief herausarbeiten mussten. Im letzten Viertel konnten die Wirbelstu?rme zunächst ihren etwas geschrumpften Vorsprung wieder ausbauen. Ein Pass u?ber 19 Yards auf Aaron Love verschaffte ein neues First Down und auch der 14 Yards, beziehungsweise 26-Yard-Pass jeweils auf Julian Dohrendorf sollten nicht ohne Belohnung bleiben. Das 53:38 ließ die Kieler erneut jubeln und wohl nur eine ganz kleine Minderheit im Stadion rechnete mehr mit dem erneuten Aufbäumen von Hall. Alle Zuschauer fieberten jedoch der Schlussphase entgegen und niemand verließ seinen Sitzplatz fru?her als notwendig, um auch nicht den letzten Akt des sportlichen Dramas zu verpassen. Zweimal konnten die Kieler Defender QB Spitzlberger in seinem Bewegungsraum eingrenzen, doch der befreiende 56-Yard-Pass auf Receiver Fritz Waldvogel brachte die Haller wieder in Schlagdistanz zu den Kielern, die nun mit unnötigen Strafen von sich Reden machen. Es kam, was scheinbar kommen musste. Schwäbisch Hall erhielt den Ball nach einem Kieler Punt zuru?ck und Spitzlbergers Rushes, beziehungsweise Pässe auf Brenner, Adegbesan und natu?rlich wieder Waldvogel trieben die Kieler zur Verzweiflung. Das 51:53 erlief der Spielmacher noch selbst, während die gespielte Conversion auf Adegbesan den 53:53 Ausgleich besorgte und das Risiko aufzeigte, mit dem nun die Haller Coaches operierten. Kurz vor der Two Minutes Warning musste Kiels Angriff zudem einsehen, dass plötzlich unter Druck das Passspiel von Jeff Welsh nicht mehr so richtig zum Erfolg fu?hrte. Drei nicht komplett beendete Pässe fu?hrten unverhofft schnell zum Punt und damit auch zum Angriffswechsel. Die Unicorns setzten erneut auf ihr Duo Spitzlberger/Waldvogel und erzielten zwar in der Schlussphase keinen Touchdown mehr, arbeiteten sich jedoch immerhin nach drei beanspruchten Timeouts noch in die Kieler Zone. Kicker Thomas Rauch wurde zum Field Goalkick auf das Feld gebeten und er erfu?llte seine Aufgabe erneut mit Bravour. Das Ei flog präzise gekickt und wie
scheinbar an einer unsichtbaren Schnur gezogen, 47 Yards weit sicher zwischen die Torstangen. Die letzten Punkte des 34. Deutschen Endspiels besorgte somit das Haller Kicking Team und sicherte die Titelverteidigung fu?r den alten und neuen Meister, während sich die Cannes in den letzten Sekunden mit einem Fumble von ihrem Publikum verabschieden mussten, sich aber natu?rlich auch als traurige, aber faire Verlierer zeigten und bereits am Montag einen Empfang im Kieler Rathaus wahrnahmen. Mit den Worten "Vor ein paar Minuten hat die neue Saison begonnen und ich bin mir sicher, dass wir im Finale 2013 Hall wieder sehen werden", verwies Hurricanes Head Coach Patrick Esume allerdings auch schon den Weg der nächsten Monate und definierte das Saisonziel 2013 fru?hzeitig. Das begeisterte Publikum zollte entsprechend beiden Mannschaften ihren Respekt, genoss das abschließende Feuerwerk und bedachte beide Teams mit ihrem Applaus, so dass Unicorns Cheftrainer Gehrke sich ebenfalls den Lobeshymnen nicht verschließen wollte: "Ich kann den Hurricanes nur meinen Respekt aussprechen. Wir lagen auch zehn Punkte zuru?ck und es war eine ganz hervorragende Arbeit der Kieler, wie sie sich wieder nach vorne gekämpft haben. Auf jeden Fall war die erste Meisterschaft einfacher. Wir konnten noch unbedarfter in das Endspiel gehen. Die Zuschauer haben uns emotional sehr geholfen, auch wenn es in der Teamzone lauter, als normal war und das Zuru?ckkämpfen im dritten Viertel ganz besonders schwer war." Zum Most Valuable Player der Begegnung wurde verdient Jake Spitzlberger, ernannt, der Pässe fu?r 480 Yards und vier Touchdowns warf und zweimal in die Endzone des Gegners lief. Sein Zusammenspiel mit Receiver Fritz Waldvogel stellte in diesem Jahr die Kieler und die GFL Su?d vor schweren Aufgaben und berauschte das German Bowl Publikum nicht nur im vierten Viertel, als der sehenswerte 56-Yard-Pass auf den Absolventen der St. Thomas University in Minnesota, die Aufholjagd der Haller einläutete.
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Schwäbisch Hall Unicorns im Porträt
Teil 1: Stürmischer Beginn, harte Landung und Comeback
Teil 2: Zweiter Versuch
Teil 3: Endstation Viertelfinale
Teil 4: Jubiläum 20 Jahre Unicorns
Teil 5: Und wieder Stopp im Viertelfinale
Teil 6: Erstmals international, erstmals Halbfinale
Teil 7: Klassiker gegen Marburg und Stuttgart
Teil 8: Aus größter Not gerettet
Teil 9: Nummer eins im Süden
Teil 10: Nummer eins in Deutschland
Teil 11: Der Triumph
Teil 12: Zweiter Titel
Teil 13: Rückschlag im Viertelfinale
Teil 14: Immer wieder Stuttgart
Teil 15: Zugänge aus Mannheim
Teil 16: Wieder nur Zweiter
Teil 17: Back to back Meister
Teil 18: Jede Serie endet irgendwann
Teil 19: Ein neuer Bezwinger
Teil 20: Routine schlägt Risikobereitschaft
GB XXXIII Kiel Baltic Hurricanes - Schwäbisch Hall Unicorns (© Tillmann)