Der große Coup

Meister 2021: Dresden MonarchsDie Dresden Monarchs zogen 2021 zum zweiten Mal in den German Bowl ein und gewannen das Halbfinale gegen die Saarland Hurricanes mit 37:0. Dresden schien im gesamten Spiel erfahrener und mit Quarterback K.J. Carta-Samuels wussten die Elbstädter einen echten Routenier in ihren Reihen. Ein Pass auf Anthony Brooks und die Monarchs lagen schnell 7:0 in Führung. Während die Canes den Ball schnell wieder abgaben, glänzte Darrell Stewart mit einem Bigplay, Radim Kalous mit einem Catch kurz vor der Endzone und Running Back Devwah Whaley sorgte über die kurze Distanz für die 14:0 Führung. Die Canes kamen erst gegen Ende des ersten Viertels zum zweiten Drive, doch nur wenige Schritte vor der Endzone war Schluss. Dresdens Defense verhinderte im richtigen Moment gegnerische Punkte und Whaley legte im Anschluss zweimal zum 21:0 und 28:0 nach. Auch nach der Pause sollte Saarland weiter nervös bleiben nur wenig Raumgewinn erobern, die Königlichen punkteten munter weiter. Carta-Samuels passte zu Anthony Brooks zum 37:0 und im restlichen dritten Viertel begannen die Dresden Monarchs ihre Back-ups einzuwechseln und erreichten ohne Mühe zum zweiten Mal den German Bowl.

Ein Spektakel war die 42. Auflage des deutschen American Football Endspieles aus sportlicher Sicht auf jeden Fall gewesen, trafen doch erstmals die Schwäbisch Hall Unicorns und die Dresden Monarchs in einem Finale aufeinander, so dass ein neues, erfrischendes Kapitel in der Geschichte des German Bowl von Teams aufgeschlagen wurde, die sich bisher bei den vorherigen Playoffs oft die Klinge gekreuzt hatten. Es wurde schon vor dem ersten Kickoff der Saison 2021 erwartet, dass der vierfache Champion aus Baden-Württemberg den abermaligen Sprung in das Finale schaffen könnte, doch konnte, derjenige, der es sehen wollte, bereits in der regulären GFL Süd erkennen, dass die Haller Durchmärsche der letzten Jahre nicht mehr so einfach waren, teilweise auch gar nicht mehr stattfanden. Die Dresden Monarchs gingen einen ähnlichen sportlichen Weg, benötigten aber mehr Zeit, um an die Spitze zu gelangen. 1992 noch als Saxonia Monarchs gegründet, wanderten sie fast 30 Jahre lang von der Landesliga bis auf das Frankfurter Sieger-Podest, um am 9. Oktober 2021 schließlich den legendären "Henkel-Pott" auch einmal in die Hand nehmen zu dürfen.

Der Verein ist bis heute solide aufgebaut, verfügt über ein vorbildliches Sportzentrum, ein nachhaltig arbeitendes und fleißiges Management und exzellenten Kontakten zur öffentlichen kommunalen Verwaltung, beziehungsweise zur sächsischen Landespolitik. Als erster ostdeutscher Verein stiegen sie in die GFL auf, erreichten später als erster ostdeutscher Verein zunächst ein Viertelfinale, dann ein Halbfinale und auch 2013 bereits einmal ein German Bowl Endspiel. Sie gaben vor allem nicht auf, als sie sich mehrfach kurz vor dem Ziel befanden, aber aufgrund von Widrigkeiten abgehalten wurden, sich als bundesdeutsche Nummer 1 bezeichnen zu dürfen.

2021 sollte vieles anders sein und alleine schon die beiden Siege in der regulären Saison gegen den amtierenden Rekordmeister aus Braunschweig setzten die Ausrufezeichen, die man benötigt, um sich in der Liga Respekt zu verschaffen. Noch überragender besiegten die Monarchs die Potsdam Royals im Heinz-Steyer-Stadion mit 63:7 und krönten sich zum ersten Mal zum GFL Nord Meister. Allein vier Touchdowns sahen die Fans im zweiten Viertel. Drei von Darrell Stewart und einer knapp eine Minute vor der Pause über Dresdens neuen Running Back Devwah Whaley.

In Frankfurt am Main punkteten die Sachsen bereits nach exakt sieben Minuten. Darrell Stewart sprintete zum "Point of Catch", während Quarterback K. J. Carta-Samuels mit einem 14 Yard Pass den Receiver wie abgesprochen bediente. Hall kam zwar noch im ersten Viertel zum fast ausgleichenden 6:7 Zwischenstand und Alexander Hauperts 28 Yard Pass auf Tyler Rutenbeck war nicht minder präzise gezirkelt, doch Schwäbisch Hall versäumte es, den Extrapunkt zwischen die Torstangen zu kicken und verlor damit seinen ersten, wenn auch klitzekleinen Punkt der in der finalen Endabrechnung später fehlte.

Dresden besaß zudem den Mut, Hall unter Druck zu setzen und Running Back Deywah Whaley befand sich zu Beginn des zweiten Viertels bereits kurz vor der Endzone, als dieser fumbelte und damit unglücklich die zweite große Chance der Elbflorentiner vergab. Doch auch die Einhörner lernten, mit ihrem Pech zu leben. QB Haupert musste verletzt das Feld verlassen und Reilly Hennessey, der zuvor schon an der Geschichte des italienischem American Football Endspiel mitschrieb, erhielt seinen ersten Einsatz für den deutschen Vizemeister des Jahres 2019. Zunächst sollte aber Dresden es mit dem Passspiel versuchen, doch Halls Monteze Latimore fing den gut gemeinten Pass von Carta-Samuels ab und spendierte der Unicorns Offense eine lupenreine Vorlage. Tyler Rutenbeck wurde von Hennessey zum 12:7 Pausenzwischenstand bedient. Die ausgespielte Conversion mißlang allerdings, so dass letztlich Dresden und auch Schwäbisch Hall wertvolle Punkte auf dem Tableau liegen ließen.

Nach der Pause durften noch einmal die Baden-Württemberger punkten, und mit 14:9 in Führung gehen, weil der freche On-Side Kick von Florian Fincke nicht in ein neues First Down für die Mitteldeutschen umgewandelt wurde. Die Serie der kleinen Fehler mit großer Wirkung riss zunächst nicht ab und Schwäbisch Hall konnte sich glücklich schätzen, dass Yannik Mayrs Passfang sein Team noch einmal mit 19:7 in Führung brachte.Trotzdem behielten die Sachsen ihre Zuversicht und zeigten sich als Team geschlossen. Bereits in der Umkleidekabine hatten positiv gestimmte Dresdner Spieler ihre Kameraden wieder aufgebaut, die zuvor aufgrund der kleinen Fehler mit sich selbst haderten, wie später Head Coach Ulf Däuber" zu Protokoll gab.

Vielleicht sorgten die internen Aktionen in der Pause für eine "Jetzt erst Recht Stimmung" im Lager der Dresdner, auf jeden Fall gehörte ihnen das dritte und vierte Viertel. Whaleys Großtat sorgte mit einem kräftigen Rush über 12 Yards zum wichtigen und verkürzenden 14:19 Zwischenstand und die Dresdner Defense drängte mit ihren kräftigen Defendern immer mehr Hall in der eigenen Hälfte ein. Dresdens Quarterback Sack durch Kaulana Apelu läutete schließlich die letzte Spielsequenz ein und Dresden sollte im folgenden Drive den Abstand durch ein sicher, von Florian Finke gekicktes 25-Yard-Field-Goal auf 17:19 abermals verkürzen. Halls Head Coach Jordan Neuman musste schließlich erkennen, dass im Schlussspurt sein Team eine größere Fehleranzahl produzierte und sich nicht mehr aus der Umklammerung Dresdens lösen konnte. Ein befreiender Touchdown Drive blieb zunächst aus und Dresdens Kicker Finke setzte fünf Minuten vor dem Abpfiff den nächsten Schuss auf die Scheibe. Sein Field Goal über 26 Yards brachte Dresden die schmeichelhafte 20:19 Führung und Dresdens Defense sorgte wiederum mit einem harten Tackle für viel Gesprächsstoff auf den Tribünen und vor den eingeschalteten TV Geräten. Ein gelungenes Tackling von A. J. Wentland stoppte Yannick in der gegnerischen Endzone und Jonas Gacek hätte fast doch noch den heiß ersehnten Touchdown für die Unicorns erzielt. Die Unparteiischen pfiffen jedoch frühzeitig diesen Spielzug ab und verwunderten somit nicht nur die wieder einmal zahlenmäßig stark angereisten Schwäbisch Haller. Mehr Fortune besaß schließlich Dresdens Radim Kalous, dessen 16 Yards Passfang inklusive folgender Conversion den Monarchs den 28:19 Sieg einbrachte. Halls letzter Angriff endete schließlich mit einem zu flach gekickten Field-Goal-Versuch, so dass ein letztes Mal ein paar Punkte verschenkt wurden, die als gesamte Summe betrachtet, allerdings bereits einen Touchdown ausmachten und das Spiel aus der Totalen gesehen, tatsächlich beiden Teams noch eine Overtime bescheren hätte können.

Somit wurden im Lager des Meisters der GFL Nord 2021 und des 42. German Bowl Gewinners die Hoffnungen des Monarchs Geschäftsführers Jörg Dreßler doch noch wahr. Ein German Bowl Sieg wurde als Argumentationshilfe für die nächste Landesförderstufe für die erfolgreiche Jugendarbeit dringend benötigt und zum 30. Vereinsjubiläum, dass 2022 gefeiert wird, passt die Präsentation des German Bowls in die Club-Vitrine bestens hinein.

Zurück: Universe und Hall stehen im Weg

Dresden Monarchs im Porträt

Teil 1: Der Sprung auf die Bühne

Teil 2: Erstmals in den Playoffs

Teil 3: Große Party in Dresden

Teil 4: Zwei Schritte vor, einer zurück

Teil 5: Die Löwenbändiger

Teil 6: Erstmals Halbfinale

Teil 7: 20 Jahre Monarchs und Besuch aus Japan

Teil 8: Die ganz besondere Rivalry

Teil 9: German Bowl - Ganz nah dran

Teil 10: Immer wieder Kiel und Halbfinale

Teil 11: Wer Großes will, muss Große schlagen

Teil 12: Top 4 heißt nicht Top 2

Teil 13: Universe und Hall stehen im Weg

Teil 14: Der große Coup

Meister 2021: Dresden Monarchs

Meister 2021: Dresden Monarchs (© Frank BAUMERT)

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