Top 4 heißt nicht Top 2

Joseph BergeronVor 3.109 Zuschauern unterlagen die Dresden Monarchs gegen die Kiel Baltic Hurricanes bei ihrem zweiten GFL-Saisonspiel 2016 mit 30:35. Der Zuschauerrekord im Kilia Stadion beflügelte das Team von Cheftrainer Marcus Herford sichtlich. "Wir wussten, Dresden würde ein harter Gegner werden. Aber wir sind heute im Vergleich zu letzter Woche stark gestartet", resümierte Head Coach Marcus Herford nach dem Spiel. "In der zweiten Halbzeit haben wir etwas nachgelassen, aber wir werden daran arbeiten, die letzten Fehler vor dem Rückspiel in Dresden abzustellen.

Gleich im ersten Quarter wurde das Spiel zum Schlagabtausch. Kiel legte durch Quarterback Logan Schrader vor, nachdem Michael Schernick den Punt der Dresdner blocken und den Ball für sein Team an der 13-Yard Line der Gäste sichern konnte. Doch die Monarchs zogen nach. Brandon Connette bediente Receiver Sebastien Sagne mit einem 52-Yard Pass, der PAT wurde geblockt. Kurz darauf legten die Canes durch einen Pass auf Xavier Mitchell, den dieser zum ersten seiner drei Touchdowns an diesem Tag trug, erneut vor. Thiadric Hansen, der an diesem Tag alle seine PAT versenkte, kickte den Extrapunkt zum 14:7. Doch die Monarchs antworteten sofort in Form von Sebastien Sagne, der den anschließenden Kickoff über 85 Yards zurück trug und auch gleich noch die darauffolgenden Two-Point Conversion zum Ausgleich fing. Im zweiten Quarter konnten die Canes dann weiter aufdrehen. Immer wieder in der gesamten Partie sorgte Neuzugang Christopher McClendon für Raumgewinn. Der Running Back kam von der Oklahoma Panhandle State University und absolvierte an diesem Samstag gleich sein erstes 100-Yards Spiel für die Canes. Für die Punkte sorgte im zweiten Viertel aber weiterhin Xavier Mitchell, der mit zwei Touchdowns für die Halbzeitführung von 28:14 sorgte. Im dritten Viertel kamen die Dresdner schließlich immer besser ins Spiel. Zunächst gelang ihnen ein Field Goal und bald darauf durch Neuzugang Mike Schallo, der einen 53-Yard Pass von Connette fing, der Touchdown zum 28:24 aus Kieler Sicht, so dass das Spiel zu Beginn des Schlussviertels wieder offen war. Doch jetzt war wieder einmal die starke Kieler Defense zur Stelle. Thiadric Hansen blockte den Punt von Dresdens Franz Kammel und Brandon LeBeau trug den Ball zum Touchdown für die Canes. Die Gäste kämpften jedoch unablässig weiter. Zwar konnte Defensive Back Christoph Stamm den nächsten Angriff mit einer Interception in der Endzone beenden, doch nach einem Punt der Kieler erzielte Sebastien Sagne nach Pass von Connette doch noch seinen dritten Touchdown des Tages zum 35:30. Die Two-Point Conversion gelang nicht. Doch bei noch 1:20 Minute zu spielen konnten die Monarchs den anschließenden Onside Kick selbst erobern, schafften es allerdings nicht mehr zu punkten, so dass die Canes schließlich die letzten Sekunden abknien konnten.

Immer besser in Fahrt kamen Ende Mai auch die Dresdner Footballer. Die Monarchs revanchierten sich auf beeindruckende Weise für die erste Niederlage in Kiel. Im Rückspiel vor heimischen Publikum dominierten die Sachsen von Beginn an und gewannen verdient mit 56:14. Das erste Viertel im Dresdner Heinz-Field war noch nicht zu Ende, da führten die Monarchs schon nach drei Touchdowns mit 21:0. Ein glänzend aufgelegter Spielmacher Brandon Connette bediente zweimal Sebastien Sagne und einmal Micky Kyei mit Pässen zu Punkten. Franz Kammel jeweils mit dem erfolgreichen Extrapunkt danach. Beide Teams zeigten ein ganz anderes Gesicht als eine Woche zuvor. Dresden spielte druckvoll und konzentriert. In Summe machten zwei Fumbles und zwei nicht verwandelte vierte Versuche während der ersten zwei Viertel den Unterschied aus. Dresden legte kurz nach Wiederanpfiff gnadenlos nach. Ein Bergeron Touchdown über 19 Yards und die Gastgeber führten schon mit 42:0. Spät reagierte Kiel und Thiadric Hansen, beziehungsweise RB Chris McClendon sollten die ehrenhaften Touchdown der Norddeutschen erzielen.

Die Dresden Monarchs gehörten erneut zu den vier besten Footballteams Deutschlands. Dreimal standen die Gäste aussichtsreich vor möglichen Punkten. Dreimal mussten sie den Ball unverrichteter Dinge wieder hergeben. Dresden ging wie so oft in dieser Saison gleich mit dem ersten Drive in Führung. Und das gewohnt schnell und konsequent. Running Back Joe Bergeron lief mit einem kurzen Lauf in die Endzone zur Führung. Der Auftritt der Canes endete sehr schnell und Dresden war schnell wieder am Zug. Diesmal lief Donald Russell, ebenfalls nach einem kurzen Lauf in die Endzone und QB Connette passte mit einem schönen Pass auf Sagne zum dritten Touchdown. Mittlerweile war man schon tief im zweiten Viertel und das Saarland startete den nächsten Versuch. Die Canes hielten den Ball jetzt besser, erkämpften sich First Down um First Down und hatten wenige Sekunden vor der Halbzeitpause zum dritten Mal die Endzone der Monarchs schon deutlich im Blick. Doch wieder wurde es nichts mit Punkten. Auch ein vierter Versuch endete mit einem unvollständigen Pass von Haupert. First Down Dresden – und sofort Touchdown Dresden. In der sprichwörtlich letzten Sekunde konnte sich Donald Russell die Verteidiger abschütteln und lief über fast 60 Yard ins Ziel. Der anschließende Zusatzkick ging fast schief. Trevar Deed konnte den verunglückten Snap aber retten und mit Ball in die Endzone laufen. Im dritten und vierten Viertel schaltete Dresden spürbar ein paar Gänge runter, ließ die Backups auf das Feld und gewann mit 43:7.

Mit einem 35:26-Sieg gegen die Dresden Monarchs am Samstag im Haller Optima Sportpark zogen die Schwäbisch Hall Unicorns zum fünften Mal in den German Bowl ein. Die Vorzeichen hielten, was sie versprachen. Die heimischen Unicorns und die Dresden Monarchs lieferten sich einen hochspannenden Schlagabtausch den am Ende die Gastgeber für sich entscheiden konnten. Nach der Verletzung von Tyler Rutenbeck vor einer Woche musste die Haller Offense in nur sechs Tagen entscheidend umgestellt werden. Offensive Coordinator Jordan Neuman löste diese schwere Aufgabe mit Bravour. Er überraschte Dresden mit neuen Formationen und einer stärkeren Betonung des Laufspiels, in dem sich Anthony Bilal so gut wie in noch keinem anderen Spiel vorher in Szene setzen konnte und es auf 118 Yards Raumgewinn brachte. Noch mehr Lob heimste allerdings die Haller Defense ein. Ihr gelang es, die beste Offense der Liga insbesondere in der ersten Hälfte so zu kontrollieren, dass sich die Unicorns bis zur Pause eine 21:7-Führung erspielen konnten. Fünfmal mussten sich die Monarchs in den ersten beiden Vierteln per Befreiungskick vom Ball trennen, viermal sogar ohne dass sie vorher einen First Down erzielen konnten. Dresdens Spielmacher Brandon Connette sah sich unter ständigem Druck der Haller Defensive Line, was es ihm schwer machte, sein gefürchtetes Passspiel aufzuziehen. Hinzu kam, dass auch den beiden Monarchs-Running Backs Donald Russell und Joseph Bergeron von der Haller Verteidigung nur selten raumgreifende Läufe erlaubt wurden.

Zum besten Haller Passempfänger mauserte sich am Samstag Aurieus Adegbesan. Schon im ersten Angriffszug fing er vier Pässe, den letzten davon zum 7:0. Als sich aber für Dresden die Chance zum Ausgleich bot, wurde diese auch prompt genutzt. Ein First Down an Halls 33-Yard-Linie wurde per Pass auf Sebastien Sagne zum 7:7 verwandelt. Das zweite Viertel sollte eindeutig den Unicorns gehören. Anthony Bilal erhöhte per 10-Yard-Lauf auf 14:7 und fünf Spielminuten später legte Marco Ehrenfried mit einem 1-Yard-Lauf zum 21:7 nach. Den komfortablen 14-Punkte-Vorsprung rettete Bruno Michitti mit einem abgefangenen Connette-Pass in die Pause. Die in den letzten Wochen viel diskutierte zweite Halbzeit-Schwäche der Unicorns, sollte auch am Samstag wieder zuschlagen, wenn auch nur im dritten Viertel. Den Gästen gelang es mit einem Field Goal von Florian Finke und einem Touchdown von Hendrik Hinrichs, dem eine Passinterception von Jonas Gacek vorausgegangen war, auf 17:21 an die Unicorns heranzukommen. Entsprechend wichtig war aus Haller Sicht der 12-Yard-Pass von Marco Ehrenfried auf Patrick Donahue, mit dem sie zu Beginn des letzten Viertels das 28:17 herstellten. Mit einem 54-Yard-Lauf von Donald Russel verkürzte Dresden auf 23:28, der Conversion-Versuch im Anschluss misslang allerdings. Patrick Donahue verlor beim nachfolgenden Kickoff-Return den Ball an die Monarchs und ermöglichte so das zweite Finke-Field-Goal. Die Gäste trennten beim 26:28 nur noch zwei Punkte von den Hallern, doch diese wussten schnell eine Antwort. Donahue machte seinen Patzer beim nächsten Kickoff mehr als wett. Er nahm den Ball in der eigenen Endzone auf und trug ihn über das gesamte Feld zum 35:26 zurück. Zwei Minuten vor Spielende scheiterte Finke bei seinem dritten Field Goal-Versuch und Hall konnte danach so die Uhr kontrollieren, dass den Monarchs am Ende noch 40 Sekunden Zeit übrig blieben. Zu wenig um das Blatt noch zu wenden. "Hall hat unserer Offense heute viele Probleme bereitet", sagte Dresdens Head Coach John Leijten nach dem Spiel. "Die 14 Punkte Rückstand aus der ersten Hälfte waren heute zu viel für uns." Auch Halls Cheftrainer Siegfried Gehrke nannte die Halbzeitführung den "Schlüssel zu diesem Spiel". Er zeigte sich stolz auf die Leistung seines Teams, das "in der zweiten Hälfte zwar wieder etwas eingebrochen ist, aber lange nicht so wie zuletzt gegen Berlin."

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Dresden Monarchs im Porträt

Teil 1: Der Sprung auf die Bühne

Teil 2: Erstmals in den Playoffs

Teil 3: Große Party in Dresden

Teil 4: Zwei Schritte vor, einer zurück

Teil 5: Die Löwenbändiger

Teil 6: Erstmals Halbfinale

Teil 7: 20 Jahre Monarchs und Besuch aus Japan

Teil 8: Die ganz besondere Rivalry

Teil 9: German Bowl - Ganz nah dran

Teil 10: Immer wieder Kiel und Halbfinale

Teil 11: Wer Großes will, muss Große schlagen

Teil 12: Top 4 heißt nicht Top 2

Teil 13: Universe und Hall stehen im Weg

Teil 14: Der große Coup

Joseph Bergeron

Joseph Bergeron (© Miladinovic)

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