Vordenker Lamar Hunt als Dealmaker

Zunächst einmal jagten die NFL-Cowboys die AFL-Texans recht bald aus der Stadt. Was in sportlicher Hinsicht eher an ihren Gegnern lag, auf die man in Dallas neugieriger war als auf die Texans, obwohl die fast dreimal öfter gewannen als ihr NFL-Stadtrivale und 1962 gar AFL-Meister wurden. Doch Lamar Hunt erkannte schnell, dass er den wahren Kampf um die Publikumsgunst eben nicht gewinnen konnte. Die innovativen Ideen gingen ihm deswegen noch lange nicht aus: Seine Sondierungsreisen quer durch die USA waren bemerkenswert, wenn auch damals strikt geheim. Erstens belegte die Auswahl der Städte, die er besuchte, seine visionäre Stärke: Atlanta, Miami, New Orleans und Seattle standen bei Hunt schon auf der "Shortlist", ehe andere sie erst viel später für Profi-Football entdeckten.

Zweitens wandte er erstmals konsequent und systematisch eine andere Verhandlungstaktik an als andere vor ihm. Er lief nicht als Bittsteller beim örtlichen Baseball- oder College-Football-Team auf, sondern versuchte direkt die Stadtväter und Lokalpolitiker davon zu überzeugen, dass ihre einmalige Chance gekommen wäre, gerade noch so auf den losbrausenden Profi-Football-Zug aufzuspringen. Im Vergleich zu den heutigen Hunderten an Millionen für Stadion-Neubauten, mit denen sich NFL-Teams locken lassen, erscheint sein Wunsch von damals, die Stadt Kansas City möge dafür sorgen, dass 35.000 Leute Vorbestellungen für Dauerkarten tätigen, bescheiden. Zu dieser Zeit war dies ein Mega-"Zock", Hunt selbst glaubte nicht wirklich, dass dies für ein Team ohne Namen, Tradition und Bezug zur Region möglich wäre. Doch die Stadt Kansas City lieferte - und wir haben unsere heutige AFC West mit den Chiefs damit auch komplett...

Die vier Ur-Divisionen als Stützpfeiler der modernen NFL standen - die AFC East wurde drei Jahre später durch die Miami Dolphins komplettiert. Eine Quasi-Verdoppelung der Anzahl an Teams binnen weniger Jahre sättigte noch nicht die Nachfrage, vor allem nicht die nach Profi-Football im Fernsehen. Die beiden Ligen sahen sich zudem in einem Wettlauf, möglichst viele Standorte schnell für sich zu erschließen, ehe sie an den anderen gehen konnten. Hunts Steilvorlage, wie man sich Erstinvestitionen von den Städten und Behörden bezahlen lassen konnte, tat ihr Übriges. In den Jahren bis zur Fusion 1970 stockte die AFL nicht nur durch Miami auf, sondern im "Westen" auch mit den Cincinnati Bengals. Die NFL konterte mit Atlanta Falcons und New Orleans Saints und hatte damit mit 16 Teams eine der idealen Zahlen für eine Ligastruktur.

Für die Spielzeiten 1967 bis 1969 wurde die Eastern Conference in eine "Capitol" und eine "Century" Division geteilt, der Osten in eine "Coastal" und "Central" Division. Abkürzungen waren noch nicht so "en vogue" wie heute und hätten bei den Namen wenig weitergeholfen. Die vier "C" blieben eine hübsche Episode. Atlanta Falcons und Baltimore Colts hätten weder im Westen noch in der Coastal etwas zu suchen gehabt, doch da Packers, Bears und Co. in der "Central" beisammen blieben, war für die wirklichen Küsten-Teams 49ers und Rams niemand anderes als Spielpartner übrig.

Bemerkenswert auch: In der Eastern Conference wurden die New York Giants für die Spielzeiten 1967 und 1969 von Washington, Dallas und Philadelphia getrennt, um Platz für die Saints zu machen. 1968 spielten die Giants mit ihren traditionellen Rivalen in einer Gruppe, die Saints tauschten mit ihnen den Platz.

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Die Divisionseinteilung der NFL

Teil 1: Geografie kein Kriterium?

Teil 2: Der Ursprung der Gruppeneinteilung

Teil 3: Die geschluckte Konkurrenzliga

Teil 4: Die Colts in Texas-Blau

Teil 5: Gründung der AFL

Teil 6: Plötzlich doch: die NFL-Expansion der 60er Jahre

Teil 7: Vordenker Lamar Hunt als Dealmaker

Teil 8: Fusion 1970: Drei NFL-Teams für die AFC

Teil 9: NFC-Divisionen per Losentscheid

Teil 10: Ziel: Eine NFL mit 30 Teams

Teil 11: Der Fall Cleveland

Teil 12: Das große "Realignment" von 2002

Die Kansas City Chiefs wurden eigentlich in Dallas gegründet. (© Getty Images)