Das große "Realignment" von 2002

Team 32: die Houston TexansMit den neuen Cleveland Browns hatte die AFC ab 1999 16 Teams, die AFC Central war auf sechs Clubs angewachsen. Darunter war gleich der nächste, der dem Beispiel des Umzugs der alten Browns nach Baltimore gefolgt war: Auch Tennessee mit Memphis hatte nun sein Team, nachdem die Oilers aus Houston dorthin gezogen waren und später in Nashville in Tennessee Titans umbenannt wurden. Nach Los Angeles war Houston damit die zweite Stadt aus den vier größten der USA, in der es keinen NFL-Football mehr gab.

So musste die Ligazentrale, die in jener Zeit auch die Tochterliga NFL Europa unterhielt, auch noch ihren großen Wunsch nach Internationalisierung begraben und erst einmal zu Hause für Ordnung sorgen. Für den 32. NFL-Platz hatte man in New York lange Toronto in Kanada im Hinterkopf gehabt. Nun aber konzentrierte sich alles auf die Heimatfront, an der schließlich Houston die kalifornische Metropole im Wettbewerb um die nun wirklich für lange Zeit letzte Lizenz ausstach. 2002 kam so zum dritten Mal ein Team mit dem Namen Texans in die NFL (oder AFL), diesmal aber nach Houston. Die Liga erreichte ihre auf einige Zeit wohl endgültige Zahl von 32 Teams und sortierte diese in vier Vierer-Gruppen pro Conference so ein, wie wir es inzwischen gewohnt sind.

Im Verhältnis zu den Jahren vor 2002 wurde vieles auch unter regionalen Aspekten nun wieder logischer, auch wenn eben einige Ungereimtheiten blieben (Dallas im "Osten") oder neu hinzukamen (Indianapolis im "Süden"). Diskutiert wurde zwar auch über diese Einteilung viel, aber im Vergleich zu 1970 war einiges leichter, auch weil die sportlichen Unterschiede zwischen AFC und NFC nun bereits verwischt waren. Houston konnte wie eh und je wieder die AFC-Stadt in Texas werden und wurde nicht das 16. NFC-Team. Diese Rolle übernahmen die Seattle Seahawks, die von der AFC in die NFC wechselten.

In der AFC besann man sich damit auch auf das Gründungsjahr: Die AFC West ohne Seattle war exakt wieder die AFL West von 1960. Aus der AFC East standen nach diesem Muster Miami Dolphins und Indianapolis Colts als Streichkandidaten zur Disposition. Patriots, Jets und Bills waren aus geografischen und historischen Gründen gesetzt. Da in beiden Conferences neue "South"-Divisionen gegründet wurden, sprach die Logik eigentlich dafür, das südlicher als Indianapolis liegende Miami auch in die AFC South zu stecken.

Es wechselten dennoch die Colts. Die Dolphins beharrten nämlich darauf, schon vier Jahre früher in der AFC East und außerdem durchgängig in Miami gespielt zu haben, was ihre Traditions-Duelle gegen Patriots, Jets und Bills wertvoller mache. Diese Einschätzung setzte sich durch. Auch wenn mancher mutmaßte, dass die Dolphins da auch kurzfristig sportlich dachten. Nicht nur einen Konkurrenten mit einem Quarterback-Star wie Peyton Manning wurde man so los. Sondern man blieb auch in einer Gruppe mit den Patriots und derem jungen "No-Name"-Spielmacher Tom Brady als mutmaßlich leichtem Gegner für die folgenden Jahre. Falls dies eine Rolle spielte - man gewinnt halt nicht immer...

Die Colts konnten ihrerseits auch aus dieser Perspektive gut damit leben. Die neue AFC South war mit dem Expansions-Team Houston, den auch noch nicht so alten Jacksonville Jaguars und den Tennessee Titans so ein bisschen die "Resterampe", die sportlich zunächst einmal gute Jahre für Manning und die Colts versprach. Die AFC Central wurde zur AFC North, und natürlich blieb hier das Rivalen-Trio Pittsburgh, Baltimore und Cleveland nebst dem zweiten Ohio-Team Cincinnati beieinander.

Auch in der NFC war die NFC North die leichteste Übung: Chicago, Green Bay, Detroit und Minnesota spielen ihren Tundra-Football seither ohne die Tampa Bay Buccaneers. Und ebenso wie die Buccaneers durften nun endlich auch sämtliche anderen NFC-Expansions-Teams der Jahre seit 1970 - Atlanta, Carolina und New Orleans - aus der NFC West in eine NFC South, in die sie eigentlich schon immer gehört hätten.

Die Ur-NFC-East hätte vor einem ähnlichen Dilemma stehen können wie die AFC East. Doch für Dallas statt Arizona sprach hier ja nicht nur der Traditions-, sondern zumindest um ein paar Hundert Meilen zusätzlich der regionale Aspekt. Arizona, Seattle und San Francisco waren bereits eine logische NFC West. Hinzu kamen die Rams, die zwar damals in St. Louis spielten, doch war ihre Rivalität mit den 49ers aus der Zeit in Los Angeles noch höchst lebendig. Und wer weiß, vielleicht hat ja damals auch jemand schon so weit gedacht, dass die Rams mit ihren ständigen Auswärtsreisen in den Westen und ihrer Historie in Kalifornien eines Tages ein erster Anwärter auf die von der NFL stets angepeilte Rückkehr nach Los Angeles werden müssten.

Zurück: Der Fall Cleveland

Die Divisionseinteilung der NFL

Teil 1: Geografie kein Kriterium?

Teil 2: Der Ursprung der Gruppeneinteilung

Teil 3: Die geschluckte Konkurrenzliga

Teil 4: Die Colts in Texas-Blau

Teil 5: Gründung der AFL

Teil 6: Plötzlich doch: die NFL-Expansion der 60er Jahre

Teil 7: Vordenker Lamar Hunt als Dealmaker

Teil 8: Fusion 1970: Drei NFL-Teams für die AFC

Teil 9: NFC-Divisionen per Losentscheid

Teil 10: Ziel: Eine NFL mit 30 Teams

Teil 11: Der Fall Cleveland

Teil 12: Das große "Realignment" von 2002

Team 32: die Houston Texans

Team 32: die Houston Texans (© Getty Images)

RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: