15 Yards Strafe für schwere Fouls

Hitzköpfe müssen vorzeitig duschen.Entdecken die Schiedsrichter beim American Football ein Foul, pfeifen sie nicht ab, sondern werfen eine gelbe Flagge möglichst an den Ort des Fouls. Damit ergibt sich die nahezu perfekte Vorteilsregelung im American Football: Nach Ende des Spielzuges wählt die gefoulte Mannschaft aus, ob sie das eigentliche Ergebnis des Spielzuges oder die Bestrafung des Gegners wünscht. Bei einigen Fouls kommt die Strafe aber "on top" auch zum Ergebnis des Spielzuges hinzu. Die Strafe besteht dabei grundsätzlich aus einer Verlegung der Anspielposition in Richtung der Endzone der foulenden Mannschaft. In den meisten Fällen wird von der neuen Anspielposition der Spielzug wiederholt, das Foul wird (meistens) nicht auf die maximal vier Versuche angerechnet, um zehn Yards vorwärts zu kommen.

Die Systematik sieht Strafen von fünf, zehn oder 15 Yards vor. 15 Yards ist der Standard für alle Unsportlichkeiten und verletzungsträchtigen unerlaubten Körpereinsatz. Geht so ein Foul gegen die Offense, bekommt sie in der Regel auch automatisch ein First Down, kann also wieder neu mit einem ersten Versuch starten, um die nächsten 10 Yards zu holen. Dies klingt erst einmal nicht so bedeutend, wie es tatsächlich ist - 15 Yards reichen in den meisten Fällen ja so oder so, um die Anforderung mit den 10 Yards zu erfüllen. Doch erstens könnte die Offense zuvor durch eigenen Raumverlust (viel) weiter als 15 Yards hinter diese "Line to Gain" zurückgeworfen sein, dann ist der neue erste Versuch fast mehr wert als die 15 Yards.

Zweitens kann nicht immer das volle Strafmaß angewandt werden, weil die Ballposition zu nahe an einem der beiden Feldenden ist. Dort werden die Straf-Yards auf maximal die Hälfte der Entfernung zur jeweiligen Goal Line reduziert. An der Vier-Yard-Linie des Gegners etwa kann ein Foul maximal zwei Yards Raumgewinn durch die Strafe bringen. Auch da ist die neue Serie von vier Versuchen die eigentliche Bestrafung. Die richtig "bösen" Personal Fouls, also einem einzelnen Spieler direkt zuzuordnenden Unsportlichkeiten, haben zudem noch in etwa die Funktion einer gelben Karte im Fußball: Ein zweites grobes Personal Foul im selben Spiel mündet im Feldverweis.

In der Hitze des Gefechts sind solche Personal Fouls auch mal Rangeleien, bei denen zwei Spieler böse aneinander geraten. Anhand solcher Beispiel-Scharmützel also noch ein kurzer tieferer Blick in die Systematik der Bestrafung von Fouls: Da während eines Spielzuges nur die gelben Flaggen geworfen, das Spiel nicht unterbrochen wird, kann es mehrere Fouls in einem Spielzug geben, sowohl von einer Mannschaft als auch von beiden Teams. Von Bedeutung ist dabei, ob die Fouls vor, während oder nach einem Spielzug begangen werden. Von allen Fouls eines Teams während eines Spielzuges wird jeweils nur das schwerste bestraft, es gibt also nur eine Raumstrafe.

Haben beide Teams während des Spielzuges Fouls begangen, wird der komplette Spielzug annulliert und von der selben Anspielposition wiederholt. Fouls nach einem Spielzug jedoch - wie im Beispiel die Rangelei unserer zwei Hitzköpfe - oder auch eines im Spielgeschehen und eines nach Spielzugende werden jeweils separat und in der Reihenfolge des Tatzeitpunkts bestraft. Das Foul im Spielgeschehen kann dann ein "Automatic First Down" bringen, aber das folgende "Dead Ball Foul" den Anspielpunkt um 15 Yards zurückverlegen, sodass die Angreifer danach 25 Yards in vier Versuchen schaffen müssen. Im Fall unserer "Hitzköpfe" tut sich scheinbar nicht viel: Die Schiedsrichter bringen den Ball theatralisch einmal 15 Yards in die eine Richtung, dann 15 Yards in die andere zurück an die gleiche Position. Allerdings notieren sie die Trikotnummern der beiden, um sie bei nächster Gelegenheit (wenn nicht sofort) zum Duschen zu schicken. Sollte es mehrere Personal Fouls eines Teams nach Spielzugende geben, werden diese anders als solche während des Spielzugs aufaddiert.

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Ist Football kompliziert?

Teil 1: Eigentlich ist alles einfach

Teil 2: Lauf- und Passspiel

Teil 3: Touchdowns, Field Goals und Safetys

Teil 4: Vier Downs für zehn Yards

Teil 5: Münzwurf mit Fallstricken

Teil 6: Mit dem Kickoff geht es los

Teil 7: Start der echten Action: der Kickoff Return

Teil 8: Fouls im American Football

Teil 9: 15 Yards Strafe für schwere Fouls

Teil 10: Das Holding

Teil 11: Die „technischen“ Fouls

Teil 12: Die korrekte Startformation im Angriff

Teil 13: „Free Plays“ der Offense nach Defense-Fouls

Teil 14: Linienspieler zuerst im Fokus

Teil 15: Die Offensive Linemen

Teil 16: Die Ends im Angriff

Teil 17: Die Backs der Offense

Teil 18: Grundaufstellungen der Verteidigung

Teil 19: Pass Rush

Teil 20: Mann- oder Zonendeckung gegen den Pass?

Teil 21: Einfluss der Feldposition auf die Taktik

Teil 22: Gefahr in der eigenen Red Zone

Teil 23: Alle Optionen im "Mittelfeld"

Teil 24: „Schattenboxen“ zu Beginn

Teil 25: Geduld und Strategie zählen

Teil 26: Der vierte Versuch

Teil 27: Mut zum Risiko?

Teil 28: Der Punt und andere Kicks

Teil 29: Die Macht über die Spielzeit

Teil 30: Comeback-Versuche

Teil 31: Hail Mary!

Teil 32: Die Auszeiten

Teil 33: Nur der Sieg zählt - notfalls nach Verlängerung

Teil 34: Die Mathematik der Football-Scores

Hitzköpfe müssen vorzeitig duschen.

Hitzköpfe müssen vorzeitig duschen. (© Getty Images)

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