Fouls im American Football

Gelbe Flaggen signalisieren Fouls.Fouls im American Football? Wie bitte? Ist es denn gar nicht das raue Spiel, bei dem so gut wie alles erlaubt ist? Eben nicht! Ganz im Gegenteil: Gerade weil der physische Kontakt zentrales Element ist und manchmal brutal und krachend aussieht, ist bis ins kleinste Detail geregelt, wie dieser Kontakt abzulaufen hat.

Grundregel Nummer eins: Immer nur ein einziger Spieler auf dem Platz darf festgehalten oder umgerissen ("getackelt") werden, derjenige, der gerade den Ball hat. Der einzige Sinn dieser Aktionen muss es sein, den Ballträger zu stoppen. Verboten ist dabei alles, was das Verletzungsrisiko erhöht, zum Beispiel ist der Griff in das Gesichtsgitter des Helmes nicht erlaubt, ebensowenig wie konzertierte Aktionen mehrerer Gegenspieler, bei denen Unter- und Oberkörper des Gehaltenen in verschiedene Richtungen gezerrt werden könnten.

Grundregel Nummer zwei: Die Gegenspieler, die einem zu Beginn eines Spielzuges im Weg stehen, dürfen weggedrückt, also geblockt werden. Dies hört sich einfacher an, als es ist, denn gerade auf den Positionen, auf denen dies Hauptaufgabe ist, haben wir es mit Muskelpaketen von jenseits der 100 Kilo zu tun. Geblockt wird mit flachen Händen (gehalten werden darf ja nur der Ballträger) und dies fast ausschließlich gegen den vorderen Oberkörper des Gegners. Im Zentrum rund um die Anspielposition des Balles kann es da Ausnahmen geben. Falls jemand so oberschlau sein sollte, sich dem Block entziehen zu wollen, indem er dem Gegner den Rücken zudreht, oder wenn sich Spieler während eines Blocks drehen, kommt es auch mal zu Schubsern von hinten.

Sinn aller Aktionen muss auch hier sein, als Angriffsspieler den eigenen Ballträger zu schützen oder ihm den Weg zu bahnen und als Verteidiger in Richtung des Ballträgers zu kommen - nichts anderes ist erlaubt. Zu Beginn eines Spielzuges ist der Ball und damit sein Besitzer im "Backfield" hinter der Anspielposition. Folglich fällt also fast alles, was die an der Anspiellinie sich gegenüber aufgereihten Linienspieler tun, in diese Kategorie: den Ballträger zu schützen beziehungsweise zu ihm vorzudringen.

Bei einem Lauf versuchen die Spieler der Angriffslinie ("Offensive Line"), dem Ballträger ein "Loch" in der Verteidigungslinie ("Defensive Line") des Gegners freizublocken oder ihm links oder rechts außen die Gegner vom Hals zu halten. Im Idealfall kommt nicht nur der Ballträger vorwärts, sondern auch mindestens ein weiterer Mitspieler. Der oder diese "Vorblocker" dürfen dann auch im offenen Feld Gegner aus dem Weg blocken, was in der Regel zwar nur gegen den ersten heranstürmenden Verteidiger gelingt, aber für das eine oder andere Extra-Yard an Raumgewinn gut ist.

Bei einem Pass ist dies ein wenig anders. Klar, wenn der Fänger eines Passes zum Ballträger geworden ist, gelten für ihn die gleichen Regeln wie für einen Spieler, der von Beginn an mit dem Ball gelaufen ist. Um aber einen Vorblocker zu haben, müsste ja erst einmal ein zweiter Spieler schneller eine ähnliche Passroute gelaufen sein. Spätestens wenn der Ball in der Luft und seine Richtung klar ist, durchschauen die Verteidiger dies. Vor allem bei längeren Pässen dauert es zudem seine Zeit, bis der Ball ankommt und sicher gefangen ist. Und eben erst danach sind Blocks zur Unterstützung für den Fänger erlaubt.

Bei kurzen Pässen kommt es natürlich häufiger vor, dass Mitspieler unterstützend eingreifen können. Die Verteidiger müssen bei einem Passspielzug Vorsicht walten lassen. Die potenziellen Receiver, die auf die gegnerische Seite stürmen, sind (noch) keine Ballträger, denen darf man ebensowenig zu Leibe rücken wie diese den Verteidigern, ohne eine Pass Interference zu riskieren. Ein kleiner, kurzer Kontakt an der Anspiellinie mag vorkommen. Aber sobald der Receiver vorbei an einem gesprintet ist, darf er keinesfalls mehr von hinten oder von der Seite auch nur berührt werden. Der Rest ist ein reines Laufduell. Sobald der Ball zum Pass in der Luft ist, darf gar kein Receiver mehr berührt werden. Erst wenn ein Receiver Ballkontakt bekommt, wird er zum Ballträger und kann dann getackelt werden.

Weiter: 15 Yards Strafe für schwere Fouls

Zurück: Start der echten Action: der Kickoff Return

Wie funktioniert American Football

Teil 1: Eigentlich ist alles einfach

Teil 2: Lauf- und Passspiel

Teil 3: Touchdowns, Field Goals und Safetys

Teil 4: Vier Downs für zehn Yards

Teil 5: Münzwurf mit Fallstricken

Teil 6: Mit dem Kickoff geht es los

Teil 7: Start der echten Action: der Kickoff Return

Teil 8: Fouls im American Football

Teil 9: 15 Yards Strafe für schwere Fouls

Teil 10: Das Holding

Teil 11: Die „technischen“ Fouls

Teil 12: Die korrekte Startformation im Angriff

Teil 13: „Free Plays“ der Offense nach Defense-Fouls

Teil 14: Linienspieler zuerst im Fokus

Teil 15: Die Offensive Linemen

Teil 16: Die Ends im Angriff

Teil 17: Die Backs der Offense

Teil 18: Grundaufstellungen der Verteidigung

Teil 19: Pass Rush

Teil 20: Mann- oder Zonendeckung gegen den Pass?

Teil 21: Einfluss der Feldposition auf die Taktik

Teil 22: Gefahr in der eigenen Red Zone

Teil 23: Alle Optionen im "Mittelfeld"

Teil 24: „Schattenboxen“ zu Beginn

Teil 25: Geduld und Strategie zählen

Teil 26: Der vierte Versuch

Teil 27: Mut zum Risiko?

Teil 28: Der Punt und andere Kicks

Teil 29: Die Macht über die Spielzeit

Teil 30: Comeback-Versuche

Teil 31: Hail Mary!

Teil 32: Die Auszeiten

Teil 33: Nur der Sieg zählt - notfalls nach Verlängerung

Teil 34: Die Mathematik der Football-Scores

Gelbe Flaggen signalisieren Fouls.

Gelbe Flaggen signalisieren Fouls. (© Anderson)

RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: