Nur der Sieg zählt - notfalls nach Verlängerung

Jack Tabb (North Carolina Tar Heels) mit der "Victory Bell"Am Schluss kommt es im American Football nicht darauf an, wie hoch man gewinnt oder verliert, sondern nur darauf, den eigenen Vorsprung über die Zeit zu bringen oder bei Rückstand eventuell doch noch gewinnen zu können. In den allermeisten Football-Ligen der Welt wie beim Vorbild der NFL ist es für die Tabellen fast immer unerheblich, wie hoch Sieg oder Niederlage im Resultat ausfallen. Bei Gleichständen in der Tabelle wird fast immer zunächst auf den direkten Vergleich gesetzt, wobei es in der NFL auch bei den Hin- und Rückspielen innerhalb einer Division nur auf die Siege und Niederlagen ankommt, nicht auf die erzielten Punkte. Ein 21:20 gleicht also dort zum Beispiel auch ein 3:40 aus.

Die amerikanische Tradition im Sport fußt vor allem darauf, einen Sieger zu ermitteln. Die Höhe eines Sieges ist egal, woraus im Football auch folgt, dass einem überlegenen Team gewissermaßen eine ethische Pflicht zukommt, am Ende nicht mehr jeden möglichen Punkterfolg auch zu machen, wenn am Sieg nichts mehr zu rütteln ist. In einigen europäischen Ligen, unter anderem auch in deutschen, wird allerdings sowohl beim direkten Vergleich als auch bei anderen Gleichständen analog zum Beispiel des Fußballs die Differenz der auf dem Feld erzielten Punkte berücksichtigt. Hier ist in Rückspielen also eher das Gesamtergebnis der Spiele von Bedeutung für die Taktik auf dem Feld.

Aus der amerikanischen Tradition ergibt sich auch, dass in den USA und auch vielerorts woanders auf der Welt Football-Spiele bei Unentschieden immer verlängert werden, auch außerhalb von Playoffs. Bei den Profis läuft eine Verlängerung nach den normalen Regeln (mit einer Auszeit pro Team für das gespielte "fünfte" Viertel von allerdings nur maximal zehn Spielminuten). Dabei gilt in der NFL "Sudden Death" mit einer Einschränkung: Sieger ist zwar prinzipiell das Team, das die ersten Punkte macht. Ein Field Goal reicht in der ersten Angriffsserie aber nicht, wenn der Gegner zuvor nicht mindestens einmal selbst im Ballbesitz war.

Im College- und Amateur-Football läuft die Verlängerung nach anderen Regeln. Gespielt wird auf eine Endzone, jede Mannschaft kommt an der 25-Yard-Linie davor in Ballbesitz und hat maximal zwölf Spielzüge für eine Angriffsserie, die mit Ballverlust, nicht geschafftem First Down im vierten Versuch oder eben einem Punkterfolg endet. Waren beide Teams an der Reihe, und es steht weiter unentschieden, wiederholt sich die Prozedur, wobei nun das andere Team zuerst in den Angriff kommt. Ab der dritten solchen Runde sind schließlich Extrapunkt-Kicks nicht mehr erlaubt, nach einem Touchdown muss versucht werden, zwei Punkte durch einen Conversion-Spielzug zu holen. Theoretisch könnte dies ewig so weiter gehen, praktisch wird immer und häufig schneller als in einer "Sudden-Death"-Verlängerung, die nach zehn oder 15 Minuten auch mit einem Remis enden kann, ein Sieger gefunden.

Weiter: Die Mathematik der Football-Scores

Zurück: Die Auszeiten

Ist Football kompliziert?

Teil 1: Eigentlich ist alles einfach

Teil 2: Lauf- und Passspiel

Teil 3: Touchdowns, Field Goals und Safetys

Teil 4: Vier Downs für zehn Yards

Teil 5: Münzwurf mit Fallstricken

Teil 6: Mit dem Kickoff geht es los

Teil 7: Start der echten Action: der Kickoff Return

Teil 8: Fouls im American Football

Teil 9: 15 Yards Strafe für schwere Fouls

Teil 10: Das Holding

Teil 11: Die „technischen“ Fouls

Teil 12: Die korrekte Startformation im Angriff

Teil 13: „Free Plays“ der Offense nach Defense-Fouls

Teil 14: Linienspieler zuerst im Fokus

Teil 15: Die Offensive Linemen

Teil 16: Die Ends im Angriff

Teil 17: Die Backs der Offense

Teil 18: Grundaufstellungen der Verteidigung

Teil 19: Pass Rush

Teil 20: Mann- oder Zonendeckung gegen den Pass?

Teil 21: Einfluss der Feldposition auf die Taktik

Teil 22: Gefahr in der eigenen Red Zone

Teil 23: Alle Optionen im "Mittelfeld"

Teil 24: „Schattenboxen“ zu Beginn

Teil 25: Geduld und Strategie zählen

Teil 26: Der vierte Versuch

Teil 27: Mut zum Risiko?

Teil 28: Der Punt und andere Kicks

Teil 29: Die Macht über die Spielzeit

Teil 30: Comeback-Versuche

Teil 31: Hail Mary!

Teil 32: Die Auszeiten

Teil 33: Nur der Sieg zählt - notfalls nach Verlängerung

Teil 34: Die Mathematik der Football-Scores

Jack Tabb (North Carolina Tar Heels) mit der "Victory Bell"

Jack Tabb (North Carolina Tar Heels) mit der "Victory Bell" (© Getty Images)

RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: