„Schattenboxen“ zu Beginn

Erstmal vorsichtig abtasten...Denken wir an ein "Musterspiel" im American Football, gehen wir besser nicht davon aus, dass ein Touchdown gleich in der ersten Angriffsserie gelingt. Die Konzentration auf beiden Seiten ist hoch, die Kondition auch, was im Football erst einmal ein Vorteil für die Verteidiger ist. "Zerstören" ist halt einfacher, das "Reagieren" ist allerdings auch kräftezehrender, als nach einem selbst festgelegten Plan agieren zu können, bei dem man genau die Intensität der Bewegungen auf das bekannte Ziel abstimmen und sich auf dieses konzentrieren kann. Die Verteidiger müssen immer mit mehreren Optionen rechnen und bezahlen die unumgänglichen Irrtümer dabei mit längeren Laufwegen. Im weiteren Verlauf des Spieles summiert sich diese Belastung zusehends, und vor allem, wenn eine Mannschaft immer wieder mit langen Angriffsserien die Defense des Gegners minutenlang auf dem Platz gehalten hat, bewirkt dies ein immer größeres Ungleichgewicht in punkto Konzentration und Kondition zu Lasten der Verteidiger.

Die Coaches hatten außerdem mindestens eine Woche Zeit, ihre Spieler auf den Gegner und dessen spezifische Stärken vorzubereiten. Beide Seiten wissen aber auch, dass beide Seiten diese Vorbereitung hatten. Zu Beginn gibt es also erst einmal ein wenig "psychologische Kriegsführung". Machen die Angreifer das, was sie am besten können, machen sie genau das, was die Verteidiger erwarten. Spielen sie anders, als es der Gegner erwartet, tun sie etwas, was sie eben nicht perfekt beherrschen. Beide Varianten können am Ende zum richtigen Ergebnis, dem Sieg im Spiel, führen. Die Chancen, früh Erfolg zu haben, sind jedoch limitiert.

Früher galt es als erstes Ziel einer Angriffsmannschaft, das Laufspiel "zu etablieren", also als erstes mal dem Gegner klar zu machen, dass der eigene solide Running Back mit jedem Spielzug sichere drei bis vier Yards erlaufen wird, wenn die Verteidiger personell zu sehr die Passverteidigung in den Vordergund stellen. Mit abnehmender Bedeutung des Laufspiels an sich ist es heute eher eine Mixtur von Läufen und Kurzpässen, die dieses Ziel erfüllt. Zusätzlich zum Standard-Lauf bekommt der Gegner also demonstriert, dass Tight End, Running Back oder ein Receiver jederzeit recht sicher einen Pass im Zentrum fangen werden, wenn die Verteidiger diese Möglichkeit dort nicht durch eine Konzentration der Kräfte unterbinden.

Dies kann durchaus über mehrere Angriffsserien in der ersten Hälfte so gehen. Nach und nach versuchen die Angreifer, das Personal der Verteidigung in jene Formation zu locken, gegen die man sich die eigentlich erfolgversprechenden Spielzüge ausgedacht hat. Führen die Nadelstiche in der Mitte selbst zum Erfolg, umso besser: Dann kann man diese einfach fortführen. Mindestens jedoch erfüllen sie den Zweck, dass die Verteidiger "gewurmt" davon sind, dass ihr Coach sie immer wieder ermahnt, nicht zu sehr darauf zu reagieren. Obwohl sie doch auf dem Feld aus ihrer subjektiven Sicht erleben, dass der Gegner mit einem Lächeln auf dem Gesicht sie und ihre Mitspieler wieder und wieder verlädt.

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Ist Football kompliziert?

Teil 1: Eigentlich ist alles einfach

Teil 2: Lauf- und Passspiel

Teil 3: Touchdowns, Field Goals und Safetys

Teil 4: Vier Downs für zehn Yards

Teil 5: Münzwurf mit Fallstricken

Teil 6: Mit dem Kickoff geht es los

Teil 7: Start der echten Action: der Kickoff Return

Teil 8: Fouls im American Football

Teil 9: 15 Yards Strafe für schwere Fouls

Teil 10: Das Holding

Teil 11: Die „technischen“ Fouls

Teil 12: Die korrekte Startformation im Angriff

Teil 13: „Free Plays“ der Offense nach Defense-Fouls

Teil 14: Linienspieler zuerst im Fokus

Teil 15: Die Offensive Linemen

Teil 16: Die Ends im Angriff

Teil 17: Die Backs der Offense

Teil 18: Grundaufstellungen der Verteidigung

Teil 19: Pass Rush

Teil 20: Mann- oder Zonendeckung gegen den Pass?

Teil 21: Einfluss der Feldposition auf die Taktik

Teil 22: Gefahr in der eigenen Red Zone

Teil 23: Alle Optionen im "Mittelfeld"

Teil 24: „Schattenboxen“ zu Beginn

Teil 25: Geduld und Strategie zählen

Teil 26: Der vierte Versuch

Teil 27: Mut zum Risiko?

Teil 28: Der Punt und andere Kicks

Teil 29: Die Macht über die Spielzeit

Teil 30: Comeback-Versuche

Teil 31: Hail Mary!

Teil 32: Die Auszeiten

Teil 33: Nur der Sieg zählt - notfalls nach Verlängerung

Teil 34: Die Mathematik der Football-Scores

Erstmal vorsichtig abtasten...

Erstmal vorsichtig abtasten... (© Dirk Pohl)

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