Die korrekte Startformation im Angriff

Line of ScrimmageDer Center steht vor einem Anspiel sowieso am Ball (auch wenn er nicht zwingend der mittlere Spieler sein muss, wenn Coaches kreativ sein wollen). Von ihm ausgehend müssen die Nachbarn immer mindestens einen großen Teil ihres Körpers auf gleicher Höhe mit ihm oder dem nächsten inneren Nachbarn haben. Die Abstände zwischen den Spielern sind egal, die äußeren Spieler stehen oft Richtung Seitenauslinie. Nur die fünf inneren Spieler als eigentliche "Offensive Line" finden wir quasi immer dicht um den Center herum und als "Schutzwall" vor Quarterback oder Running Backs hinter ihnen.

Diese inneren Spieler haben keine Berechtigung, den Ball bei einem Pass zu fangen, und sind so pure Blocker. Nur wer eines der Enden der Linie bildet oder dahinter steht, bekommt im normalen Spielablauf etwas mit dem Ball zu tun. Deswegen hat es auch keinen Sinn, für einen Lauf oder einen Pass mehr als sieben Spieler in diese Linie zu stellen, denn jeder zusätzliche Mann dort ist einer weniger, der als Ballträger in Frage kommt. Anders sieht es bei Punts oder Field Goals aus, dann braucht man jeden verfügbaren Spieler zum Blocken.

Bevor der Ball angespielt werden darf, müssen die Spieler des Angriffs an der Linie gleichzeitig mindestens für einen Moment regungslos sein. Von den übrigen vier im "Backfield" darf einer sich bewegen, während des Anspiels allerdings nur seit- oder rückwärts. Die erste Bewegung der Linie muss zwingend die Armbewegung des Centers beim Snap des Balles sein. Diese Aktion ist das Signal auch für die Verteidiger, dass es losgeht. Die Angreifer haben sich vorher geheim überlegt, auf welches Kommando des Quarterbacks sie starten. Oft ruft er kurz und knapp mehrere Male irgendwas in Richtung "Hud!", und beim wie vielten Mal angespielt wird, ist vorher abgemacht. In richtig lauten Stadien (wenn man Gast-Team ist und die Zuschauer absichtlich viel "Noise" erzeugen), muss er manchmal auch mit dem Fuß stampfen und die Mitspieler müssen dies aus dem Augenwinkel verfolgen.

Die Offense kann dabei eine Menge falsch machen und dafür Raumstrafen kassieren. Weniger als sieben Mann an der Linie sind eine "Illegal Formation". "Illegal Shifts" oder "Illegal Motion" sind Verstöße gegen das Gebot, vor dem Snap gemeinsam bewegungslos zu sein oder sich während des Snaps im Backfield nur einzeln und nicht vorwärts zu bewegen. Ein böses Erwachen bringt auch ein "Ineligible Player Downfield" - wenn nämlich einer der inneren Linienspieler bei einem Pass über die Linie nach vorn läuft. Ganz selten und besonders bitter ist, wenn einer der Spieler irrtümlich als achter Spieler an der Linie stand (nämlich unabsichtlich zu weit vorn), damit sich oder einen anderen Spieler zu einem inneren Linienspieler gemacht hat, dessen Passfang dadurch ungültig wird.

Selten ist dies allerdings auch deswegen, weil ein guter Schiedsrichter in diesem Fall vorher freundlich darauf hinweisen würde. Wer genau hinschaut, der sieht, dass selbst in der NFL alle Receiver vor einem Spielzug fast immer kurz Augenkontakt mit dem für sie zuständigen Schiedsrichter suchen und sich damit vergewissern, regelkonform zu stehen. Genauso selten ist ein echtes "Offside" der Offense, denn dazu müsste ein Spieler, der nicht der Center ist, soweit vorn stehen, dass ein Teil seines Körpers bereits vor dem Anspiel auf Ballhöhe ist, und weder er noch ein helfender Schiedsrichter dies vor dem Anspiel bemerken.

Der "Klassiker" ist der "False Start", und da kann kein Schiedsrichter helfen. Ein leichtes Zucken im Oberkörper bei einem Offensive Lineman vor dem Snap (oder bei einem zu frühen "Hud!") reicht, und es geht fünf Yards zurück. Zum Snap kommt es dabei dann gar nicht mehr wirklich, denn dieser "Fehlstart" der Angreifer ist eine seltene Ausnahme unter den Fouls beim Football, weil hier sofort abgepfiffen wird. Ein sinnvoller Spielzug wird sowieso nicht mehr entstehen, denn die Verteidiger reagieren sofort, blocken ihren darauf nicht vorbereiteten Gegenüber, der Center verliert wahrscheinlich den Ballkontakt, und Verletzungsprävention ist in dem Chaos kaum noch möglich.

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Ist Football kompliziert?

Teil 1: Eigentlich ist alles einfach

Teil 2: Lauf- und Passspiel

Teil 3: Touchdowns, Field Goals und Safetys

Teil 4: Vier Downs für zehn Yards

Teil 5: Münzwurf mit Fallstricken

Teil 6: Mit dem Kickoff geht es los

Teil 7: Start der echten Action: der Kickoff Return

Teil 8: Fouls im American Football

Teil 9: 15 Yards Strafe für schwere Fouls

Teil 10: Das Holding

Teil 11: Die „technischen“ Fouls

Teil 12: Die korrekte Startformation im Angriff

Teil 13: „Free Plays“ der Offense nach Defense-Fouls

Teil 14: Linienspieler zuerst im Fokus

Teil 15: Die Offensive Linemen

Teil 16: Die Ends im Angriff

Teil 17: Die Backs der Offense

Teil 18: Grundaufstellungen der Verteidigung

Teil 19: Pass Rush

Teil 20: Mann- oder Zonendeckung gegen den Pass?

Teil 21: Einfluss der Feldposition auf die Taktik

Teil 22: Gefahr in der eigenen Red Zone

Teil 23: Alle Optionen im "Mittelfeld"

Teil 24: „Schattenboxen“ zu Beginn

Teil 25: Geduld und Strategie zählen

Teil 26: Der vierte Versuch

Teil 27: Mut zum Risiko?

Teil 28: Der Punt und andere Kicks

Teil 29: Die Macht über die Spielzeit

Teil 30: Comeback-Versuche

Teil 31: Hail Mary!

Teil 32: Die Auszeiten

Teil 33: Nur der Sieg zählt - notfalls nach Verlängerung

Teil 34: Die Mathematik der Football-Scores

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Line of Scrimmage (© Dirk Pohl)

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