Im normalen Football-Spielgeschehen am häufigsten sind die 5-Yard-Fouls. Dies sind Vergehen technischer Natur, meist ohne oder mit unbeabsichtigtem und leichtem Körperkontakt. Bestraft wird hier im Grunde die "Doofheit" eines oder mehrerer Spieler. Beispiel: "Running into the Kicker/Passer" - die Regeln verbieten, einen Kicker nach dem Schuss oder einen Passer nach dem Wurf noch zu berühren. Kann man im vollen Lauf nicht mehr abdrehen, weil man sich im Timing verschätzt hat, und berührt den Gegner deswegen, kostet dies fünf Yards. Beide Fouls gibt es aber auch in der Variante "Roughing the..." - wenn man nämlich nur so tut, als sei es unabsichtlich, tatsächlich aber darauf zielt, dem Gegner "kräftig eine mitzugeben". Dann sind es nach der Systematik der Regeln natürlich 15 Yards und das automatische First Down. Dies ist besonders bitter, wenn der Punter das Opfer war und das eigene Team deswegen nicht in den fast schon sicheren Ballbesitz nach dessen Punt kommt.
Die allermeisten 5-Yard-Strafen haben mit Abweichungen vom korrekten Ablauf eines Spielzuges zu tun. Zunächst einmal müssen beide Teams mit dem Zeitmanagement klar kommen. Mit dem Ende eines Spielzuges startet normalerweise eine 40-Sekunden-Frist für den Beginn des nächsten. Nach Ballbesitzwechsel, Auszeiten, Strafen oder vor Zusatzpunktversuchen oder Kickoffs gilt dies nicht, da sind es dann 25 Sekunden ab Platzierung des Balles durch die Schiedsrichter. In dieser Frist hat jeder seine Aufgabe: Die Schiedsrichter müssen den Ball an den Anspielpunkt bringen, beide Teams eventuelle Auswechslungen erledigen. Die Angreifer versammeln sich überlicherweise im "Huddle", um per spezieller Code-Sprache mit schnellen Kommandos festzulegen, was sie im kommenden Spielzug tun wollen. Und die Verteidiger müssen versuchen, dies vorherzusehen, hauptsächlich aber sich schon einmal auf dem Platz verteilen.
Denn die Offense allein bestimmt, wann sie tatsächlich den Ball ins Spiel bringen will. Falls sie in einer "No Huddle Offense" agiert und dabei etwa für mehrere Spielzüge schon festgelegt hat, was sie tun will, kann das auch ganz schnell gehen. Läuft die 40/25-Sekunden-Frist allerdings ab, kassiert sie eine Strafe für "Delay of Game". Manchmal übrigens freiwillig oder bewusst: Wenn sie nämlich in Führung liegt, können am Ende einer Halbzeit die verstrichenen Sekunden wertvoller als die fünf Yards sein. Oder es geht vielleicht auch um einen Bluff bei einem vierten Down, mit dem man bis zur letzten Sekunde darauf hofft, der Verteidigung würde selbst ein technisches Foul unterlaufen.
Die Verteidiger müssen vor einem Spielzug sich zwar möglichst schnell in eine halbwegs geordnete Grundformation begeben, weil sie nicht wissen, wann die Angreifer loslegen. Aber ein paar Sekunden der Vorwarnung bekommen sie am Ende doch noch. Denn während sie sich auf ihrer Seite der Anspiellinie jederzeit frei bewegen können, müssen alle Angreifer eine Grundformation mit festen Mindestbedingungen einnehmen und die meisten ihrer Spieler dann für einen Augenblick auch stocksteif auf der Stelle verharren. Diese Grundformation sieht erst einmal vor, dass mindestens sieben Spieler an der Anspiellinie stehen.
Weiter: Die korrekte Startformation im Angriff
Zurück: Das Holding
Wie funktioniert American Football
Teil 1: Eigentlich ist alles einfach
Teil 2: Lauf- und Passspiel
Teil 3: Touchdowns, Field Goals und Safetys
Teil 4: Vier Downs für zehn Yards
Teil 5: Münzwurf mit Fallstricken
Teil 6: Mit dem Kickoff geht es los
Teil 7: Start der echten Action: der Kickoff Return
Teil 8: Fouls im American Football
Teil 9: 15 Yards Strafe für schwere Fouls
Teil 10: Das Holding
Teil 11: Die „technischen“ Fouls
Teil 12: Die korrekte Startformation im Angriff
Teil 13: „Free Plays“ der Offense nach Defense-Fouls
Teil 14: Linienspieler zuerst im Fokus
Teil 15: Die Offensive Linemen
Teil 16: Die Ends im Angriff
Teil 17: Die Backs der Offense
Teil 18: Grundaufstellungen der Verteidigung
Teil 19: Pass Rush
Teil 20: Mann- oder Zonendeckung gegen den Pass?
Teil 21: Einfluss der Feldposition auf die Taktik
Teil 22: Gefahr in der eigenen Red Zone
Teil 23: Alle Optionen im "Mittelfeld"
Teil 24: „Schattenboxen“ zu Beginn
Teil 25: Geduld und Strategie zählen
Teil 26: Der vierte Versuch
Teil 27: Mut zum Risiko?
Teil 28: Der Punt und andere Kicks
Teil 29: Die Macht über die Spielzeit
Teil 30: Comeback-Versuche
Teil 31: Hail Mary!
Teil 32: Die Auszeiten
Teil 33: Nur der Sieg zählt - notfalls nach Verlängerung
Teil 34: Die Mathematik der Football-Scores
False Start oder Encroachment? Die Referees beraten. (© Dirk Pohl)