Erste Regelwerke für US-Universitäts-Teams

Yale und Harvard spielen im Fenway Park gegeneinander.Verschiedene US-Universitäten bildeten nun Football-Teams, immer wieder wurden gemeinsam oder separat voneinander Regeln geändert. Harvard war in den ersten Diskussionen meist außen vor geblieben. Dort wie auch an der kanadischen Partner-Universität McGill bevorzugte man eher die Vorgaben aus dem englischen Rugby. Generell waren aber zu dieser Zeit auch in den USA "Goals" das Ziel der Mannschaften im Spiel. Auch als sich später das Football-typische Punktsystem herausbildete, blieben Field Goals lange die lukrativsten Methoden, um Punkte zu erzielen.

In den ersten Jahren allerdings gab es gar keine "Ergebnisse" im heutigen Sinne. Gespielt wurden Serien von Games, die jeweils mit einem erfolgreichen Torschuss endeten. Hatte eine Mannschaft eine bestimmte Anzahl Games gewonnen, war das Match beendet. 1873 einigte man sich darauf, das Spiel in zwei Halbzeiten von je 45 Minuten zu absolvieren und die Mannschaftsgröße auf 20 Spieler zu reduzieren. Gespielt wurde auf einem Feld von 140 mal 75 Yards.

Im Herbst 1875 gab es ein erstes Spiel zwischen Yale und Harvard, für das Regeln beider Universitäten gemixt worden waren, mit einem leichten Übergewicht der Rugby-Elemente Harvards über die Fußball-Elemente Yales. Harvard gewann 4:0. Das Spiel markierte auch den Eintritt von Harvard in die "Football-Familie" der USA. Ab 1876 nahmen Vertreter von dort regelmäßig an den Beratungen der anderen US-Universitäten über Football-Regeln teil. Damit verloren die englische FA ebenso wie die Rugby Union zusehends an Einfluss auf die US-Variante.

Ein erstes umfangreiches und detailliertes Regelwerk von 1876 baute auf der Mixtur des Harvard-Yale-Spiels auf. Aus dem Rugby übernommen wurde, dass der Ball nun getragen werden durfte. Auch der "Try" wurde adaptiert und zu einer Ur-Form des Touchdowns, nach dem es einen freien Schussversuch auf das Tor des Gegners gab. Um den reinen "Fußballern" mehr Geschicklichkeit für ein erzieltes Tor abzuverlangen, wurden die Tore um zehn Fuß in die Höhe verlegt, nur noch Treffer oberhalb dieser Torlatte zählten noch. Tore und Touchdowns wurden separat gezählt, für vier Touchdowns wurde einer Mannschaft ein Tor gutgeschrieben. Stand es am Ende unentschieden, gewann, wer mehr tatsächlich echte Tore erzielt hatte.

Brachte ein Spieler den Ball hinter der eigenen "Goal Line" wie bei einem Touchdown zu Boden, musste sein Team nach diesen Regeln sofort einen "Safety Kick" ausführen - den Ball also weit ins Feld kicken. Diese "Safetys" hatten zunächst keine Auswirkungen auf das Ergebnis. Fünf Jahre später nutzte man ihre Anzahl aber als eine weitere Möglichkeit, um den Sieger eines unentschiedenen Spiels zu bestimmen. Waren Goals und Touchdowns gleich, gewann ein Team, wenn es mehr als vier Safetys weniger verursacht hatte als der Gegner. 1882 änderte man schließlich auch die erste Tie-Break-Regel: Nun waren bei Gleichstand vier Touchdowns mehr wert als das eine Tor, dem sie entsprachen.

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Historie von American Football

Teil 1: Die Elf steht

Teil 2: Antike Gladiatoren

Teil 3: Calcio und Cuju

Teil 4: Die britisch-barbarische Variante

Teil 5: Studentische Kicks

Teil 6: Abgrenzung zum Rugby

Teil 7: Das Boston Game

Teil 8: Geburtsstunde des American Football

Teil 9: Erste Regelwerke für US-Universitäts-Teams

Teil 10: Walter Camp denkt nach

Teil 11: Die Unterschiede zu Rugby und Fußball

Teil 12: Wie viele Punkte für was?

Teil 13: Gewaltexzesse und Beinahe-Verbot

Teil 14: Siegeszug in den USA

Yale und Harvard spielen im Fenway Park gegeneinander.

Yale und Harvard spielen im Fenway Park gegeneinander. (© Getty Images)

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