Abgrenzung zum Rugby

Alle Mann auf einen: den BallträgerIn England hatte im Gegensatz zur Entwicklung auf dem neuen Kontinent 1848 die Universität von Cambridge schriftliche Regeln für Football vorgelegt, um Neu-Studenten, die von ihren Schulen her jeweils unterschiedliche Spielvarianten kannten, den Einstieg zu erleichtern. Abseits der Universitäten hatten sich auch private Clubs gegründet. Aus deren Reihen kam der Anstoß, am 26. Oktober 1863 in London die Football Association (FA) zu gründen und in den Wochen danach in einer Reihe von Arbeits-Meetings einheitliche Regeln zu fixieren. Dies gelang zum einen, schon im selben Jahr fand das erste Spiel unter diesen Regeln statt. Zum anderen aber verließen einige der zunächst beteiligten Schulen die FA gleich wieder. Vor allem aber kam es ausgerechnet bei der letzten Sitzung zum Eklat, weil eine Mehrheit zwei Bestimmungen, die in der Beratung davor entworfen worden waren, wieder strich.

Grundsätzlich zielte Football mittlerweile auf die Bewegung des Balles mittels der Füße - ganz dem Namen entsprechend. Nur war halt Christiano Ronaldo noch nicht geboren, und im Vergleich zu dessen Fähigkeiten mit dem Ball eng am Fuß verblasste jedes noch so große Talent unter den Vollzeitstudenten und Freizeitsportlern. Es gab also in den Regeln eine "Belohnung" dafür, mit dem Ball am Fuß vor alle Gegner gekommen zu sein: Wer dies geschafft hatte, durfte den Ball (und damit sinnbildlich die Beine) in die Hände nehmen, um auch tatsächlich Chancen auf das Erreichen einer günstigen Schussposition zum gegnerischen Tor zu haben.

Denn so wie einige Wissenschaftler es für erwiesen gehalten haben sollen, dass Menschen in rasenden Eisenbahnzügen ab etwa 40 Stundenkilometern ersticken müssten, war schließlich jedem klar, dass kein Mensch, während er mit einem Fußball dribbelte, schneller sein konnte als einer ohne Ball. Wenn einer aber schon mit Ball schneller war als alle anderen, lag es nahe zu vermuten, dass er mit dem Ball in der Hand erst recht noch weiter davonlaufen würde. Zur Wiederherstellung der Chancengleichheit änderten sich in dieser Situation also auch für die Verfolger die Regeln: Sie durften einen solchen balltragenden Spieler nun robust tackeln, ihm in die Beine grätschen oder mit so ziemlich jedem denkbaren Körpereinsatz zu Fall bringen.

Die Mehrheit in England entschied im Dezember 1863: Kommt künftig alles nicht mehr in Frage, keiner sollte jemals wieder Hand an den Ball legen (Ausnahmen für Torwarte wurden einige Jahre später aber eingeführt). Folgerichtig war damit aber auch das Umreißen von Gegnern im englischen Fußball nicht mehr nötig und galt nun zu jeder Phase als "foul play". Diese beiden erst verworfenen, nun aber doch eingeführten Änderungen wurden vor allem von Teams aus der Gegend von Rugby vehement abgelehnt. Sie verließen also wenige Wochen nach deren Gründung die Football Association, um das Regelkonzept grundsätzlich anders fortzuführen - als "Rugby Football" oder kurz Rugby.

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Historie von American Football

Teil 1: Die Elf steht

Teil 2: Antike Gladiatoren

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Teil 4: Die britisch-barbarische Variante

Teil 5: Studentische Kicks

Teil 6: Abgrenzung zum Rugby

Teil 7: Das Boston Game

Teil 8: Geburtsstunde des American Football

Teil 9: Erste Regelwerke für US-Universitäts-Teams

Teil 10: Walter Camp denkt nach

Teil 11: Die Unterschiede zu Rugby und Fußball

Teil 12: Wie viele Punkte für was?

Teil 13: Gewaltexzesse und Beinahe-Verbot

Teil 14: Siegeszug in den USA

Alle Mann auf einen: den Ballträger

Alle Mann auf einen: den Ballträger (© Ed Cornejo)

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