Die britisch-barbarische Variante

Aus altrömischer (oder später florentinischer) Sicht war alles nördlich des Limes ja barbarisch, und Harpastum- oder Calcio-Verehrer hätten wohl ziemlich indigniert auf eine Vorläufer-Variante von Football geschaut, die sich im nordenglischen Dorf Shrovetide im 12. Jahrhundert entwickelt hatte. Zum Fastnachtsdienstag wurde dort vor der christlichen Fastenzeit bis Ostern noch einmal hemmungslos geschlemmt, was Lager und Ställe so hergaben. Irgendwann begann irgendwer, mit einer Schweinsblase Schabernack zu treiben. Alkohol galt vermutlich noch nicht als Doping, und wer zu welchem Team gehörte, ergab sich irgendwie aus Familienzugehörigkeit oder auch als Zufall.

Aus der wüsten Balgerei um die mal zum Spaß über Tische und Bänke geworfene Schweinsblase wurde ein Ritual, bei der die eine Hälfte des Dorfes gegen die andere spielte. Das Spielfeld war das gesamte Dorf, Spieler waren alle Bewohner, die laufen konnten (mutmaßlich wohl eher ohne Frauen und Kinder). Heute ist das Ganze auch ein Touristen-Event und wird jährlich am Fastnachtsdienstag und/oder am Aschermittwoch zwischen den Einwohnern von der einen Seite des Dorfbächleins gegen die der anderen Seite gespielt. Für die Kenner dort ist das Shrovetide Match das älteste "Derby" der Welt und war damit Namensgeber der nahe gelegenen Stadt. Es heißt im Sport also nicht "Derby", weil mal in Derby zwei Nachbarteams gegeneinander spielten, sondern andersherum: Die Stadt heißt so, weil sie nahe des Ortes des ältesten "Sport-Derbys" liegt. Von dort nach Rugby sind es übrigens nur rund 50 Meilen.

Belegt sind solche Vergnügungen bald nach der Entstehung in Shrovetide in vielen Orten der britischen Insel (weswegen außer Chinesen wegen Cuju und Italienern wegen Harpastum auch die Briten den Fußball für ihre Erfindung halten). Bald ging es in solcher Manier auch zwischen Nachbarorten zur Sache, wobei die "Endzone" dann zum Beispiel die gegnerische Kirche war, in die die Offense den Ball mit aller Macht bringen wollte, während die Defense das verhindern sollte. Statt der Kirche war es aber vielleicht auch mal der Rathausbalkon, wenn die örtlichen Pfarrer ihren Willen durchsetzten, weil sie lieb oder streng genug waren, und die Kirche "off Limits" gesetzt wurde.

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Wie American Football entstanden ist - die Geschichte

Teil 1: Die Elf steht

Teil 2: Antike Gladiatoren

Teil 3: Calcio und Cuju

Teil 4: Die britisch-barbarische Variante

Teil 5: Studentische Kicks

Teil 6: Abgrenzung zum Rugby

Teil 7: Das Boston Game

Teil 8: Geburtsstunde des American Football

Teil 9: Erste Regelwerke für US-Universitäts-Teams

Teil 10: Walter Camp denkt nach

Teil 11: Die Unterschiede zu Rugby und Fußball

Teil 12: Wie viele Punkte für was?

Teil 13: Gewaltexzesse und Beinahe-Verbot

Teil 14: Siegeszug in den USA

Wie funktioniert American Football
Eigentlich ist alles einfachIst American Football wirklich so kompliziert, wie dies (außerhalb Nordamerikas) immer wieder behauptet wird? Die gute Nachricht ist: Nein, eigentlich gar nicht! Selbst das allererste Spiel, das man sich anschaut, kann Spaß machen. Für all jene, die neu von Freunden oder Kollegen eingeladen werden, sonntags gemeinsam ein NFL-Spiel zu gucken oder beim Verein vor Ort zum Gameday vorbeizuschauen, sollen hier ein paar erste Kniffe verraten werden, wie man von Beginn an "auf Ballhöhe" gelangt. Natürlich lässt sich so tief in die Strategie und Taktik einsteigen, in...alles lesen
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