Endlich angekommen

Phoebe Schecter brachte das Team 2021 auf Trab.Nachdem im Pandemiejahr 2020 der Spielbetrieb von Amts wegen untersagt wurde, musste sich 2021 die gesamte Sportwelt neu aufstellen. Für die Potsdam Royals ließ sich dabei eine Verbesserung in der Tabellensituation feststellen, die so nicht erwartet werden konnte. Nach der regulären Saison wurde der dritte Platz belegt und mit 14:6 Punkten achtbare Ergebnisse erzielt. Folgerichtig erreichte Potsdam erstmals die GFL Playoffs und gewannen auch gleich das Viertelfinale gegen die Munich Cowboys mit 36:23. "Es war ein Spiel zweier starker Mannschaften, sehr laufdominiert, weniger passdominiert. Wir sind total stolz und happy, dass wir es geschafft haben, uns durchzusetzen", freute sich der Präsident der Königlichen Jens-Torsten Müller nach dem Spiel. Nur zwei Minuten benötigten die Brandenburger, um den ersten Score zu erzielen. Dass es für lange Zeit die einzigen Zähler des Favoriten blieben, lag an der von Müchens Defensive Coordinatorin Nadine Nurasyid insgesamt gut eingestellten Defense des Tabellendritten der Südgruppe. Diese sorgte dafür, dass der Nordzweite über weite Teile des Spiels nur mit dem im letzten Spiel der regulären Saison geschonten Running Back Jake Mayon nennenswerten Raumgewinn erzielen konnte. Der Top-Ballträger der Liga bewegte den Ball allein im ersten Drive mit drei Läufen über mehr als das halbe Spielfeld und zu den ersten Punkten des Spiels. Kicker Hannes Werner erhöhte mit seinem PAT auf 07:0. Wie gefährlich Mayons Pendant Brandon Watkins ist, bewies dieser nicht nur beim Kickoffreturn, den die Cowboys bis in die Hälfte der Brandenburger zurücktrugen. Der erste Drive der Gäste endete allerdings mit dem ersten Fehlwurf des Tages. Der tiefe Pass von Münchens Quarterback Manuel Engelmann, der anschließend eher als Ballverteiler und nicht als Passer agierte, landete in den Armen des wieder genesenen Potsdamer Defensive Backs Abu Daramy-Swaray. Potsdams Starting QB PJ Settles machte es im Gegenzug nicht besser und servierte noch tief in der eigenen Hälfte auf Münchens Linebacker Leon Nieper. Diese hervorragende Ausgangsposition konnten die Cowboys allerdings nicht für die volle Punktzahl nutzen, sämtliche Laufversuche von Watkins wurden von der Defense der Potsdamer jeweils kurz vor der Goal Line gestoppt. Der daraus resultierende Field Goal Versuch wurde von Kicker Robert Werner aus geringer Distanz zum 3:7 aus Münchener Sicht kurz vor dem ersten Seitenwechsel verwandelt.

Auch das zweite Viertel verlief abwechslungsreich. Der Mut, an der eigenen 40-Yard-Line einen vierten Versuch erfolgreich ausgespielt zu haben, zahlte sich für die Cowboys nicht aus. Engelmann wurde anschließend für erheblichen Raumverlust von Potsdams Defensive End OJ Thompson gesackt und diese zusätzlichen 20 Yards waren für Engelmann und seine Mitspieler nicht zu überwinden. Nach Punt und einem Lauf über 30-Yards von Mayon befand sich der Ball wieder fast auf derselben Feldposition, nur war die Angriffsrichtung die entgegengesetzte. Settles, dessen letzter Lauf im ersten Spielabschnitt noch mit einem Fumble in das Seitenaus endete, machte es diesmal besser und trug den Ball kurz danach für die noch fehlenden vier Yards in die Münchener Endzone. Mit einer 11-Punkte-Führung für die Royals ging es für beide Teams in die Halbzeitpause. Die Royals, immer wieder für eine Überraschung gut, eröffneten den dritten Spielabschnitt mit einem Onside Kick, konnten aber wegen des angezeigten Fair Catch Signals des Münchener Verteidigers trotz Ballbesitz das Angriffsrecht nicht übernehmen. Zum zweiten Mal erhielten die Gäste eine hervorragende Startposition, die die Offense des Südteams allerdings erneut nicht zu nutzen wusste. Ein geblockter Field Goal-Versuch war das Ende dieses Drives. Begünstigt von zwei 15-Yard-Strafen gegen die Cowboys schien es nun wieder erfolgversprechend in die andere Richtung zu gehen, aber Manuel Schimpfhausers QB-Sack an Settles und der daraus resultierende Fumble-Return-TD von Defensive Lineman Dominik Siegel ließen das Punktkonto der Cowboys um weitere sechs Punkte anwachsen. Werners PAT klatschte an den rechten Goalpost.

Es folgte ein wahrer Punkteregen im Schlussviertel. Die Defense der Cowboys wurde ob der bis dahin lange auf dem Spielfeld zugebrachten Zeit sichtbar müde und kassierte einen tiefen TD-Pass von Settles auf Wide Receiver Michael Breuler . Vogts Team wollte mit einem zweiten Onsidekick den Sack schnell zu machen, was aber misslang. Auch die dritte Möglichkeit, nach Start in der Potsdamer Hälfte zu einem Touchdown zu gelangen, konnten die Cowbys nicht nutzen. Turnover on Downs hieß es am Ende und Daramy-Swarays Touchdown Lauf über 40 Yards war dann die Vorentscheidung des Spiels.

Nach dem 29:9 gut acht Minuten vor Ende des Spiels agierte die Defense der Gastgeber nicht mehr ganz so konsequent und WR Kai Silbermann brachte nach Engelmanns Pass über 19 Yards sein Team auf vierzehn Punkte heran. Postdams RB Vincent Fehr stellte im Gegenzug den alten Punkteabstand wieder. Wenige Sekunden vor Ende des Spiels brachte sich das Gespann Engelmann/Silbermann zum zweiten Mal auf das Scoreboard, die anschließende Conversion ging bei den bereits feiernden 2.350 Potsdamer Fans unter.

Der Einzug in das GFL Halbfinale bedeutete für Potsdam den bisher größten Cluberfolg und selbst im Halbfinale gegen die Schwäbisch Hall Unicorns, machten die Royals eine gute Figur, auch wenn sie im Optima-Sportpark mit einer 18:28 den Wettbewerb beenden mussten. Wie erwartet versuchten die Potsdamer besonders aus Läufen über ihren Running Back Jake Mayon Kapital zu schlagen. Er sammelte auch viel Raumgewinn, insgesamt betrachtet hat die Haller Defense den Ausnahmespieler aber gut kontrolliert. Überrascht hat mehr der Royals-Quarterback Patrick Settles, der mehrfach ebenfalls zu raumgreifenden Läufen ansetzte. Allerdings standen sich die Potsdamer auch selbst im Weg. Die Schiedsrichter ließen ihnen nicht nur technische Fouls sondern auch einige Undiszipliniertheiten nicht durchgehen. Am Ende mussten die Gäste 19 Strafen für insgesamt 168 Yards Raumverlust hinnehmen. Zunächst lief es bei den Unicorns wie nach dem Drehbuch eines Erfolgsfilms. Zweimal zwang man die Royals schnell zu einem Befreiungskick und beide Mal nutzte man den Ballbesitz für flüssige Angriffszüge. Den ersten schloss John Santiago mit einem 4-Yard-Lauf zum 7:0 ab (alle PAT Tim Stadelmayr) und den zweiten krönte ein 51-Yard-Pass von Alexander Haupert auf Tyler Rutenbeck zum 14:0. Danach wurde es turbulent, denn zunächst konnte Potsdams Abu Daramy Swaray den Haller Kickoff über 92 Yards zum 14:6 in die Haller Endzone tragen. Wenig später führte eine zu hohe Ballabgabe bei einem Haller Befreiungskick dazu, dass die Gäste an der 1-Yard-Linie der Unicorns in Ballbesitz kamen. Sechs Strafen in neun Versuchen, während denen man auch die Seiten zum zweiten Viertel wechselte, sorgten dafür, dass die Royals diese zwingende Chance ohne Punkte liegen ließen. Hall musste inzwischen ohne den verletzten John Santiago auskommen und so übernahm Moritz Böhringer die Verantwortung. Der gelernte Receiver und Tight End wird normalerweise durch die Luft bedient, erzielte das 21:6 aber mit einem 17-Yard-Lauf. Potsdam wusste zu antworten: Ein Angriffszug über 75 Yards beendete Settles mit einem 4-Yard-Lauf zum 21:12. Es folgte Hektik in den letzten zwei Minuten vor der Pause: Ein Böhringer-Fumble führte zum Ballbesitz für Potsdam und Christian Köppe machte das Missgeschick durch einen abgefangenen Royals-Pass wieder wett. Punkte fielen aber in der ersten Hälfte keine mehr. Wegen Hauperts Knieverletzung lief Ian Gehrke nach der Halbzeit als Spielmacher der Unicorns auf. Im letzten Viertel sollte ihm zwar noch eine Passinterception unterlaufen, den wahrscheinlich spielentscheidenden Pass warf er aber schon Mitte des dritten Viertels. Über 63 Yards bediente er Yannick Mayer, der so das 28:12 herstellte. Fünf Minuten vor Schluss kam Potsdam mit einem 22-Yard-Pass von Settles auf Lukas Drache auf 28:18 an die Haller heran, doch der anschließende Onside-Kick landete in den Armen von Halls Aurieus Minton. Routiniert kontrollierten die Haller nun den Ball und die Uhr und brachten das 28:18 über die Zeit.

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Deutscher Meister im Porträt

Teil 1: Die Welt besteht aus Kurven

Teil 2: Aufstieg und Ausstieg innerhalb einer Saison

Teil 3: Neuanfang in der fünften Liga

Teil 4: Wieder in der Regionalliga

Teil 5: Erste Erfahrungen in der GFL 2

Teil 6: Ausgeglichene Bilanz

Teil 7: Jedes Jahr etwas besser

Teil 8: Durchmarsch in die GFL

Teil 9: Das erste Jahr in der GFL

Teil 10: Die Früchte hängen höher als erwartet

Teil 11: Endlich angekommen

Teil 12: Der erste Griff nach dem Henkelpott

Teil 13: Potsdam ist Meister

Phoebe Schecter brachte das Team 2021 auf Trab.

Phoebe Schecter brachte das Team 2021 auf Trab. (© Miladinovic)

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