Im zweiten GFL Jahr mussten die Potsdam einen sportlichen Rückschritt akzeptieren. Die 1. Bundesliga erwies sich in Gänze als ein harter Brocken und kleine Fehler wurden sofort vom Gegner bestraft. So unterlagen die Brandenburger zum Saisonauftakt der Nordgruppe der German Football League zu Hause gegen die Hildesheim Invaders mit 28:50. An fehlender Gegenwehr hat es nicht gelegen, dass die mit viel Vorschussbeeren bedachten Königlichen in ihrem ersten Pflichtspiel gegen einen weiteren im Vorfeld als Playoffkandidaten gehandelten Kontrahenten den Kürzeren zogen.
Die doch recht deutliche Niederlage hatte mehrere Ursachen. Ein wesentlicher Unterschied war in der Bewegungsfreiheit der jeweiligen Spielführer und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten auszumachen. Während Quarterback Casey Therriault für die Invaders schalten und walten konnte wie er wollte, war sein Gegenüber Paul Zimmermann oftmals auf der Flucht. Zimmermann musste den kurzfristig in die Vereinigten Staaten abgereisten QB Cody Williams ersetzen. Auch dem bereits 2017 für die Royals aktiven QB Jacob Tucker, der als Ersatz für Williams erst kurzfristig eingeflogen worden war, erging es später nicht besser. Zu dem kam, dass Potsdams Laufspiel zu keinem Zeitpunkt des Spiels gegen die aufmerksame Defensive Line der Niedersachsen wirkliche Bedeutung erlangte. Ein weiterer Nachteil der Brandenburger war die Unmenge an Strafen – ein Problem, welches bereits in der vergangenen Spielzeit bestand. Auch die frühzeitige Hinausstellung des Hildesheimers Manuel Haberlach nach einem Angriff mit "Helm voraus" auf Zimmermann konnte über den Eindruck nicht hinwegtäuschen, dass sich geworfene Flaggen auf das Potsdamer Spiel negativer auswirkten als auf das ihrer Gäste. "Normalerweise bin ich anders nach so einer Niederlage. Aber ich weiß, wie die Umstände waren und dafür haben wir eigentlich eine ganze Menge rausgeholt. ... Insofern war es okay, was wir da mit 28 Punkten hinbekommen haben. Das Ergebnis war ein bisschen hoch. Unsere Defensive hat halt nicht so funktioniert, wie wir das erhofft haben.", äußerte sich Royals Head Coach Michael Vogt gegenüber der lokalen Presse.
Bereits besser lief es beim 29:0 Heimerfolg gegen Kiel. Nach einem guten Start in die Partie konnten die Kieler jedoch erneut keine Punkte erzielen. Bis zur Pause konnten sie das Spiel noch eng gestalten, dann sicherten sich die Royals den vierten Saisonsieg. Zu Beginn des zweiten Quarters entwischte Potsdams Running Back Gennadiy Adams der Kieler Defense über 35 Yards und erzielte bald darauf den ersten Touchdown zum 6:0 für die Gastgeber. Das dritte Viertel begann dann denkbar gut für die Royals. John Kenyon nahm den Kickoff der Canes auf und konnte nach einem langen Lauf an der 19-Yard Linie der Kieler gerade noch von Moritz Hausberg gestoppt werden, der damit zunächst den Touchdown verhinderte. Die Royals arbeiteten sich daraufhin allerdings bis an die 1-Yard Linie und von dort vollendete erneut Adams. Kicker Hannes Werner sorgte mit dem Zusatzpunkt für das 13:0. Die Canes mussten anschließend punten und Adams schlug sofort im nächsten Spielzug wieder zu. Über 52 Yards lief er zu seinem dritten Touchdown an diesem Tag. Werner erhöhte auf 20:0 für die Gastgeber. Im Schlussviertel legten die Royals dann noch ein Mal nach durch einen Pass von Enrico Stiegemann, der nach den Abgängen und Ausfällen aller amerikanischen Quarterbacks und der Verletzung von Paul Zimmermann in der vergangenen Woche die Position des Spielmachers übernahm. Stiegemann bediente den Schweden Jacob Dahre mit einem Touchdown-Pass und Werner erhöhte per Extrapunkt auf 27:0 für Potsdam. Die letzten zwei Punkte entstanden dann kurz vor Spielende als die Hurricanes aus der eigenen Endzone punten mussten. Der Snap geriet zu hoch, flog über Englmann hinweg nach hinten aus dem Feld und verursachte so einen automatischen Safety.
Insgesamt eroberten die Royals vier Siege, ein Unentschieden und mussten neun Niederlagen akzeptieren. Auch die Gesamtpunktzahl in Höhe von 243 zu 360 Punkten konnte nur teilweise befriedigen. Immerhin reichte es für den sechsten Tabellenplatz und dem Klassenerhalt.
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Deutscher Meister im Porträt
Teil 1: Die Welt besteht aus Kurven
Teil 2: Aufstieg und Ausstieg innerhalb einer Saison
Teil 3: Neuanfang in der fünften Liga
Teil 4: Wieder in der Regionalliga
Teil 5: Erste Erfahrungen in der GFL 2
Teil 6: Ausgeglichene Bilanz
Teil 7: Jedes Jahr etwas besser
Teil 8: Durchmarsch in die GFL
Teil 9: Das erste Jahr in der GFL
Teil 10: Die Früchte hängen höher als erwartet
Teil 11: Endlich angekommen
Teil 12: Der erste Griff nach dem Henkelpott
Teil 13: Potsdam ist Meister
Timothy Knüttel musste auch als Quarterback ran. (© Brock)