17 Spiele, 17 Gegner - doch welche?
Jahr für Jahr wird der Rahmenspielplan der NFL nach folgendem Muster erstellt: Jedes Team spielt in jedem Fall in Hin- und Rückspiel gegen jeden Divisionsgegner (macht sechs Spiele pro Team). Häufig werden diese Ansetzungen bei der Bestimmung der exakten Termine, zu denen gespielt wird, eher an das Ende der Saison gepackt. Der letzte Spieltag etwa besteht regelmäßig ausschließlich aus solchen Divisionsspielen. Da bei Gleichstand am Ende der direkte Vergleich ausschlaggebend ist, haben diese Spiele fast immer besondere Bedeutung für die Divisionstabellen, und "Endspiele" am letzten Spieltag sind nicht selten.
Vier Spiele pro Team werden gegen Mannschaften aus einer in der langfristigen Rotation festgelegten anderen Division der eigenen Conference AFC oder NFC gespielt, natürlich zwei zu Hause und zwei auswärts. Gegen welche Division gespielt wird, wechselt alle drei Jahre. Wegen der teilweise besonderen Rivalitäten und weil Divisionsspiele ja eher später im Jahr angesetzt werden sollen, finden sich oft am ersten Spieltag einige Kracher-Spiele aus dieser Kategorie.
Hinzu kommen nach demselben Muster vier Spiele gegen die Teams einer Division der anderen Conference. Diese Interconference-Spiele wechseln im vierjährlichen Turnus, weil ja vier andere Divisionen zur Auswahl stehen. Nach acht Jahren ist somit sichergestellt, dass jedes NFL-Team mindestens je einmal bei jedem anderen zu Gast war. Interconference-Spiele sind im Playoff-Rennen jeder Conference einen kleinen Tick weniger wichtig, denn bei Sieggleichständen von Teams in der Tabelle am Ende spielen sie bei den Tiebreakern kaum eine Rolle.
Zu diesen 14 langfristig festgelegten Spielen kommen drei Partien hinzu, die von den Tabellenständen des Vorjahres abhängen: zunächst zwei gegen die beiden Mannschaften, die im Vorjahr in den beiden Divisionen der eigenen Conference, gegen deren Teams nicht nach der langjährigen Rotation gespielt wird, den gleichen Tabellenplatz belegten. Das 17. Spiel kommt als Interconference-Spiel nach ähnlichem Muster hinzu. Eine langfristige Rotation regelt, aus welcher der drei Divisionen, gegen die nicht ohnehin gespielt wird, jenes Team der Gegner wird, das dort den gleichen Tabellenplatz im Vorjahr belegte.
Diese drei (bis 2020 zwei) Partien pro Team sind "Variablen", die direkt nach dem letzten Spieltag einer Saison für das nächste Jahr feststehen (Playoffs spielen hierbei keine Rolle). Vordergründig ist damit Chancengleichheit hergestellt, weil jede Mannschaft - anhand der Abschlusstabellen des Vorjahres - auf eine ausgewogene Gegnerschaft trifft. In der Realität sind natürlich zwar die übrigen 14 Spiele für alle Teams einer Division gleich. Je nach Stärke der anderen Divisionen, mit denen man in einer Saison gepaart wird, gibt es aber beim Vergleich mit Teams anderer Divisionen oft deutlich schwerere oder leichtere Gesamtspielpläne für eine Mannschaft.
Die "variablen" Spiele wiederum sind speziell in Divisionen, die aktuell besonders ausgeglichen sind, ein wichtiger Faktor. Besteht die Gruppe aus vier eher starken Teams, hat ein im Vorjahr nur knapp Vierter gewordener Club drei in der Regel leichte Aufgaben gegen andere Tabellenvierte. Bei insgesamt nur 17 Spielen ist dies eine Menge, wenn zugleich der Divisionsmeister drei Spiele gegen andere Vorjahres-Erste absolvieren muss.
Und so wie in durchschnittlich "starken" Gruppen der Vorjahresletzte daraus einen Vorteil zieht, ist es andersherum in durchschnittlich "schwachen" Gruppen besonders der Vorjahressieger, der mit drei hohen Hürden gegen stärkere Divisionsmeister zusätzlich belastet wird. Ein anderes Hauptziel der Liga, das vornehmlich durch Draft oder Salary Cap erreicht werden soll, ist also ebenfalls in der Spielplangestaltung berücksichtigt: die langfristige Ausgeglichenheit. Möglichst kein Team soll lange Jahre an der Spitze dominieren, keines "auf ewig" im Tabellenkeller herumdümpeln.
Wenn also auch durch den Spielplan erreicht wird, dass öfter mal ein Vierter im nächsten Jahr weit vorn landet und ein Divisionsmeister es schwer hat, seinen Titel zu verteidigen, sind dies zumindest optische Indizien dafür, dass es der Liga mit dieser "Parity" wahrlich ernst ist.
Zurück: Abwechslung für Fans, Tiebreaker für die Tabelle
Wie der NFL-Spielplan funktioniert
Teil 1: Spannend und gerecht
Teil 2: Abwechslung für Fans, Tiebreaker für die Tabelle
Teil 3: 17 Spiele, 17 Gegner - doch welche?
Regelmäßige Battle of Ohio: Cincinnati Bengals vs. Cleveland Browns (© Görtz)