Kein Team hat mehr verloren als die New York Jets mit ihren Deals zur Trading Deadline. Mit CB Sauce Gardner und DT Quinnen Williams haben sie ihre beiden besten Spieler abgegeben und damit zwei etablierte (All-)Stars. Zurück gab es zwar mehrere hochwertige Picks und zwei Spieler, doch dürften Jets Fans davon bis 2028 zunächst nicht viel haben.
Dass die Jets mit CB Sauce Gardner ihren besten Spieler und Fan-Favoriten abgaben, schockte wohl jeden Fans von Gang Green. Gemessen an heutigen Standards wirkt der Preis sogar angemessen: zwei Erstrundenicks erhielten die Jets von den Indianapolis Colts und WR Adonai Mitchell (Zweitrundenpick der Colts 2024, der aber leistungsmäßig hinter den Erwartungen zurückblieb). Mitchell kann einen Neustart zudem gut gebrauchen, denn bei den Colts fiel er im Kader an die Stelle des vierten Receivers zurück und sorgte mit seinem Fumble beim zu frühen Feierns seines Touchdowns an der Goal Line gegen die Rams für große Verärgerung bei den Coaches. Zumal Mitchell nicht gerade durch große Leistung bislang auffiel. 23 Pässe fing er als Rookie für 312 Yards, neun gefangene Pässe für 152 Yards weisen seine Karrierestatistiken für die aktuelle Saison aus. In New York könnte er um den Platz hinter WR Garrett Wilson wetteifern, dem letzten verbliebenen Aushängeschild des Teams.
"Immer wenn man einen Spieler wie Sauce Gardner bekommen kann, muss man es machen. Er wird unsere Verteidigung auf ein völlig neues Level heben", freute sich Indianapolis Colts General Manager Chris Ballard über den Deal. Dass die Colts nun keinen Erstrundenpick in den Jahren 2026 und 2027 haben, stört sie wenig, denn aufgrund der guten Saison 2025 hoffen sie mit Gardner ein Puzzleteil geholt zu haben, das sie in Richtung Super Bowl bringen kann. Erst vor der Saison hatten sich die Jets über einen neuen Vier-Jahres-Vertrag über 120 Millionen für Gardner gefreut und darüber ihr neues "Gesicht der Franchise" langfristig gebunden zu haben - nun sieben Spiele später zieht der 4. Pick der Draft 2022 weiter nach Indianapolis. Die siebtschlechteste Passverteidigung der Liga wird durch Garnder sofort verbessert und die Colts damit zum "Contender".
Und auch für DT Quinnen Williams wirkt der Gegenwert der Dallas Cowboys mit einem Erstrundenpick, einem Zweitrundenpick und DT Mazi Smith. Der 3. Pick der Draft 2019 gilt als einer der besten Defensive Tackles der Liga und als schwer zu verteidigen, dass auf der New Yorker Defensive Line nur wenig Talent schlummert merkte auch Williams, der immer größere Schwierigkeiten hatte sich durchzusetzen und den gegnerischen Quarterback unter Druck zu setzen. 12 Sacks gelangen ihm in der Saison 2022, 13.5 jedoch nur seitdem in zweieinhalb Jahren.
Mazi Smith wurde 2023 von den Dallas Cowboys in der ersten Runde der Draft (26. Stelle) ausgewählt. Als Rookie zeigte er Potenzial und kam 2024 in seiner ersten Saison als Starter auf 41 Tackles. In der aktuellen Saison war er aber Backup und erzielte gerade einmal drei Tackles in fünf Einsätzen. Ob er seine Karriere wiederbeleben kann, bleibt daher abzuwarten.
Mit diesen beiden Trades setzen die Jets voll auf die Zukunft. Mit WR Adonai Mitchel und DT Mazi Smith bekommen die Jets Spieler, die weder Ausnahmetalente sind, noch sich ihrem Platz im Kader des Teams in der kommenden Saison sicher sein dürfen. Beide spielen auf Bewährung in der restlichen Saison und dürfen sich 2026 in den Minicamps und im Trainingscamp präsentieren, leicht wird dem Team aber die Trennung fallen, falls sie die Erwartungen nicht erfüllen.
Wertvoller sind hingegen die Draftpicks, wobei diese ebenfalls ein zweischneidiges Schwert sind. Denn in der NFL gibt es selbst in der 1. Runde keine Garantien, wie nicht zuletzt Mazi Smith beweist. Gut die Hälfte der Spieler werden nicht zu den Stars, die die Teams und ihre Fans am Drafttag in ihnen sehen. Je höher ein Spieler gedraftet wird, desto wahrscheinlicher ist zwar, dass er auch zum Leistungsträger wird, aber auch hier ist nichts garantiert, wie nicht zuletzt QB Zach Wilson (2. Stelle) bei den Jets bewies.
2026 haben die Jets nun zwei Erstrundenpicks, wobei sie beim eigenen Pick einen hohen Draftpick einplanen können. Keine gute Defensive und keine konstante Offensive (abseits von RB Breece Hall und WR Garrett Wilson) hat das Team und somit viele Lücken zu füllen. Der Pick der Colts könnte jedoch in den (hohen) 20ern am Ende liegen und dies könnte 2027 nicht anders sein. Zwei hohe Erstrundenpicks für CB Sauce Gardner relativiert jedoch wieder den Deal, denn mit Sicherheit hätte Indianapolis einen Spieler mit dem Talent des All-Pros nie an diesen Stellen bekommen.
Einen besseren Deal haben die Jets da mit DT Quinnen Williams und den Cowboys gemacht. Zwar hätten die New Yorker angesichts der bisherigen Bilanz der Cowboys lieber auf einen Erstrundenpick 2026 bestehen sollen anstatt 2027, doch dann wäre es sicher kein Zweirundenpick als Zugabe mehr geworden. Schaffen die Cowboys es dank den Draftpicks aus dem Micah Parsons Trade schnell wieder in die Spur zu kommen, könnten die New Yorker 2027 neben dem eigenen Pick zwei Zugriffsrechte in den (hohen) 20ern haben, während der 2026er Zweitrundenpick ein TOP40 Zugriffsrecht sein könnte. Ein fairer Gegenwert für Williams, der zwar einer der besten Spieler auf seiner Position ist, aber auch schon seine siebte Saison spielt.
Für die Jets ist diese Strategie auch ein Risiko. Denn in den vergangenen Jahren haben sie öfter danebengegriffen in der Draft. Erst 2021/2022 setzten die New Yorker auf diese Strategie. 2021 wählten sie QB Zach Wilson (2. Stelle) und G Alijah Vera-Tucker (14. Stelle) in der ersten Runde aus. 2022 waren es CB Sauce Gardner (4. Stelle), WR Garrett Wilson (10. Stelle) und DE Jermaine Johnson (26. Stelle).
Das Ergebnis dieser fünf Erstrundenpicks ist eher durchwachsen. Mit CB Sauce Gardner ist der beste Spieler des Quintetts getraded worden, QB Zach Wilson wurde bereits 2023 durch QB Aaron Rodgers ersetzt - auch nach dessen Verletzung im ersten Spiel saß Wilson nie sicher im Sattel als Starter, zeigte unterdurchschnittliche Leistungen und ist nun bei seinem dritten NFL Team (Miami Dolphins), wo er mittlerweile hinter QB Quinn Ewers (7. Runde 2025) nur noch dritter QB anstatt Backup von Tagovailoa ist.
WR Garrett Wilson ist der einzige richtige Leistungsgträger der Gruppe, auch wenn DE/LB Jermaine Johnson bereits 2023 in den Pro Bowl berufen wurde. G Alijah Vera-Tucker wurde zwar für das All-Rookie Team in seiner Draftsaison nominiert, doch war dies auch kein starker Jahrgang bei den Guards. Sehr oft verletzt ist Vera-Tucker, auch wenn er sonst unumstrittener Starter bei den Jets ist. Dennoch: ein herausragendes Talent, wie von den Jets erhofft, ist er nicht geworden.
Somit müssen die Jets ganz genau hingucken und sich ihre Spieler aussuchen, denn andernfalls stehen sie in wenigen Jahren wieder an der gleichen Stelle und müssen einen Neuaufbau probieren.
Schüler - 05.11.2025

Jets All-Pro DT Quinnen Williams wurde an die Dallas Cowboys abgegeben (© Schüler)
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