Die Cincinnati Bengals und Cleveland Browns haben einen historischen Tausch durchgeführt: Erstmals seit der Rückkehr Clevelands 1999 traden die beiden AFC North Konkurrenten. Joe Flacco, seit dem Wochenende nur noch Backup bei den Browns geht für einen Picktausch zu den Bengals.
Das einstmals ambitionierte Team hat seit der Verletzung von Starter Joe Burrow überhaupt keine Partie mehr gewinnen können. Joe Flacco als Starter in diesem Jahr aber auch nur eine - und zwar knapp gegen die Green Bay Packers. Sollte er das Playbook schnell erfassen, könnte er bereits am Sonntag zum Einsatz kommen... ausgerechnet gegen die Green Bay Packers.
In seinen vier Starts erwarf er 815 Yards, zwei Touchdowns, aber auch gleich sechs Interceptions. Viel besser erging es den Bengals auch nicht, denn Backup Jake Browning kam bei gleich vielen Starts auf 757 Yards, sechs Touchdowns, aber sogar acht Interceptions.
Im Gegenzug wird ein Picktausch fällig - die Browns schicken einen Sechstrundenpick mit und erhalten den Fünftrundenpick der Bengals. Damit dürfte Shedeur Sanders jetzt künftig auf der Bank Platz nehmen. Ob er diese zwangsweise Beförderung diesmal mit Ton kommentiert hat, ist noch nicht bekannt.
Damit wurde erst zum dritten Mal seit der Jahrtausendwende ein Quarterback in der eigenen Division getradet: 2001 schickten die New England Patriot den vorherigen Franchise-Quarterback Drew Bledsoe nach dessen Genesung und wegen der Auftritte von Tom Brady zu den Buffalo Bills.
2010 hatten die Philadelphia Eagles genug von Donovan McNabb und tradeten ihn nach Washington.
Ursprünglich hatten die Baltimore Ravens Flacco vor - in NFL-Zeitspannen gesehen - Ewigkeiten, nämlich im Jahr 2008 in der ersten Runde (mit Pick #18) gedrafted. Am College hatte er zuvor mit den Delaware Fightin‘ Blue Hens die Gegner gerupft.
Er wurde in Maryland umgehend zum Starter und verpasste in den ersten zehn Jahren seiner Karriere überhaupt nur sechs Spiele; alle anderen 163 Partien startete er auch für die Ravens.
Vor der Saison 2012 stockten die Vertragsverhandlungen und er entschied sich dazu, "auf sich selbst zu setzen" und die letzte Saison ohne neues Arbeitspapier zu starten - in der Hoffnung, sich mit guten Leistungen einen Monstervertrag im Anschluss zu sichern.
Das Wagnis zahlte sich aus: Mit einer 10-6 Bilanz zogen die Ravens in die Playoffs ein und Flacco führte sein Team mit Siegen gegen die Colts, einen nach Verlängerung gegen die Broncos (ermöglicht durch das "Mile High Miracle" - einen 70 Yard Touchdown-Pass) und einen deutlichen 28:13 Sieg gegen die Patriots ins Endspiel.
In New Orleans - dem Super Bowl mit dem legendären Stromausfall - wurde Flacco mit den Ravens als Außenseiter dann Super Bowl Sieger und MVP des Endspiels.
"Playoff Joe" konnte natürlich nicht ziehen gelassen werden und so musste Owner Steve Bisciotti tief in die Tasche greifen: Ein Vertrag über sechs Jahre und gut 120 Millionen Dollar machte Flacco vorübergehend zum bestbezahlten Spieler der NFL-Geschichte.
Nach der Saison 2018 endete seine Zeit in Baltimore und es folgten Stationen in Denver (acht Starts, 2-6 Bilanz), bei den New York Jets (12 Spiele, davon neun Starts, 1-8 Bilanz) und eben 2023 bei den Cleveland Browns. Bei den Browns wurde er nach der Verletzung von Starter Deshaun Watson im November 2023 von der Couch geholt und führte mit unerwartet guten Leistungen die Browns mit einer 4-1 Bilanz bei seinen fünf Starts noch in die Playoffs (wo er dann zugegebenermaßen eine schlechte Partie ablieferte).
Trotzdem hatten die Verantwortlichen der Browns vor der Saison 2024 entschieden, dem "Comeback Player Of The Year 2023" keinen neuen Vertrag zu geben. Flacco ging stattdessen zu den Indianapolis Colts, wo er jedoch nur zwei seiner sechs Starts (bei insgesamt acht Partien) auch gewinnen konnte. Dabei kam er auf 1.761 Yards, 12 Touchdowns und sieben Interceptions.
Carsten Keller - 07.10.2025

Kaum aus Tottenham gelandet, geht es für Joe Flacco nach Cincinnati (© Carsten Keller)
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