Schockstarre in Austin und State College

Pen n States Head Coach James Franklin steht nach zwei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck.Eigentlich hatte der sechste Spieltag kaum richtig prickelnde Ansetzungen zu bieten. Das Derby zwischen Florida State und Miami war das vermeintliche Highlight, dass aber ausgerechnet dieses Spiel trotz des knappen Endergebnisses (28:22 für Miami) wenig Spannung bot, weil Miami frühzeitig klar führte und Florida State erst spät noch im Ergebnis herankam, war am späten Samstagabend nicht mehr wichtig, weil es zuvor zwei faustdicke Überraschungen gegeben hatte. Mit Texas und Penn State kassierten zwei der ursprünglichen Haupt-Titelanwärter ihre jeweils zweite Niederlage. Texas verlor beim bislang enttäuschenden Florida mit 21:29 und Penn State zeitgleich beim zuvor sieglosen UCLA mit 37:42. Das bedeutet für die Beiden, dass sie kein weiteres Spiel mehr verlieren dürfen, wenn sie sich die Chance auf das Erreichen der Playoff erhalten wollen.

Die größere Überraschung, regelrecht befremdlich, war Penn States Pleite in Pasadena. Ein Team mit berechtigten Ambitionen auf den Gewinn der National Championship verliert gegen eines der bis dahin schlechtesten Teams aus den Power Four Conferences, gegen ein Team, das in zwei seiner ersten vier Spiele regelrecht gedemütigt wurde (10:43 gegen Utah und 10:35 New Mexico, beides Heimspiele), im Schnitt nur 12 Punkte pro Spiel erzielt hatte und nicht wie eine Mannschaft wirkte, in der alle am gleichen Strang ziehen. Der sichtlich angeschlagene Head Coach James Franklin machte dafür anschließend die mentale Verfassung seines Teams verantwortlich. "Ganz offensichtlich sind wir mit der Niederlage letzte Woche nicht gut umgegangen. Wir kamen zu Beginn nicht mit der richtigen Energie aufs Feld, und ehe du dich versiehst, erzielen sie einen Touchdown, spielen dann einen erfolgreichen Onside Kick, und plötzlich hast du richtig zu kämpfen. Sie gewinnen Selbstvertrauen und du hast die nächsten drei Viertel richtig zu kämpfen. Das liegt in meiner Verantwortung und das habe ich nicht hinbekommen", sagte er dazu.

Da möchte man Franklin glatt fragen: Im Ernst? Hat die 24:30-Niederlage nach Verlängerung gegen ein anderes Top-Team, Oregon, die Mannschaft mental so schwer getroffen? Klar, die Mannschaft und ihr Umfeld hatten sich von dem Spiel viel versprochen, und vor allem Franklin musste sich anschließend tagelang in den Medien wieder mal seine miese Bilanz in Spielen gegen Top-Gegner vorhalten lassen, aber es war ja nun nicht so, dass man von Oregon aus dem eigenen Stadion geballert worden wäre. So verdient Oregons Erfolg auch war, wären nur ein oder zwei Situationen anders ausgegangen, hätte Penn State seinerseits als Sieger vom Platz gehen können und alles wäre gut gewesen. Aus der Mannschaft gab es denn auch Aussagen, die nicht zu Franklins Erklärung passten. QB Drew Allar etwa sagte, dass er das Gefühl hatte, dass man mental auf die Partie bei UCLA gut vorbereitet war.

Das Mentale spielte vielleicht auch eher von der andere Seite her eine Rolle. UCLAs QB Nico Iamaleava, dessen Wechsel von Tennessee zu den Bruins im Frühjahr wochenlang Schlagzeilen gemacht hatte und der dem "Hype" um seine Person in den ersten Spielen nicht gerecht wurde, sagte nach dem Sieg gegen Penn State unter anderem, dass er das Team unter der Woche in einer Ansprache gewissermaßen bei der Ehre gepackt habe. Wer nicht hier (in dieser Mannschaft) sein will, der soll gehen, will er gesagt haben. Dazu kam noch etwas anderes: Nach der Entlassung von Head Coach DeShaun Foster und der beiden Coordinators nach der dritten Niederlage wurde dem bisherigen Tight-Ends-Coach Jerry Neuheisel von Interimscoach Tim Skipper in der Woche vor dem Penn-State-Spiel das offensive "Playcalling" übertragen. Neuheisel ließ etwas anders spielen als der bisherige Offensive Coordinator Tino Sunseri. Davon profitierte vor allem Iamaleava, der mehr Möglichkeiten bekam, seine läuferischen Qualitäten einzusetzen. Das Ergebnis war eindeutig. Iamaleava war an allen fünf Offensiv-Touchdowns beteiligt (drei Touchdown-Läufe, zwei Touchdown-Pässe) und holte als Läufer fast genauso viele Yards wie UCLAs Running Backs zusammen. "Er hat uns den Glauben daran gegeben, dass wir da rausgehen und bestehen können", sagte Iamaleava über Neuheisels Anteil an diesem Erfolg.

Zu viel Tam-Tam um Manning

Bei Texas lag der Fall anders. Die Longhorns hatten nach der knappen Auftaktniederlage bei Ohio State drei Spiele in Folge gewonnen, allerdings nur gegen drittklassige Gegner. Wirklich überzeugt hatte Texas bei diesen Siegen nicht. Vielleicht hat man die Mannschaft vor der Saison einfach, vor allem im Angriff, besser gesehen als sie ist, weil man sich zu sehr auf Quarterback-Jungstar Arch Manning konzentriert hat. Dem scheint der ständige Wirbel um seine Person und die Erwartungen an ihn nicht gut zu bekommen. Wenn er starken Defenses wie denen von Ohio State und Florida gegenüber steht, bleibt er hinter den Erwartungen zurück, was aber auch an fehlender Unterstützung durch seine Mitspieler liegt. Gegen Florida musste er sich dem ständigen Druck durch Floridas Defensive Line erwehren und hatte zudem das Problem, nur schwer anspielbare Receiver zu finden. Gelegentlich blitzte sein Können zwar auf, und wenn das der Fall war, endete das meist auch mit Touchdowns, aber eben zu selten.

Erschwerend kam für die Longhorns am Samstag ein für sie ungünstiges Timing hinzu. Florida konnte zum ersten Mal in dieser Saison sein Receiver-Super-Talent Dallas Wilson einsetzen und mit ihm war die Offensive der Gators sofort deutlich gefährlicher als ohne ihn. Auf Wilson müssen sich im Grunde immer zwei Defensive Backs konzentrieren, was an anderer Stelle Räume öffnet, und wie man vor allem bei seinem 55-Yard-Touchdown am Samstag sehen konnte, reicht auch das nicht immer. In der Szene überlief er seinen direkten Bewacher, der dann auch noch stolperte und hinfiel, und der zu Hilfe eilende FS Michael Taaffe schaffte es auch nicht, ihn ins Seitenaus zu drängen.

Playoffs sind noch drin

Mit den Pleiten vom letzten Samstag ist für Penn State und Texas in Sachen Playoffs noch nicht alles vorbei. Wenn sie ihre jeweils sieben restlichen Spiele gewinnen und Ende November eine 10-2-Bilanz aufweisen, werden sie wahrscheilich in die Playoffs einziehen, ganz gleich, ob sie Anfang Dezember Champions ihrer Conferences werden. Das muss man, wie die letzte Saison gezeigt hat, auch gar nicht. Damals verlor Ohio State Ende November zum zweiten Mal (gegen Michigan), verpasste damit das Big Ten Championship Game, zog aber dennoch in die Playoffs ein und wurde später National Champion. Allerdings ist die jetzige Konstellation bei Penn State und Texas eine andere als die von Ohio State damals nach der Niederlage bei Oregon Mitte der Saison. Die Buckeyes konnten sich noch eine weitere Niederlage leisten, Nittany Lions und Longhorns können das nicht mehr. Und das Restprogramm ist bei Beiden schwerer als das bei Ohio State damals. Texas bekommt es im Südwest-Derby gegen Oklahoma schon am kommenden Samstag mit einem weiteren Gegner mit einer sehr guten Abwehr zu tun und muss im November noch bei Georgia und gegen Texas A & M spielen. Penn States Schicksal wird sich zwischen dem 18. Oktober und 8. November entscheiden, wenn es, in dieser Reihenfolge, bei Iowa, bei Ohio State und gegen Indiana spielt.

Hoch - 07.10.2025

Pen n States Head Coach James Franklin steht nach zwei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck.

Pen n States Head Coach James Franklin steht nach zwei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck. (© Getty Images)

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