In einem denkwürdigen Spiel, das alles hatte, was den Sport American Football so faszinierend macht, hatten die Pforzheim Wilddogs am Ende mit 21:23 knapp das Nachsehen gegen die Munich Cowboys. Die Wilddogs holten dabei einen 10-Punkte-Rückstand auf und führten kurz vor Ende noch mit 21:17, doch der letzte Drive der Gäste besiegelte das Ergebnis und den vorerst vierten Platz der Wilddogs in der Tabelle. Am Ende waren es kleine Fehler, Pech und auch ein bisschen spielerischer Frust auf Seiten der Gastgeber.
Viel war im Vorfeld des SWP-Gamedays bereits geredet und spekuliert worden. Nach dem fulminanten Start der Wilddogs in ihre erste GFL-Saison mit drei Siegen in Folge sind die Wilddogs jetzt in der Tabelle angekommen, wo sie aus Sicht aller Experten eher hin gehören. Dabei waren die Niederlagen alle mehr als knapp, immer nur diese wenigen Punkte Abstand. Entsprechend hoch war der Druck, den sich die Jungs aus der Goldstadt bereits selbst zugeführt haben. "Wir haben zwar gesagt, dass wir die Playoffs erreichen wollen, aber die Jungs müssen auch Spaß am Sport haben", so Vorstand Kai Höpfinger im Vorfeld der Partie. Playoffs, das heißt mindestens in die Top vier der Liga zu kommen, und genau um diesen Spot ging es in diesem Spiel, oder besser gesagt, wer danach auf dem vermeintlichen Playoff-Schleudersitz Platz nehmen wird.
Nach dem Münzwurf durch SWP-Vorstand Aik Wirsbinna war klar, die Cowboys werden den Ball in Halbzeit zwei empfangen, und die Wilddogs mit dem Angriff beginnen. Nach dem eher angestrengten Spiel der letzten Partien startete die Pforzheimer Offense um Quarterback Dre Harris abwechslungsreich. Schnelles Kurzpassspiel und Läufe wechselten sich ab, doch an der gegnerischen 31-Yard-Line war erstmal Schluss. Die Cowboys hingegen kamen bis an die 26-Yard-Linie des Gegners und spielten den vierten Versuch aus. Ein Deja-vu, denn die Wilddogs-Defense ließ sich ins Offside locken, und der Ball landete zum ersten Touchdown der Münchner in der Endzone.
Danach kamen die Wilddogs aber gut übers Feld, kein Anzeichen von Frust. Doch verlor Raymond Fragosa nach starkem Lauf unglücklich den Ball an der 34-Yard-Linie, die es diesmal bis an die 24-Yard-Linie schafften. Da blieb Pforzheims Defense diszipliniert, Ergebnis war ein Field Goal zum 10:0 für die Gäste. Ein langer Ball auf Luca Faschian brachte wenig später die Wilddogs an die 4-Yard-Line, und Dre Harris lief selbst in die Endzone. Mit dem 7:10 war die Aufholjagd gestartet. Erst einmal aber punkteten die Cowboys kurz vor der Pause noch zum 17:7.
Es blieben aber noch 80 Sekunden, die Offense der Wilddogs zeigte Kampfgeist. Wieder war es der Spielmacher selbst, der in den letzten Sekunden der ersten Halbzeit den Ball zum 14:17 trug. Angefeuert durch LaBoom aus Ispringen und den Golden Flames sowie einem SWP-Maskottchen Stromi on Fire bejubelten die knapp 1.000 Zuschauer den Stopp durch die Defense der Wilddogs zu Beginn von Halbzeit zwei. Münchens Quarterback Zachary Whitehead hatte dennoch in der Pocket teilweise eine erstaunliche Ruhe bis zur letzten Sekunde und fand zielsicher trotz allen Drucks häufig doch noch seine Receiver.
Im letzten Viertel wurde die Partie langsam hitzig. Der Druck, den sich die Wilddogs selbst machen, wurde auch auf den Rängen spürbar. Ein versuchter langer Pass beim vierten Versuch von der 50-Yard-Line ging daneben, zu viel Risiko. Den anschließenden Drive der Cowboys hielten dann auch noch Fouls der Wilddogs am Leben. Erst eine Interception von Alex Andrade brachte die Gastgeber noch einmal in Ballbesitz.
Mit einem Quarterback-Lauf von der 35-Yard-Line sorgte Dre Harris für den dritten Touchdown der Wilddogs und die 21:17-Führung, doch auf der Uhr waren da noch fast zwei Minuten Spielzeit übrig. Die Cowboys mit ihrem passstarken und akkuraten Quarterback machten genau das, was man erwarten würde: schnelle Pässe auf die äußeren Receiver. Das gelang auch, auch wenn die Defense immer wieder dicht dran war am Fänger. Das Drama nahm für die Pforzheimer dennoch seinen Lauf: Gleich zweimal sorgten Personal Fouls der Defensive, einmal gegen einen überworfenen Receiver und einmal gegen einen Passempfänger im Aus, dafür, dass der Drive der Gäste 30 Yards Raumgewinn geschenkt bekam, die mit den Pässen nicht möglich gewesen wären.
Sieben Sekunden blieben zu spielen, als die Cowboys 23:21 in Führung gegangen waren. Ein letzter Versuch, drei Punkte durch ein langes Field Goal zu holen, misslang den Hausherren. Am Ende war es wieder das berühmte Spiel auf Augenhöhe und zugleich Indiz dafür, dass die Wilddogs in letzter Zeit eher an sich selbst als an einem zu starken Gegner scheitern. Das ist auf der einen Seite bitter, auf der anderen aber auch ein guter Ansatz und zeigt die Qualität des Teams. Nach jetzt fünf Spielen in Folge dürfen die Wilddogs erst mal ein spielfreies Wochenende genießen, was nach den Ausfällen der letzten Partien auch dringend nötig ist. "Wir haben jetzt eine kraft- und nervenaufreibende Phase hinter uns, mit vier sehr knappen Niederlagen. Die Erholung wird allen guttun. Danach bereiten wir uns auf das Rückspiel gegen die Comets vor, das wird nicht einfacher", so Pforzheims Head Coach Michael Lang.
"Wir müssen uns in der Liga nicht verstecken, dennoch sind diese knappen Spiele nichts für meine Nerven. Bei so knappen Niederlagen sieht man danach jeden kleinen Fehler immer als das Übel des Spiels. Aber was wir in diesem Spiel wieder gesehen haben, war eine Offensive, die Spaß gemacht hat, eine Defensive, die beeindruckt hat, und ein Publikum, das fantastisch war. Der Tag hätte nur noch mit einem Sieg besser werden können", so Vorstand Kai Höpfinger aufbauend zur Leistung des Teams.
Am 20. Juli geht es für die Wilddogs zu den Allgäu Comets, ehe am Wochenende darauf, am 27. Juli, der Gast aus dem Norden, die Paderborn Dolphins, den Weg in die Goldstadt antritt. In der Tabelle sind die Wilddogs jetzt auf dem vierten Platz, dem letzten der Playoff-Plätze. Und der dürfte in zwei Wochen das Zwischenziel der Allgäu Comets sein, wenn die Pforzheimer in Kempten gastieren...
Auerbach - 06.07.2025
QB Zachary Whitehead und die Offensive Line (hier Tobias Tüttinghoff) spielten für die Munich Cowboys in Pforzheim stark. (© Frank BAUMERT)
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