Die lang erwartete Genehmigung des Vergleichs im Rechtsstreit House vs. NCAA ist endlich Realität und ermöglicht es Universitäten, ihre Athleten ab dem 1. Juli direkt zu bezahlen. An diesem möglicherweise folgenschwersten Tag in der Geschichte des Hochschulsports, gibt es viel zu bedenken. Wie werden die Hochschulen ihre Athleten tatsächlich bezahlen? Wer wird diese neue Welt der Umsatzbeteiligung überwachen? Wird der Vergleich, den manche als Allheilmittel angepriesen haben, tatsächlich die dringend benötigte Stabilität bringen? Es gibt auf jeden Fall klare Gewinner und Verlierer in diesem Rechtsstreit, der insgesamt fünf Jahre lang gedauert hat.
Gewinner: Athleten in den "Umsatzsportarten"
Es werden nicht ausschließlich Football- und Basketball-Athleten sein, die von dem Vergleich profitieren, aber sie sind sicherlich die größten Nutznießer. Diese beiden Sportarten haben jahrelang die Sportabteilungen gestützt, den Großteil der Einnahmen generiert und nichts von den generierten Gewinnen gesehen. Nun müssen die Hochschulen ihren Spitzenathleten beträchtliche Summen zahlen. Es ist erstaunlich, wie weit sich die Dinge allein im letzten Jahrzehnt entwickelt haben – vom Streit um die mittlerweile relativ geringen Stipendien für die Teilnahme an den Spielen bis hin zu einer Welt, in der Football- und Basketballspieler Millionen verdienen können und dies auch tun.
Verlierer: Förderer und Booster
In den Anfangsjahren von "NIL" gab es einzigartige Charaktere wie der Miami Fan John Ruiz, die bereit waren, viel Geld auszugeben, um ihre Lieblingsteams gewinnen zu sehen. Die Summen sind in den letzten Jahren explodiert, von der angeblichen 20 Millionen Dollar Mannschaft von Ohio State, die letzte Saison die nationale College Football Meisterschaft gewann, bis hin zum 40 Millionen Dollar Kader von Indiana. Theoretisch sind diese Zeiten vorbei. Ob sie es wirklich ist, wird die Zukunft zeigen. Ob eine Clearingstelle namens "NIL Go" einer rechtlichen Prüfung standhalten kann und Förderer davon abhalten wird, NIL ausschließlich als "Pay-to-Play"-Programm zu nutzen, bleibt abzuwarten. Sollte sie jedoch funktionieren, wie die NCAA und die Power Four Conferences sehnlichst hoffen, wären die Zeiten vorbei, in denen man 3 Millionen Dollar für einen Defensive End ausgeben musste. Damit wäre ein Vorteil verloren, den Hochschulen mit besonders finanzkräftigen Förderern in den letzten vier Jahren ausgenutzt haben. US-Hochschulen, die lokale Unternehmen ansprechen können und wenn diese bereit sind, echtes "NIL-Geld" auszugeben, sind im Vorteil, wenn NIL-Vereinbarungen, wie von der Clearingstelle vorgesehen, streng auf den "fairen Marktwert" geprüft werden. Liegt der Hochschulcampus dann zufällig in einem lukrativen Ballungsgebiet, wäre ein Marktwert viel höher als auf dem flachen Lande.
Gewinner: Tarifverhandler
Da das Konzept der direkten Bezahlung von Sportlern nun Realität ist, dürften Tarifverhandlungen, Beschäftigung und Gewerkschaftsbildung das nächste große Thema im US-Hochschulsport werden. Es gibt Organisationen wie Athletes.org, die diesen Moment vorausgesehen haben und bereit sind, Tarifverhandlungen voranzutreiben, um viele der neuen Probleme zu lösen, die mit der Genehmigung der Vereinbarung einhergehen. Dass College Athleten Angestellte werden, war für viele Hochschulleitungen bisher ein Albtraum, doch man sieht eine zunehmende Begeisterung für Tarifverhandlungen. Positiv haben sich bereits Donde Plowman, der Kanzler der University of Tennessee und sein Athletic Director Danny White geäußert. Ein bevorstehender neuer Rechtsstreit ( Johnson vs. NCAA), könnte durchaus entscheiden, dass Athleten zukünftig als Angestellte betrachtet werden müssen. In der Zwischenzeit dürften immer mehr Führungskräfte im Hochschulsport die Idee annehmen, dass Tarifverhandlungen die beste Möglichkeit sein könnten, um kollektive Vereinbarungen durchzusetzen und heikle Probleme wie die Begleiterscheinungen um das zweimal jährlich stattfindende Transferportal zu lösen, die Head Coaches wie Kirby Smart zutiefst frustriert haben.
Verlierer: Der Amateurstatus
Der Begriff "Student-Athlet" galt lange als besonderes Prädikat. Doch nun ist sein Ende offiziell, da Universitäten ihre Athleten ab dem 1. Juli direkt bezahlen können. Dieses hat sich lange angebahnt und ist das Ergebnis langjähriger Streitfälle. Nicht allen Fans mag es gefallen, aber die Zeiten, in denen Spitzensportler nur Unterkunft und Verpflegung erhielten, sind nun endgültig vorbei.
Gewinner: Die Big Ten und die SEC
Die beiden reichsten Conferences, die mit den College Football Playoffs und ihren TV Verträgen mehr Geld verdienen werden als ihre Mitstreiter aus den Power Four (ACC und Big 12), sind für diese neue Welt der Umsatzbeteiligung gut aufgestellt. Das ist nicht gerade eine neue Entwicklung – diese Conferences waren auch im alten System recht erfolgreich, aber es dürfte ihre Vorherrschaft im Hochschulsport festigen. Und wenn es in Zukunft zu einer Neuausrichtung oder neuen Konsolidierung kommt, liegt dieses wahrscheinlich eher an dem starken Wunsch, einer dieser beiden Conferences anzugehören, um die steigenden Kosten der Umsatzbeteiligung zu decken.
Gewinner: Big East Basketball
College Football wird den größten Teil der auszuzahlenden Beträge erhalten, doch die Big East, also die führende Basketball Conference hat sich gut aufgestellt, um zu profitieren. Theoretisch könnten die Big East Hochschulen die gesamte Gehaltsobergrenze von 20,5 Millionen Dollar allein für Basketball ausgeben. Oder, realistischer, 8 bis 10 Millionen Dollar, während die Schulen der Big Ten und der SEC größtenteils im Bereich von 2,5 bis 4 Millionen Dollar liegen. Es liegt somit nahe, wohin die größten Basketball Talente der USA zukünftig wandern.
Verlierer: Hochschulen der Group of Five
Seit Jahren gibt es Kommentare darüber, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird, aber diese wird durch diese Einigung nur noch verstärkt. Für die Schulen der Group of Five – und sogar für einige kleinere Power Four-Schulen – wird es zunehmend schwieriger, mit den größeren Hochschulen mitzuhalten, wenn sie die Obergrenze von 20,5 Millionen Dollar, die in den kommenden Jahren nur noch steigen wird, nicht vollständig finanzieren können. Wenn das Format der College Football Playoffs unverändert bleibt, werden die Schulen der Group of Five zwar die Playoffs erreichen, aber es wird für diese Hochschulen schwieriger werden, auf höchstem Niveau mitzuhalten.
Verlierer: Sport ohne Einnahmen
Ähnlich wie die Bedenken der Group of Five stehen auch die olympischen Sportarten an vielen Universitäten vor einem schwierigen Weg. Wenn Sportabteilungen nun die Einnahmen teilen müssen, wird es schwieriger, für verlustbringende Sportarten zu zahlen – also für alle Sportarten außer Football oder Basketball. Wie sieht das in der Praxis aus? Die katastrophale Option wäre, Sportarten komplett abzuschaffen, was einige Schulen bereits mit Sportarten wie Tennis tun, die weder echte Einnahmen noch echte Fernsehpräsenz bringen. Zu den weniger aggressiven, aber dennoch wirkungsvollen Maßnahmen könnten die Kürzung von Stipendien, die Verweigerung von Gehaltserhöhungen für Trainer und sogar die Kürzung der kostenlosen Mahlzeiten für alle Sportler gehören. Sportdirektoren suchen überall nach Einsparmöglichkeiten, und die nicht umsatzbringenden Sportarten werden dabei besonders beliebt sein.
Gewinner: Anwälte
Die Anwälte der Sammelklage unter der Leitung von Jeffrey Kessler und Steve Berman werden voraussichtlich satte 484 Millionen US-Dollar für ihre jahrelange Arbeit erhalten. Auch die NCAA und die Beklagten des Repräsentantenhauses haben bereits beträchtliche Summen für Anwälte ausgegeben. Und natürlich werden wahrscheinlich weitere Klagen folgen – insbesondere im Hinblick auf Title IX –, sobald die Hochschulen beginnen, ihre Sportler offiziell zu bezahlen. Es gab noch nie einen besseren Zeitpunkt ein Anwalt mit Interesse am US-Hochschulsport zu sein.
Schlüter - 09.06.2025
Anwälten mit Erfahrungen im US-Hochschulsport wird die Arbeit auch zukünftig nicht ausgehen. (© Getty Images)
Leser-Bewertung dieses Beitrags: