Der große Fall des kleinen Sanders

Shedeur Sanders muss sich nun bei den Browns beweisen und kleinere Brötchen backenEs ist wohl die Geschichte der Draft 2025: Der freie Fall von QB Shedeur Sanders. Einst als möglicher erster Pick der gesamten Draft diskutiert, wurde er letztendlich in Runde 5 von den Cleveland Browns ausgewählt - als zweiter Quarterback des Draftjahrgangs dieses Teams und sechster Spielmacher insgesamt.

Schon vor der Draft gab es zahlreiche Stimmen, die Sanders kritisch sahen. Gerüchte über sehr arrogantes Verhalten bei der Scouting Combine machten die Runde - passend dazu, dass er im Stil eines vermeintlich sicheren Top-Picks keine Wurfübungen absolvierte. Passend dazu machte immer wieder die Anekdote über seinen Vater Hall-of-Famer "Neon" Deion Sanders die Runde, der vor der Draft beim Besuch bei den New York Giants einen Test absolvieren sollte. "Wann wählt ihr aus?", fragte der zukünftige Hall-of-Famer. "10. Stelle", kam die Antwort. "Da bin ich schon längst ausgewählt", sagte Sanders und verweigerte den Test.

Auch wenn Deion Sanders mit seiner Einschätzung richtig lag, zeigte dies eine Art von sehr selbstbewusstem Auftreten und einer geringen Wertschätzung gegenüber dem einladenden Team, die zumindest bei den Entscheidern aller 32 Teams mitgeschwungen haben dürfte. Kaum anders ist es zu erklären, dass bei Sanders vor allem Charakterfragen diskutiert wurden und seiner Leistung auf dem Feld eher wenig Beachtung geschenkt wurde. Zumal auch vielen Teams aufgrund der Äußerungen seines Vaters klar war, wen und was man sich einkaufen würde. Denn mitunter machte die Meldung die Runde, dass QB Shedeur Sanders auch in der NFL am besten mit Coach Deion Sanders zusammenarbeiten würde, was vor allem nach "Black Monday" hinsichtlich der Veränderungen bei den Las Vegas Raiders, New York Jets und Dallas Cowboys spekuliert wurde. Anschließend machten Meldungen die Runde Deion Sanders würde den New York Jets und Cleveland Browns von der Wahl seines Juniors abraten - Ironie irgendwo, dass gerade die Cleveland Browns nun zuschlugen.

Ausgerechnet die New York Giants stehen nun auch im Fokus wegen der neusten Kontroverse um Shedeur Sanders. Vor der Draft galten die Giants als wahrscheinlichster Kandidat für eine Verpflichtung. Ein offensiv ausgerichteter Head Coach mit Brian Daboll (der mit Bills QB Josh Allen einen Star und NFL MVP hervorgebracht hat), die Millionenmetropole New York und das damit verbundene Rampenlicht, sowie ein Team, das eigentlich besser ist als seine Bilanz es aussagt und ihm damit die Chance bietet schneller zu glänzen als anderswo. Nicht wenige Experten wirkten noch zum Jahreswechsel überzeugt, dass nach der Wahl von QB Cam Ward durch die Titans an erster Stelle die beiden Colorado-Stars Travis Hunter und Shedeur Sanders folgen würden - in welcher Reihenfolge wurde diskutiert.

Je näher die Draft rückte, desto mehr Meldungen machten die Runde über ein problematisches Verhalten von Sanders in den Teaminterviews, was in der Regel nichts Gutes für die Draft bedeutet. Auch wenn immer mehr Scouts Sanders vom Talent den Status als Erstrundenpick absprachen, gab es andere, die ihn als 3. Spieler bei den Giants, 6. bei den Raiders, 7. bei den Jets oder 21. bei den Steelers einordneten.

Wohl die größte Überraschung der Draft war nicht, dass Sanders nicht in den Top 10 gewählt wurde, sondern dass auch Pittsburgh ihn nicht auswählte. Als die New York Giants ins hintere Drittel der ersten Runde tradeten, war allen Experten klar, was nun folgen würde: der Quarterback. Doch die Giants überraschten und wählten statt Sanders QB Jaxson Dart aus, dem nicht viele einen Erstrundenstatus zuerkannt hatten.

Viel Zeit hatten die Giants vor der Draft mit Sanders verbracht und in ihn investiert, um nach dem Daniel Jones Debakel sicherzustellen endlich wieder einen echten Franchise-Quarterback auszuwählen. Und Sanders machte am Ende den Giants die Entscheidung leicht - jedoch anders als erhofft. Denn wie sein Vater trat QB Shedeur Sanders gegenüber den Giants auf, was angesichts der erhofften Wahl an dritter Stelle schon wie eine Art Selbstmord der eigenen Chancen wirkt.

Im Rahmen der ganzen Spekulationen um den freien Fall von Shedeur Sanders aus der Top5 in Runde 5, haben auch die Giants wohl die Katze aus dem Sack gelassen - inoffiziell natürlich. So soll der junge Quarterback von den Giants eine Reihe von Spielzügen bekommen haben, die er lernen sollte und über die Head Coach Brian Daboll mit ihm sprechen wollte, quasi eine Art Verständnistest, wie man ihn einem Talent auf dieser wichtigen Position zukommen lässt. Sanders soll jedoch sich diese Informationen nie angesehen haben, zudem auch noch sauer reagiert haben als Daboll genau diesen für ihn offensichtlichen Fakt feststellte. "Das war der Punkt, wo die Giants sich entschlossen haben ihn nicht auszuwählen", wird ein Insider zitiert und die Wahl von Dart damit untermauert.

Dass Sanders nun als 144. Spieler und sechster Quarterback dieser Draft erst ausgewählt wurde, mag ebenso ungerechtfertigt sein und seinen Fähigkeiten widersprechen, denn Shedeur Sanders zeigte eine gute Passgenauigkeit, gute Wurfstärke und Mobilität hinter einer sehr schwachen Offensive Line. Schnell machte daher der Vorwurf der Verschwörung der NFL Teams gegen Sanders die Runde, doch sollte sich der junge Quarterback so präsentiert haben wie ihm vorgehalten wird, ist dies nachvollziehbar. Denn egal wie talentiert ein Quarterback ist, wie wurfgenau er spielt und welche herausragende Athletik er mitbringt: wenn er nicht bereit ist das System zu lernen, sich dem Team unterzuordnen und sogar potenziell seine Mitspieler gegen sich aufbringt, dann ist er nicht geeignet.

Für die Browns könnte es ein Glücksfall werden, wenn Shedeur Sanders nun einen Realitätscheck erhalten und etwas Demut gelernt hat. Er ist ein Fünftrundenpick und kein Top5 Pick, was ihn nicht nur Millionen Dollar an Garantiegehalt kostete, sondern ihm auch eins klarmachen sollte: ordnet er sich nicht unter und wird zum Teamplayer, der sich Beweisen muss, um eine Chance zu halten, kann er ganz schnell entlassen werden. Jedes Jahr werden Fünftrundenpicks entlassen, weil sie das Team doch nicht wie erhofft weiterbringen. Die Browns haben nun mit QB Kenny Pickett, QB Joe Flacco, QB Dillon Gabriel und Sanders (sowie QB DeShaun Watson, der verletzt wohl die Saison 2025 verpassen wird) einen vollen QB-Raum. Nur drei Quarterbacks werden mit den Browns in die Saison gehen, bereits jetzt steht Sanders somit als potenzieller Cut auf der Depth Chart hinter seinen Konkurrenten.

Gelingt es Sanders aber sich als der Top-Pick zu zeigen, den einige Experten in ihm sahen, könnten die Browns einen Geniestreich vollführt haben. Sie haben dank dem Trade mit den Jaguars kommende Saison zwei Erstrundenpicks, welche sie zur Verstärkung für einen jungen Quarterback hervorragend einsetzen könnten. Oder sie wählen 2026 einen Top-Quarterback aus und sehen mal, ob es für Sanders zum Backup Job reicht.

Schüler - 28.04.2025

Shedeur Sanders muss sich nun bei den Browns beweisen und kleinere Brötchen backen

Shedeur Sanders muss sich nun bei den Browns beweisen und kleinere Brötchen backen (© Getty Images)

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