Streitigkeiten eskalieren

Die Konflikte zwischen der US-Regierung und diversen US-Universitäten drohen weiter zu eskalieren. So soll der Harvard University die Zulassung internationale Studierende auszuwählen, entzogen werden. Aus Sicht des Sports macht diese Gruppe rund 21 Prozent aller Sportler der Universität aus. So teilte am letzten Mittwoch das US- Heimatschutzministerium mit, dass zwei Bundeszuschüsse an die renommierte Ivy League Universität gestrichen werde. Es forderte detaillierte Aufzeichnungen über die – ohne nähere Angaben – "illegalen und gewalttätigen Aktivitäten" von Studierenden mit einem Visum für ausländische Studierende. Bei Nichteinhaltung der Aufforderung, so das Ministerium, würde die Universität ihre staatliche Zulassung zur Zulassung internationaler Studierender verlieren. Am Montag erklärten Anwälte der Universität, Harvard werde "seine Unabhängigkeit und seine verfassungsmäßigen Rechte nicht aufgeben". Die Drohungen der Regierung könnten sich nun auf Harvards Sportabteilung auswirken, die 42 Hochschulsportarten anbietet – mehr als jede andere Division I Hochschule innerhalb der USA. Laut einer Analyse stehen 919 Studierende auf Harvards öffentlichen Athletenlisten, von denen 196 ihren Heimatort außerhalb der USA angeben. Mehr als 50 Prozent der Athletinnen der aktuellen Mannschaften im Frauenfußball, Frauengolf und Rudern kommen nicht aus den Vereinigten Staaten.

Laut dem US Hochschulsportdachverband NCAA studieren jährlich etwa 25.000 internationale Athletinnen und Athleten in den USA. Im akademischen Jahr 2023/24 machten ausländische Athletinnen und Athleten etwa sieben Prozent aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Division I aus. Laut NCAA Daten stammten im akademischen Jahr 2023/24 rund 38 Prozent der Tennisspieler, 35 Prozent der Tennisspielerinnen, 23,3 Prozent der Golferinnen und 19,3 Prozent der Fußballspieler aus dem Ausland. Entsprechend könnten bereits im Mai 2025, dem Monat an dem sich Schüler entscheiden müssen, an welcher Universität sie sich einschreiben werden, sich viele ausländische zukünftige Studenten gegen ein Studium in den USA entscheiden werden, dieses mag dann auch anteilig für zukünftige US-Sportstudenten gelten.

US-Präsident Trump kündigte ferner an, dass seine Regierung 2,2 Milliarden US-Dollar an Bundesmitteln für Harvard einfrieren und die Steuerbefreiung der Universität aufheben werde. Harvard verfügt über das größte Stiftungsvermögen des Landes. 53,2 Milliarden Dollar betrug dieses am Ende des letzten Haushaltsjahres. Diese Stiftung könnte als Nächstes in das Visier der US-Regierung geraten. "Keine Regierung – unabhängig von der Regierungspartei – sollte privaten Universitäten vorschreiben, was sie lehren, wen sie aufnehmen und einstellen und welche Studien- und Forschungsbereiche sie verfolgen dürfen", schrieb Harvard Präsident Alan Garber diese Woche in einem offenen Brief an den Harvard Campus.

Harvard startete mit bisher 159 gewonnenen nationalen Mannschaftsmeisterschaften in dieses akademische Jahr. 2024 wurden Titel in den Sportarten Frauenrugby, im Männer- und Frauenfechten sowie im Rudern der Männer gewonnen. Laut der Liste auf der Sportseite der Universität zählte das Frauen Rugbyteam mindestens acht internationale Athletinnen. Das Ruderteam der Männer zählte mindestens zwölf Athleten, die Fechterteams einen. Der Streit zwischen US-Präsident Trump und Harvard ist nur einer von vielen Aspekten, wie sich die umfassenden bundesstaatlichen Anweisungen der Regierung auf den Hochschulsport auswirken könnten. Weitere Auswirkungen sind eine strengere Einwanderungspolitik, Zölle, eine veränderte Auslegung von Title IX durch die Regierung und das Verbot für Transgender-Frauen im Frauensport.

Unterdessen haben sich in Michigan der Fakultätssenat der Universität Michigan zu einer Resolution durchgerungen, der gegen die offensichtliche Strategie der Trump Administration protestiert, einzelne Universitäten separat zu attackieren, Forschungsgelder zu streichen und mit der Verweigerung von Studentenvisa zu drohen, bis die Institutionen zur Aufgabe gezwungen werden. Die Hoffnung der Befürworter dieser "Mutual Defense Compact" Resolution ist es, dass eine Allianz zwischen den 18 Universitäten der Big Ten Conference zur Verteidigung der "akademischen Freiheit, der institutionellen Integrität und der Forschungstätigkeit", gestärkt wird." Bereits wenige Tage zuvor verabschiedeten die Fakultätssenate der Michigan State University, die Indiana University und die University of Nebraska in Lincoln gleichlautende Resolutionen. "Hochschulen spüren bereits die negativen Auswirkungen von Präsident Donald Trumps spaltender Rhetorik und drohenden "Executive Orders", ergänzte Sandra Levitsky, Professorin für Soziologie und Recht an der University of Michigan, während der Sitzung des Fakultätssenats. Die Universitätsleitung habe Trumps Forderungen, die Richtlinien für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) zu unterbinden, schnell nachgegeben und das DEI-Büro der Hochschule geschlossen, so Levitsky. "Die University of Michigan hat DEI teilweise aufgegeben, um Trumps Zorn zu entgehen. Die meisten Hochschulen, nicht nur unsere, wurden zu dieser Art präventiver Kapitulation gezwungen. Die meisten Hochschulen, nicht nur unsere, sind in dem Moment verstummt, gerade als wir sie gebraucht hätten. Die Hoffnung, dass unsere Universität aus ihrer Abwehrhaltung herauskommt, reicht nicht aus, denn die Realität ist: Dies ist ein existenzieller Moment für die Hochschulbildung, und die meisten Hochschulen, nicht nur unsere, haben große Angst vor dem, was als Nächstes passieren könnte." Noch drastischer formulierte Yi-Li Wu, ein Professor für Geschichte und Gender Studien seine Meinung während der Sitzung des Fakultätssenats. "Jeder muss sich selbst in den Spiegel schauen und entscheiden, was er tun wird, wenn demokratische Institutionen wie die Hochschulen angegriffen werden. Und Schweigen oder eifriges Einverständnis seien keine Überlebensstrategien. Er wies darauf hin, dass die Columbia University, der hunderte Millionen US-Dollar an Bundesmitteln gestrichen wurden, ein Paradebeispiel dafür sei, dass Kompromisse bei Grundwerten nicht vor Trumps Zorn retten werden." In Anbetracht der Unterdrückung des DEI-Büros durch die Universität von Michigan sagte Wu, es scheine, als versuche die Universitätsleitung, sich im Hintergrund zu halten, aber das werde nicht funktionieren. "Sie glauben offenbar, dass es am besten sei, hinter den Kulissen mit Lobbyisten zusammenzuarbeiten und jegliche öffentliche Aufmerksamkeit zu vermeiden, die auf uns lenken könnte. Sie glauben offenbar, dass ‚Tu es den anderen an, nicht uns‘ eine praktikable Überlebensstrategie sei. Aber wir haben gesehen, dass Einverständnis und Schweigen nicht funktionieren."

An den Protesten beteiligte sich ebenfalls am 17. April der Kandidat für den vakanten Senatssitz für Michigan, Abdul El-Sayed auf dem Campus in Ann Arbor: "Trumps Politik spiele auf den Schmerz der Menschen ab, indem er seine Anhänger zu Zynismus gegenüber der Wirtschaft zwinge und Spaltungen zwischen Bevölkerungsgruppen schaffe. Er setzt eine Politik um, die seinen Milliardärsfreunden wie Elon Musk helfe, während die Mittelschicht schlechter gestellt sei als zuvor. Wenn wir nicht bereit sind, unsere Demokratie zu schützen, wenn wir nicht bereit sind, gemeinsam zu beschützen, was es bedeutet, Amerikaner zu sein, dann müssen wir uns fragen: ‚Wer wird es tun? Während Trump seine Macht nutzte, um die Demonstranten vom 6. Januar zu begnadigen, die 2021 das US-Kapitol verwüsteten und die Polizei angriffen, um ihn zu unterstützen, fordert er die Verhaftung und Abschiebung von Studierenden, die sich gegen seine Politik aussprechen, ergänzte Amber Henson, Studentin im dritten Studienjahr an der University of Michigan und Mitglied der College Democrats. Die Rechte der Studierenden gemäß dem Ersten Verfassungszusatz stehen auf dem Spiel, und da Universitätsgelände in der amerikanischen Geschichte seit langem Schauplatz sozialer Bewegungen sind, müssen Bedrohungen dieser Rechte beantwortet werden, sagte Henson. Eine Studentin unserer Gruppe befürchtet, ihr Visum würde widerrufen, wenn sie heute an unserer Veranstaltung teilnehmen würde. Als Tochter polnischer Einwanderer und Studentin der Internationalen Studien ist der Drang, internationale Studierende zu schützen und sich gegen Bundesgesetze auszusprechen, die sie angreifen, groß. Junge Menschen haben derzeit viel zu verlieren, wenn sie ihre Meinung äußern, aber sie können auch viel gewinnen, wenn sie sich den jahrzehntelangen Auswirkungen der aktuellen Regierung auf ihr Leben stellen müssen."

Während der Osterfeiertage haben zudem namhafte Ökonomen diverser US-Universitäten der aktuellen US-Zollpolitik widersprochen. Im Fokus steht die Behauptung der US-Regierung, dass die Vereinigten Staaten täglich 2 Milliarden US-Dollar Zölle einnehmen würden. Diese Aussage ist falsch. US Präsident Trump startete im Februar mit der Erhöhung der Zölle. Im März 2025, dem aktuellsten verfügbaren Monatsergebnis, wurden insgesamt rund 8,168 Milliarden US-Dollar an Zöllen eingenommen, also rund 263,48 Millionen US-Dollar pro Tag.

US-Ökonomen gehen allerdings davon aus, dass Trumps Zahl die Auswirkungen höherer Zölle auf Angebot und Nachfrage außer Acht lässt. "Es ist ziemlich sicher, dass wir weniger einnehmen, als die Regierung behauoptet", sagte Robert Johnson, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Notre Dame, zu Trumps Zahl von 2 Milliarden US-Dollar pro Tag.

Laut dem Bureau of Economic Analysis nahmen die USA im Haushaltsjahr 2024 Waren im Wert von rund 3,3 Billionen US-Dollar ein. Wendet man den von Trump am 2. April angekündigten durchschnittlichen Zollsatz von 20 Prozent auf diese Zahl an, ergibt sich ein Umsatz von 660 Milliarden US-Dollar. Das entspricht etwa 1,8 Milliarden US-Dollar pro Tag. Diese Berechnung berücksichtigt aber nicht Verhaltensänderungen der Verbraucher. Steigen beispielsweise Zölle und machen sie ein Produkt teurer, könnten Importeure den Import ganz einstellen. Und wenn Verbraucher aufgrund erhöhter Zölle mit höheren Preisen konfrontiert werden, entscheiden sie sich möglicherweise gegen den Kauf bestimmter Artikel. "Das ist das optimistischste Szenario, was ich jemals gehört habe und es wird nicht eintreten", sagte Felix Tintelnot, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Duke University, zu Trumps 2 Milliarden Dollar Zahl. "Man kann nicht die erwarteten Zolleinnahmen anhand vergangener Handelsströme berechnen und diese dann mit einem aktuell geltenden Zoll multiplizieren und dann erwarten, dass die bisherigen Handelsströme unverändert bleiben", meinte Ryan Monarch, Assistenzprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der Syracuse University und stimmte den Erläterungen seiner Kollegen zu: "Es ist eine sehr falsche Annahme, davon auszugehen, dass die Käufe völlig unverändert bleiben. Ganz zu schweigen davon, dass es die US-Importeure – also amerikanische Unternehmen – sind, die die Zölle zahlen, nicht ausländische Regierungen. Dieses Geld fließt in das US-Finanzministerium und die US-Importeure geben ihre höheren Kosten in der Regel in Form höherer Preise an ihre Kunden weiter. Inflationäre Tendenzen werden somit definitiv angefeuert. Zölle können auch andere Länder schädigen, da sie US-Endprodukte teurer und im Ausland schwerer verkäuflich machen. Unternehmen müssen möglicherweise ihre Preise senken – und somit auf Gewinne verzichten und zahlen im Endeffekt weniger Unternehmenssteuern in den USA. Auch wird riskiert, dass der US-Dollar als Leitwährung für den globalen Handel seinen Einfluss verliert, wenn zum Beispiel chinesische Staatsfonds ihre im Besitz befindlichen US-Staatsanleihen vermarkten wollen und die Finanzmärkte damit überschwemmen."

Schlüter - 22.04.2025

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