Machtprobe

Zwei der größten Sportförderer von Cal werden wohl nicht mehr an das California Legends Collective, die NIL-Einrichtung der Golden Bears spenden, solange der neue General Manager Ron Rivera noch nicht die volle Kontrolle über das Football-Programm erhält. Cal Head Coach Justin Wilcox untersteht weiterhin direkt Sportdirektor Jim Knowlton, während Riveras Rolle eher darauf ausgerichtet ist, Cal bei der Anpassung an die moderne Landschaft des College Footballs zu unterstützen.

Die Cal Unterstützer sind allerdings der Ansicht, dass Rivera aufgrund seiner Erfahrung als Cheftrainer auf NFL Ebene besser für eine leitende Funktion geeignet wäre, ähnlich wie Andrew Luck bei Stanford. Kevin Kennedy ist einer der Großspender und zudem der Präsident des California Legends Collective, der seine finanzielle Unterstützung vorerst zurückgezogen hat. Oberflächlich betrachtet macht es durchaus Sinn, Rivera mehr Macht zu übertragen. Sein Football Verständnis ist unbestritten. Als ehemaliger Linebacker bei Cal trainierte er von 2011 bis 2019 die Carolina Panthers und wurde zweimal zum NFL-Trainer des Jahres gewählt. Von 2020 bis 2023 wirkte er bei den Washington Commanders. Bevor er seine aktuelle Position bei Cal übernahm, hatte er als Defensive Assistant Coach immer wieder das Interesse von NFL Teams geweckt. Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung als ein NFL Cheftrainer versteht er die finanzielle Seite des Footballs, doch Rivera die vollständige Kontrolle über das Football-Programm zu übertragen, wäre ein zu radikaler Schritt für Cal, auch wenn Erzrivale Stanford mit Luck, der unter besonderen Umständen eingestellt wurde, bereits in diese Richtung gegangen ist. Bisher hat nur Stanford seinem General Manager einen nennenswerten Einfluss auf das gesamte Football Programm eingeräumt, wenn auch die Situation in Pao Alto nicht mit anderen Power Four Teams vergleichbar war und ist. Ein General Manager kann grundsätzlich eine unschätzbare Hilfe für das Kadermanagement und die Rekrutierung sein und dem Cheftrainer diese erheblichen Belastungen abnehmen. Somit geht es im Fall Rivera um eine reine Machtfrage zwischen dem Athletic Department und zwei wichtigen Unterstützern, da Head Coach Wilcox eigentlich seine Aufgaben bisher gut gemeistert hat. Er und Jeff Tedford sind die einzigen Trainer seit Pappy Waldorf s Zeiten Cal zu mindestens drei Bowl-Teilnahmen geführt haben. Die Golden Bears erreichten im ersten Jahr bei der ACC trotz der Anpassung an einen neuen Reiseplan eine Bilanz von 6-7 und verpassten mit insgesamt drei Punkten Unterschied einen Sieg gegen zwei hochrangige Gegner: Miami (Nr. 8) und Pittsburgh (Nr. 22).

Es ist zudem nicht abzusehen, welche Auswirkungen die veränderte Dynamik auf den Head Coach hätte, sollte Rivera direkter Chef von Wilcox werden. Er hat bereits das Interesse anderer Universitäten geweckt – er bewarb sich 2021 um die freie Stelle bei den Oregon Ducks, blieb aber in Kalifornien – und es besteht kein Zweifel, dass er, wenn er wollte, die Wahl zwischen verschiedenen Defensive Coordinator Posten hätte. Prominente Trainer wie Chip Kelly haben ihre Cheftrainerposten bereits aufgegeben, um als Assistenztrainer an Universitäten wie Ohio State zu arbeiten.

Schlüter - 10.04.2025

Head Coach Justin Wilcox (California Golden Bears) (© Getty Images)