Grant House und Sedona Prince gegen die National Collegiate Athletic Association war eine Sammelklage gegen die National Collegiate Athletic Association (NCAA) und fünf College Conferences die im Jahr 2020 beim US-Bezirksgericht für den nördlichen Bezirk von Kalifornien eingereicht wurde. Die NCAA stimmte darin zu, ihren Mitgliedsinstitutionen die Auszahlung von Geldern an Division-I-Athleten zu gestatten, die seit 2016 aktiv sind. Ein vorgeschlagener Vergleich steht noch unter dem Vorbehalt der gerichtlichen Genehmigung.
House und Prince forderten Schadensersatz wegen der Nutzung ihrer Namens-, Bild- und Image-Rechte, sowie eine einstweilige Verfügung, um die NCAA und die angeschlossenen Sportverbände zu zwingen, die Beschränkungen der Einnahmenbeteiligung an Sportstudenten aufzuheben. Der Fall wurde von der Richterin Claudia Ann Wilken geleitet, die bereits in den Fällen O'Bannon gegen NCAA (2014) und Alston gegen NCAA (2020) zugunsten der Kläger entschieden hatte. Im November 2023 erteilte Wilken die Zulassung einer Sammelklage für die angeblich entstandenen Schäden und erweiterte den Kreis der Betroffenen auf alle Division-I-Athleten, die nach 2016 aktiv waren. Die Verjährungsfrist beträgt vier Jahre. Am 23. Mai 2024 stimmte die National Collegiate Athletic Association einem Vergleich in Höhe von 2,75 Milliarden US-Dollar zu. Sie stimmte einem Umsatzbeteiligungsmodell zu, das es den Mitgliedsinstitutionen ermöglicht, bis zu 20 Millionen US-Dollar an Division-I-Athleten auszuschütten, die seit 2016 aktiv waren. Der vorgeschlagene Vergleich muss noch von Wilken genehmigt werden. Eine Entscheidung wird im Frühjahr 2025 erwartet. Eine öffentliche Anhörung hierzu wurde am 7. April 2025 anberaumt.
Dieser Rechtsstreit gilt als einer der bedeutendsten juristischen Meilensteine der US-Sportgeschichte. Es gab ähnliche Auseinandersetzungen in der NFL und der Major League Baseball, als ihre Gewerkschaften gegründet wurden, aber diese Fälle hatten das Ziel, dass sich Sportler vereinigen sollten. Der Vergleich House vs. NCAA könnte jedoch den College-Sport auseinanderreißen. "Dieser Vergleich ist unpraktikabel", meint auch Spielerrechtsaktivist Ramogi Huma. "Die Hochschulen beginnen das zu erkennen." Das ist die eine Ansicht. Die andere ist die der NCAA, die endlich eine Reduzierung der Rechtsstreitigkeiten herbeiführen wird, die der Organisation viel von ihrer Bedeutung genommen haben. Das Ergebnis des Falles soll ein Vergütungsmodell außerhalb der NCAA sein. Es wird von Richterin Claudia Wilken, dem globalen Wirtschaftsprüfer Deloitte und den Power Four Commissioners überwacht. Sie werden einen Geschäftsführer und einen Vorstand einstellen, um die Elemente des Falles zu überwachen, die im Wesentlichen weiterhin die Vergütung von Sportlern begrenzen.
Im Mittelpunkt dieser Diskussion steht diese Obergrenze – etwa 20,5 Millionen Dollar jährlich. Schulen können freiwillig einen Fonds zur Einnahmenverteilung einrichten, der unter allen Sportarten aufgeteilt wird. Einige Bundesstaaten, darunter Colorado und Nebraska, haben jedoch Gesetze verabschiedet, die es Schulen erlauben, Sportlern einen unbegrenzten Betrag zu zahlen. Das führt zu einer möglichen neuen Auseinandersetzung mit der NCAA, die für den Dachverband des Hochschulsports bisher nie positiv verlaufen ist.
Und genau daran könnte dieser Vergleich scheitern, denn eines ist sicher: Nach der Anhörung wird es weitere Klagen geben. Eine Vorlage für die Spielervergütung wurde 2019 geschaffen, als die kalifornische Senatorin Nancy Skinner das erste NIL-Gesetz des Landes durchsetzte, das es Spielern erlaubte, von ihrem Namen, ihrem Bild und ihrem Ansehen zu profitieren. Es verbot der NCAA auch, staatliche Schulen zu bestrafen, die NIL-Vereinbarungen mit Sportlern abschlossen. Der damalige NCAA-Präsident Mark Emmert drohte Schulen, die Spieler bezahlten, mit dem Ausschluss von den NCAA-Meisterschaften. Dieses kalifornische Gesetz trat erst am 1. Januar 2023 in Kraft, doch zu diesem Zeitpunkt war der Schaden bereits größtenteils angerichtet. In der Zwischenzeit folgten andere Bundesstaaten Kalifornien, verabschiedeten ähnliche Gesetze und schufen damit die Grundlage für das, was wir heute sehen. Gemeinsam mit den Gerichten zwangen sie die NCAA im Grunde dazu, ihre Autorität abzugeben.
Parallel entschied der Oberste Gerichtshof der USA, im Fall Alston vs. NCAA im Juni 2021. Das höchste Gericht des Landes entschied mit 9:0 Stimmen gegen die NCAA und meinte klar: "Die NCAA steht nicht über dem Gesetz." Viel früher, im Jahr 2009 kam die bereits erwähnte Klagewelle ins Rollen, als Ed O'Bannon die NCAA verklagte und die Verletzung von Urheberrechten sah, als sein Bild in einem Videospiel erschienen war, ohne dass es eine Kompensation zu seinen Gunsten gegeben hatte. Die NCAA-Regeln beschränkten damals die Leistungen auf Stipendien, Unterkunft, Verpflegung, Bücher und Studiengebühren. In mehreren weiteren Verfahren gegen die NCAA wurde nachgewiesen, dass Sportler als "Mitarbeiter" ausgenutzt wurden – d. h. sie arbeiteten zu festgelegten und unregulierten Zeiten im Training oder wurden gezwungen, "freiwillig" Filme anzusehen, auf die Gefahr hin, Spielzeit oder ein Stipendium zu verlieren. Längst war klar, dass die von der NCAA betonte "akademische Ausbildung" kein richtiger Grund für den Schulbesuch war und dem Sport klar untergeordnet wurde. Erschwerend kam hinzu, dass zahlreiche gesundheitliche Probleme, darunter allein 30 Todesfälle in der Sportart American Football seit dem Jahr 2000, zu den Beweisen für ein vorhandenes Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis zählten. In einem Fall behauptete die NCAA nach dem Tod eines Spielers der Division III, dass sie "keine rechtliche Pflicht habe, studentische Sportler zu schützen". Es wurde immer komplizierter, als einige Interessenverbände von Sportlern behaupten, Spieler könnten ihre Rechte kollektiv aushandeln, ohne direkt Angestellte zu werden. Andere argumentieren, es spiele keine Rolle, ob sie Angestellte werden und sich gewerkschaftlich organisieren würden. Im Januar zog die Basketballmannschaft der Männer von Dartmouth einen Antrag auf Gewerkschaftsgründung mit Verweis auf die kommende republikanische Regierung zurück. Bereits 2014 stimmten die Footballspieler der Northwestern University in geheimer Abstimmung für eine Gewerkschaftsgründung. Im darauffolgenden Jahr entschied das National Labor Relations Board, die Bemühungen der Spieler nicht zu unterstützen. Die Abstimmungsergebnisse wurden nie veröffentlicht und Vertreter der NCAA behaupten, dass Tarifverhandlungen das, was vom College-Modell übrig geblieben ist, weiter untergraben würden.
NCAA-Präsident Charlie Baker sieht in House vs. NCAA Vergleich zumindest eine vorübergehende Lösung für ein riesiges Problem: die Entschädigung von Sportlern, ohne dass das Bildungsmodell dadurch zumindest ansatzweise geschwächt wird. "Die meisten beteiligten Organisationen interessieren sich in erster Linie für den Sport. Die akademische Ausbildung ist ihnen ziemlich egal", sagte Baker letzte Woche. "99 Prozent dieser studentischen Athleten werden nicht professionell spielen, und es ist wirklich wichtig, dass ihre akademischen Möglichkeiten genutzt werden. Und ich denke, die Schaffung der Infrastruktur, die mit dem Vergleich verbunden ist, ist ein großer Gewinn für studentische Athleten." Die NCAA und die Power Four Conferences streben weiterhin eine kartellrechtliche Ausnahmeregelung an. Bisher waren diese Bemühungen erfolglos. Es spricht viel dafür, dass nach der Anhörung die Power Four Group den Obersten Gerichtshof erneut anrufen wird, obwohl alle Beteiligten wissen, wie die Richter bereits entschieden haben. Möglicherweise wird die ehrenwerte Richterin Wilken dem Vergleich House vs. NCAA zustimmen, bis es dazu kommt, kann es allerdings noch Monate dauern. Vorbehaltlich der Genehmigung tritt der Vergleich am 1. Juli in Kraft. Die bekannte Sportrechtsanwältin Winter sagte allerdings vor ein paar Tagen, dass es eine nicht unerhebliche Chance geben würde, dass Richterin Wilken dem Vergleich nicht zustimmt. In diesem Fall würde der Rechtsstreit erneut vor Gericht landen. Würde die NCAA dann verlieren, müsste sie den dreifachen Schadenersatz zahlen – ein Urteil, das den Verband faktisch in den Bankrott treiben und beenden würde.
Würde Richterin Wilken dem Vergleich zustimmen, wäre es durchaus möglich, dass die Lage noch unübersichtlicher wird. Mehrere Sportrechtsexperten erwarten Klagen bezüglich Geschlechtergerechtigkeit, Kaderbeschränkungen und der Umsatzbeteiligungsobergrenze. Es wird angenommen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann Anwälte dieses Einfallstor erkennen und Klage dagegen erheben. Richterin Wilken hat übrigens zugestimmt, während der öffentlichen Anhörung drei Personen anzuhören: die LSU-Turnerin Livvy Dunne, den Utah-Schwimmer Gannon Flynn und die High School-Leichtathletin Gracelynn Laudermilch. Wilken hat zwar klargestellt, dass sie keine Änderungen an der Einigung vornehmen kann, wird diese Einwände somit nur im Hinblick auf die Frage anhören, ob der Fall vor Gericht gebracht werden soll. Auch das Justizministerium der Biden Regierung äußerte im Januar 2025 Bedenken hinsichtlich des Vergleiches. Das neu aufgestellte Justizministerium der Trump-Administration hat sich noch nicht geäußert.
Im Kern beinhaltet dieser Vergleich, dass alle NIL-Vereinbarungen über 600 US-Dollar geprüft werden. Alle Vereinbarungen müssen dem fairen Marktwert entsprechen, was auch immer als fair betrachtet werden kann. Hochschulen dürfen die Umsatzbeteiligungsschwelle von 20,5 Millionen US-Dollar nicht überschreiten. Sollten Schulen diese Schwelle überschreiten – und das werden sie sicherlich irgendwann, wird erwartet, dass das von den Commissioners eingerichtete Aufsichtsgremium Ermittlungen einleitet. Diese Methode hat früher die NCAA selbst angewandt, somit ist diese Vereinbarung auch als eine weitere Entrechtung des Hochschulsportverbandes zu sehen. Zudem ist bisher noch unklar, wer diese Ermittler sein werden, welche Befugnisse sie erhalten und welche Strafen sinnvoll sein werden. Die Spieler saßen übrigens bei den Verhandlungen zu den Vergleichspunkten nicht mit am Verhandlungstisch. Und das, obwohl die Vergleichssumme an ehemalige Football-, Basketball- und Basketballspielerinnen gehen soll.
Künftig dürften sich die Schulen somit auf eine jährliche Umsatzbeteiligungszahlung von durchschnittlich 20,5 Millionen Dollar entscheiden, die über einen Zeitraum von zehn Jahren ausgezahlt wird. Dieser Betrag wird jährlich um 4 Prozent steigen. In zehn Jahren wird diese Umsatzbeteiligung einen Wert von über 30 Millionen Dollar erreichen. Im Allgemeinen teilen die Schulen den Betrag folgendermaßen auf: 75 Prozent für Football, 15 Prozent für Basketball (Männer), 5 Prozent für Basketball (Frauen) und die restlichen 5 Prozent für alle anderen Sportarten. Um das Risiko weiterer Rechtsstreitigkeiten zu verringern, sieht der Vergleich Kaderobergrenzen für jede Sportart vor. Im Football bedeutet das, dass Teams einen Kader von 105 Spielern unterhalten dürfen. Hochschulen wie Nebraska besaßen bereits Kader von 140 Spielern. Kaderobergrenzen werden die langjährige Tradition der Walk-ons Spieler nahezu abschaffen. Alle Stipendien gelten zukünftig als "Äquivalenzstipendien", das heisst, Hochschulen können in allen Sportarten Teilstipendien vergeben. Das spart theoretisch Geld. Manche argumentieren jedoch auch, dass es die Chancen einschränkt. (Bisher wurden nur in fünf Sportarten Stipendien in voller Höhe vergeben: American Football, Basketball (Männer und Frauen), Volleyball, Damentennis und Damenturnen.)
Schlüter - 07.04.2025
Claudia Ann Wilken, ehrenwerte Bezirksrichterin des "United States District Court for the Northern District of California" (© Scott Johnston, US-District Court for the Northern District )
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