Trade für einen herausragenden Tackle

Die erste Phase der Free Agency hat es in sich bei den Washington Commanders: Nach der Verpflichtung von Defensive Tackle Javon Kinlaw (siehe gesonderter Artikel) sorgte kurz danach aber ein Trade für gehörig Aufsehen: Für eine ganze Reihe Draftpicks wechselt der herausragende Left Tackle Laremy Tunsil von den Houston Texans in die US-Hauptstadt.

Tunsil wurde nach seiner Zeit am College bei den Ole Miss Rebels von den Miami Dolphins im Jahr 2016 in der ersten Runde gedrafted. Allerdings erst mit dem 13. Pick, was an einer der seltsamsten Draftstories der letzten 20 Jahre lag. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass Tunsil mit einem der ersten Picks - vermutlich an #3 hinter den beiden Quarterbacks Jared Goff (Los Angeles Rams) und Carson Wentz (Philadelphia Eagles) gezogen werden würde.

Als da die San Diego Chargers Defensive End Joey Bosa von den Ohio State Buckeyes holten, hielt sich das Erstaunen noch in Grenzen. Aber als Running Back Ezekiel Elliott zu den Cowboys (#4) und Cornerback Jalen Ramsey (#5) zu den Jaguars gedrafted wurden, wurden die Augenbrauen der Experten in die Höhe gezogen.

Die Alarmglocken schrillten, als der vermeintlich schwächere Ronnie Stanley von Notre Dame, ebenfalls Offensive Tackle, zu den Baltimore Ravens an #6 ging.

Irgendwann sprach sich herum, dass von Tunsils Twitteraccount ein skurriles Video von Tunsil verbreitet worden war, das diesen mit einer Gasmaske zeigte, wie er aus einer Bong rauchte. Dass sein Account gehackt worden war, interessierte da nur in zweiter Linie. Die Dolphins "erbarmten" sich schließlich an Position #13, beendeten den freien Fall und bereuten es nicht: Zunächst absolvierte er seine Rookiesaison als Left Guard, ab Jahr #2 vertraute man ihm die Left Tackle Position an.

Umso überraschender dann, als Tunsil Ende August 2019 mit Kenny Stills und einem Viertrundenpick für zwei Erstrunden- und einen Zweitrundenpick sowie zwei zweitklassige Spieler nach Houston getradet wurde.

Am Ende der Spielzeit 2019 wurde er erstmals zum Pro Bowl geschickt, 2020, und in den letzten drei Jahren folgten jeweils weitere Nominierungen. Insgesamt bestritt er in neun Jahren 125 Partien, die er alle (!!!) auch startete.

Nach Washington kommt neben dem Left Tackle noch ein Viertrundenpick 2025; Houston erhält dafür in diesem Draft einen Dritt- und einen Siebtrundenpick sowie 2026 noch einen Zweit- und einen Viertrundenpick.

Der Trade an sich ist keine allzu gute Nachricht für den deutschen Tackle Brandon Coleman, der in der Depth Chart bislang dort vorgesehen war. Dass er angesichs des Trades dort spielen wird, dürfte quasi ausgeschlossen sein (von einer Verletzung Tunsils mal abgesehen).

Carsten Keller - 10.03.2025

Laremy Tunsil kommt vor Dolphins Linebacker Van Ginkel an den Ball (© Getty Images)