Rookie Cornerback im Medienzirkus

Die Philadelphia Eagles hatten im Draft Ende April gleich mit zwei Picks zu Beginn ihre Defizite in der Passverteidigung angegangen: Quinyon Mitchell kam von Toledo in der ersten Runde (an Position #22), Cooper DeJean eine Runde später (mit Pick #40) von Iowa.

Beides hat sich bereits ausgezahlt und vor allem Mitchell spielt(e) bislang eine starke Saison. Er galt vor dem Draft als explosiver und höchst ehrgeiziger Defensive Back, dessen Instinkt und physische Spielweise ihn zu einem begehrtesten Passverteidiger werden ließen. Bei Toledo gelangen ihm sechs Interceptions in seinen letzten beiden Jahren und 13 (2022) beziehungsweise 14 (2023) abgewehrte Pässe waren herausragend.

Eines der wenigen Fragezeichen lag jedoch an der schwächeren Konkurrenz, gegen die er aufgrund seines Colleges antreten musste. Es wäre nicht allzu überraschend gewesen, wenn es etwas gedauert hätte, bis er sich an das NFL-Level gewöhnt, nachdem er ja nicht nur eine, sondern gleich zwei Stufen meistern musste, was das Spieltempo angeht. Das war aber keineswegs der Fall: Bereits im Camp trat er wie selbstverständlich gegen top Wide Receiver A.J. Brown an, mit dem er sich hart umkämpfte Duelle lieferte und der ihn auf Schritt und Tritt unterstützte. In der Hauptrunde konnte der talentierte Corner keine Interception holen, in den Playoffs dafür gleich zwei.

Abseits des Felds gehört Mitchell jedoch eher zu den ruhigeren Vertretern: "Physisch wusste ich, dass ich die richtigen Voraussetzungen besitze. Es ging nur darum, in die richtigen Situationen zu kommen und die richtige Einstellung zu haben."

Die klappte auf jeden Fall. Worauf er zwar vorbereitet wurde, aber die Realtität dann doch nicht glauben konnte, war der Medienrummel, der rund um den Super Bowl entfacht wird: "Die älteren Spieler, die vor zwei Jahren schon hier [im Endspiel] standen, haben das schon vorher erzählt.

Aber so unglaublich, wie es jetzt tatsächlich ist, hätte ich es trotzdem nicht erwartet."

Eine gute halbe Stunde musste Mitchell – wie auch seine Mitspieler – Fragen im Stakkato bewantworten. Etwas, was sichtlich nicht zu seinen Lieblingsaufgaben gehört, aber trotzdem professionell erledigt wurde. Allerdings merkte man durchaus, dass er diesbezüglich noch nicht so erfahren wie seine älteren Mitspieler ist. Diplomatisch nichtssagende Antworten waren die Ausnahme und gelegentlich gab es auch einfach nur ein "No" auf eine besonders seltsame Frage eines Medienvertreters. Mit der Zeit lernt er aber bestimmt auch noch da, "non-answers" zu geben.



Carsten Keller - 05.02.2025

Rookie Quinyon Mitchell bei der Medienverfügbarkeit im Teamduell (© Carsten Keller)