Becton - ein Glücksgriff für die Eagles

Rund um den Super Bowl haben die beiden beteiligten Teams immer wieder offizielle Medienverpflichtungen, denen die Spieler und Coaches mit mehr oder weniger Begeisterung nachgehen. Oft wiederholen sich die Fragen, denn jeder Fragesteller, der kurz bei demjenigen vorbeischaut, will natürlich "seinen eigenen" O-Ton haben.

Bei der Opening Night ist dies aufgrund der Vielzahl an Menschen und der Lautstärke dort nahezu unmöglich, aber bei den Teamverfügbarkeiten, die an drei Tagen nacheinander jeweils eine Stunde dauern, klappt das besser. Aber auch hier war bei den Eagles eine unüberschaubare Vielzahl von Medienschaffenden im Teamhotel Philadelphias vor Ort.

Wenn man dann aber eine Zeitlang bei einer Station verbleibt, bekommt man doch die ein oder andere Geschichte mit, die man so noch nicht gehört hatte. Im Fall von Head Coach Nick Sirianni war das – vor locker 150 Pressevertretern im Ballsaal des Hilton – die vom Positionswechsel von Mekhi Becton.

Becton spielte am College als Left Tackle der Louisville Cardinals und wurde im Corona-Draft 2020 von den New York Jets in der ersten Runde an Position #11 gedrafted. Dort durfte er sich sowohl als Left als auch als Right Tackle beweisen, was in beiden Fällen aber nicht wirklich zufriedenstellend klappte. Zudem hatte er immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und fiel zum Beispiel die komplette Saison 2022 mit einer Knieverletzung aus.

Nach vier Jahren war daher – wenig überraschend – wieder Schluss in New York; die Eagles griffen mit einem günstigen Vertrag Ende April 2024 zu. Bei den Eagles wurde er zum Right Guard umgeschult, wo er jedoch schnell Erfolg hatte. Die Umschulung wurde wohl von Sirianni veranlasst, wie Offensive Coordinator Kellen Moore am Abend vorher noch ausgeplaudert hatte.

Dazu befragt erklärte Sirianni ausführlich und mit großer Freude: "Wir hatten alle gesehen, dass Mekhi sehr viel Talent hat. Wir waren aber auf der Tackle-Position mit Jordan [Mailata] und Lane [Johnson] schon gut besetzt mit dem, was sie schon geleistet haben und mit der Art von Spielern, die sie die Dauer ihrer Karriere bislang für uns waren.

Bei den Guards hatten wir aber einen Wettstreit um die beiden Plätze und wir haben als Coaches auch mit Howie [General Manager Roseman] darüber geredet. Jede gute Idee entspringt einer Kommunikation und einer Zusammenarbeit. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass das meine Idee war. Aber gemeinsam haben wir als Trainerstab dieses Ergebnis erarbeitet – und das auch gemeinsam mit Howies Stab.

Das bedeutet echt viel. Wir Ihr wisst bin ich sehr emotional. Am Ende von Spielen werde ich manchmal von den Emotionen überwältigt. Und ich liebe es, wenn das auch anderen Spielern so geht. Mekhi und ich hatten wirklich ein paar wunderbare Umarmungen nach Spielen.

Ich liebe es, dass er am Ende von Games, wenn er erschöpft ist und nach einem Score müde vom Feld humpelt, dieses Lächeln im Gesicht hat. Da spürt er diese Connection zu seinen Mitspielern und kann sagen: Ich habe alles für Euch gegeben. Ich liebe das an ihm. Er lässt wirklich alles für seine Mitspieler auf dem Feld und liebt die wirklich – genauso wie anders herum. Er war ein großartiger Zugang für diese Mannschaft."

Das lässt sich definitiv nicht bestreiten und ist wohl eine der größeren Überraschungen rund um die Philadelphia Eagles 2024. Letztendlich eine weitere hervorragende Verpflichtung von General Manager Roseman zum Schnäppchenpreis. Ein solider starting Right Guard für gerade einmal 2,75 Millionen Dollar. Ein Glücksgriff, der aber ohne Positionswechsel womöglich nicht annähernd so viel gebracht hätte.

Carsten Keller - 04.02.2025

Nick Sirianni bei der Opening Night (© Carsten Keller)