Eine positive Bilanz der Saison 2024 für die Denver Broncos hat Franchise-CEO Greg Penner gezogen. Das Ausscheiden aus den Playoffs in der ersten Runde gegen die Buffalo Bills kam kaum unerwartet. Für Penner, den Vertreter der Eigentümergruppe um den Walmart-Gründer, Penners Schwiegervater Rob Walton, überwog aber eindeutig der Fakt, dass die Mannschaft überhaupt wieder die Endrunde erreichen konnte. Darauf hatte man in Denver seit der Saison 2015 gewartet. Da hatten die Broncos Super Bowl 50 gewonnen, danach aber nur noch im Folgejahr einmal eine positive Bilanz erreicht und die Playoffs acht Jahre lang nicht mehr.
Zum optimistischen Ausblick der Broncos trägt bei, dass nicht nur die Eigentümer und das Management seit zweieinhalb Jahren mit neuem Schwung agieren und seit der Saison 2023 mit Sean Payton auch einer der profilierteren Köpfe des Trainermetiers den Umschwung eingeleitet hat. Denn mit Rookie-Quarterback Bo Nix, den man an zwölfter Stelle der Draft hatte holen konnen, ist man bislang erstmals seit langem wieder auf der Gewinnerseite, was das Spielmacher-Roulette der NFL angeht.
Jahrelang hatte man - unter dem alten Management - geradezu verzweifelt jedes Jahr versucht, das "ganz große Ding" zu drehen, um den Quarterback der Zukunft zu finden. 2024 "begnügte" man sich in der Draft mit Nix, der erst als sechster Quarterback seines College-Jahrgangs seine NFL-Wirkungsstätte fand. Neben Washingtons Jayden Daniels wurde er aber der einzige des Erstrunden-Sextetts, der sein Team als Starter in die Playoffs führte. Dies gelang gar mit einer starken Konzentration aufs Passspiel - Nix warf die sechstmeisten Pässe der Saison 2024, ungewöhnlich für einen Rookie. Das Passer Rating lag dabei mit 93,3 Punkten zwar im Mittelmaß der Liga - aber in nahezu allen Belangen waren die Leistungen des Nachwuchsmannes zahlenmäßig fast identisch mit denen von Super-Bowl-Quarterback Patrick Mahomes.
Dass es weiter aufwärts gehen soll in Denver, ist klar. Im Rahmen seiner Abschluss-Pressekonferenz betonte Teamboss Greg Penner, dass nach schweren Jahren der Umbruch gerade erst begonnen hätte. Bei gleicher Gelegenheit gab er auch Einblick in seine Überlegungen zu einem möglichen internationalen Engagement der Broncos. Diese haben im Rahmen der globalen Marketing-Aufteilung der NFL als eines von zehn Teams in Mexiko Gebietsrechte, wären also von daher ein logischer zukünftiger Gastgeber in Mexico City. Dort werden für 2025 zunächst den Houston Texans gerüchteweise die höchsten Chancen eingeräumt. Zudem spielten die Broncos zuletzt 2022 in London und sind für die nächsten Jahre keines der Teams, das nach dem Zyklus der Liga verpflichtet wäre, ein Heimspiel außerhalb der USA auszutragen.
2025 "ist keines dieser Jahre für uns. Aber es gibt ja unsere Auswärtsspiele, und unter den Gegnern da sind die Jets und die Colts. Also ist es sehr gut möglich, dass wir letztlich in einem Spiel in London oder Berlin stehen werden", sagte Penner. In Berlin wird die NFL 2025 das Deutschland-Spiel der Regular Season austragen, die Indianapolis Colts stehen dafür als Gastgeber fest. Die Partie im Olympiastadion Berlin soll der Auftakt eines mehrjährigen Engagements in der deutschen Hauptstadt sein.
Würden die Broncos tatsächlich nach Europa kommen, stünde dies ganz in der Tradition der letzten Jahre. Nach der Corona-Pause hatte die NFL für die International Games in Europa nie Divisions-interne Begegnungen angesetzt, leicht mehr als die Hälfte der Partien waren jedoch Spiele zwischen Mannschaften der gleichen Conference. Potenzielle Gegner der Colts aus dieser Kategorie wären Las Vegas Raiders, Miami Dolphins - und eben das Team aus der Höhenluft Colorados. Miami war schon 2023 in Deutschland, die Raiders (ebenfalls mit Marketing-Rechten für Mexiko) wären ein potenziell idealer Gegner der Houston Texans, sollten diese tatsächlich dieses Jahr Heimteam im Aztekenstadion werden (auch wenn in Mexikos Gerüchteküche dafür auch die Broncos gehandelt werden).
Die Broncos also als Gegner der Colts in Berlin? Fest steht, dass die Eigentümer des Clubs (zu denen auch Ex-US-Außenministerin Condoleeza Rice und der siebenfache Formel-eins-Fahrer-Weltmeister Lewis Hamilton zählen) und das Management einem "Ausflug" ins Ausland positiv gegenüber stehen. Nicht nur wegen des damit verbundenen Marketing-Effekts.
Denn Head Coach Sean Payton hat laut seinem Chef Penner "eine großartige Einstellung zu diesen Dingen, nämlich dass dies eine Gelegenheit für ein Team ist, Zeit in einer anderen Umgebung miteinander zu verbringen und zusammenzuwachsen. Man sah dies diese Saison auch im ‘The Greenbrier’, das hat sehr geholfen, das Team als eine junge Gruppe und Einheit aneinander zu binden. Wir würden es sehr begrüßen, wenn wir eine solche Gelegenheit wieder bekämen." Die Broncos hatten in der abgelaufenen Saison zwischen ihren Spielen in Tampa und bei den New York Jets eine Woche gemeinsam im Fünf-Sterne-Luxus-Resort "The Greenbrier" in West Virginia verbracht. Die beiden Auswärtssiege an der Ostküste waren der Beginn der erfolgreichen Aufholjagd in Richtung Playoffs gewesen.
Ab der Saison 2025 kann die NFL bis zu acht International Games pro Saison veranstalten. Für 2025 wurden bereits drei in London im Tottenham Hotspur Stadium und in Wembley, eines in Madrid im Santiago-Bernabéu-Stadion und das in Berlin angekündigt. Weitere Spiele und Spielorte wird die Liga in den kommenden Wochen veröffentlichen. Dublin, Mexico City und eine Stadt in Brasilien dürften die anderen drei Gastgeber werden.
Auerbach - 30.01.2025
Bo Nix und die Broncos 2025 als Gegner der Colts in Berlin? (© Getty Images)
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