Überraschendes Comeback?

War es womöglich nur ein kurzer Ausflug ans College, der schneller wieder vorbei ist, als man schauen kann? Gerüchten nach haben sich mehrere Teams erkundigt, ob Bill Belichick doch noch eine Rückkehr vom College Football in die NFL in Betracht ziehen würde.

Tom Pelissero, NFL Network Insider, erklärte bei X / Twitter, dass auch die Las Vegas Raiders, bei denen bekanntlich Ex-Patriots Quarterback Tom Brady mittlerweile als Minderheitseigentümer an Bord ist, nachgefragt hätten.

Die Raiders hatten als momentan letztes von sechs Teams in dieser Saison am Dienstagabend ihren bisherigen Head Coach Antonio Pierce entlassen, der 2023 zunächst interimsmäßig übernommen hatte und dann in der letzten Offseason einen "dauerhaften" Vertrag erhalten hatte.

Allerdings hatte Bill Belichick erst vor drei Wochen einen Vertrag in Chapel Hill bei den North Carolina Tar Heels unterschrieben, der ihm jährlich 10 Millionen Dollar für mindestens drei Jahre bringen soll. Anschließend machte er sich daran, seinen Trainerstab zusammenzustellen. Die Unterschrift kam durchaus überraschend; andererseits hatte er im letzten Frühjahr nicht ein ernsthaftes NFL-Angebot erhalten. Nicht erst seit einigen "No-Shows" bei anderen Franchises 2024 und folgenden Entlassungen fragt man sich, warum das so war.

In der letzten Saison war der achtmalige Super Bowl Sieger (sechsmal als Head Coach der Patriots, zweimal als Assistant bei den New York Giants) dann auf die Medienseite gewechselt, was einen langjährigen NFL-Beobachter durchaus verwundern konnte. Oft schien es früher bei Pressekonferenzen so, als ob er die versammelten Medienvertreter als Feinde ansehen würde. Unvergessen sein fünfmal wiederholtes "we’re on to Cincinnati" nach einer krachenden Pleite gegen die Kansas City Chiefs kurz nach Ligaauftakt vor zehn Jahren. Auch sonst reagierte er oft schmallippig und dünnhäutig bei den für ihn offensichtlich lästigen Verpflichtungen. So auch nach der schmerzhaften Niederlage der Patriots gegen die Indianapolis Colts in Frankfurt im vergangenen Jahr.

Damals musste man sich nicht wundern – es hätte durchaus auch seine letzte Partie als Patriots Head Coach gewesen sein können. Dass sein Engagement länger als den Rest der Saison 2023 andauern würde, war zu diesem Moment schon kaum mehr vorstellbar, trotz aller Verdienste in den Jahren zuvor.


Belichick sah das anders. Trotz seiner damals knapp 72 Jahre hätte er weitergemacht. Schließlich war Coaching sein Traumjob, dem er spätestens seit Collegezeiten nachlief. "Das ist verdammt nochmal viel besser als ein Klemptner zu sein" hatte er bei der Pressekonferenz nach dem Super Bowl Sieg im Februar 2019 in Erinnerung an eine frühe Begegnung mit Julian Edelman erklärt.

Auf der Medienseite schätzte man, dass ihm die verschiedenen Engagements auch ungeführ gut zehn Millionen Dollar für die Saison 2024 gebracht haben.

Die Passion war aber offensichtlich weiter auf der sportlichen Seite und so war es grundsätzlich wenig verwunderlich, dass er nach dem "Seitensprung" zu den Medien jetzt wieder an die Seitenlinie zurückkehren wollte. Dass es dann allerdings ein Collegeteam werden würde - inklusive bisher nicht gekannten Tätigkeiten wie An- und Umwerben herausragender High School-Talente, überraschte dann doch.

Aber vielleicht ist hier dann doch noch nicht das letzte Wort gesprochen und aus dem Interesse einzelner Franchises wird eine neue NFL-Tätigkeit erwachsen.

Die Patriots, die ja nach der Entlassung von Jerod Mayo bekanntlich auch ohne Head Coach dastehen, werden es aber ziemlich sicher nicht. Das Tischtuch ist zu sehr zerschnitten.

Carsten Keller - 08.01.2025

Der achtfache Super Bowl Sieger aka Emperor Belichick (© Carsten Keller)