Playoffs mit Konstruktionsfehlern?

Penn State ist einer der großen Profiteure der Erweiterung der Playoffs und hat gute Chancen auf den Einzug ins National Championship Game.Am Donnerstag und Freitag dieser Woche finden die Halbfinals der Playoffs statt und eine Zwischenbilanz nach den ersten beiden Runden fällt eher ernüchternd aus. Nur eine der acht Partien, Texas gegen Arizona State im Viertelfinale, war spannend und mit der Entscheidung erst in der zweiten Verlängerung sogar regelrecht dramatisch. In den übrigen Spielen stand der Sieger lange vor dem Spielende fest, oder so gut wie fest. Auffällig war zudem, dass alle Teams, die in der ersten Runde spielfrei waren, ihre Viertelfinals verloren. Und unter den vier Halbfinalisten befindet sich kein Conference Champion mehr. Manche Beobachter in den Medien sehen das als Folgen von Konstruktionsfehlern im Modus der Playoffs. Muss man nicht so sehen, sagen andere, und die liegen wohl eher richtig. Die bislang fehlende Spannung etwa lässt sich als Kritikpunkt an den Playoffs schnell abräumen. Klare Ergebnisse sind in Playoffs völlig normal. Die waren schon in den Playoffs mit nur vier Teams die Regel, und auch in anderen Ligen, allen voran der NFL, sind bis zum Schluss packende Spiele in den Playoffs eher die Ausnahme. Und gegen die "First Round Byes" lässt sich auch nichts sagen. Die nimmt jedes Team gerne mit. Ein Spiel weniger bestreiten zu müssen, schont die Kräfte, gibt zusätzliche Zeit, um Blessuren und Verletzungen zu kurieren, und verringert das Risiko, zu verlieren und damit früher auszuscheiden und dass sich Spieler verletzen. Mal abgesehen davon, dass es in der ersten Runde spielfreie Teams zwangsläufig gibt, wenn die Anzahl der Teilnehmer keine Zweier-Potenz wie 4, 8, 16 etc. ist.

Das vorzeitige Ausscheiden aller Conference Champions wurde allerdings durch eine Schwäche im Playoff-Modus begünstigt. Beseitigen lässt sich diese Schwäche freilich nicht. Die Schwachstelle ist, dass man die Conference Champions in der Playoff-Setzliste nicht "stur" nach ihrer Platzierung in der Rangliste platziert, sondern festgelegt hat, dass die vier in der Rangliste am besten positionierten Conference Champions automatisch für das Viertelfinale qualifiziert sind, in der ersten Runde also spielfrei sind. Das ist durchaus sinnvoll, weil damit der Gewinn des Conference-Titels belohnt wird und weil die Konstrukteure der Playoffs, die Conferences plus Notre Dame, natürlich davon ausgegangen sind, dass die vier bestplatzierten Conference Champions im Normalfall die der vier Power Four Conferences sein würden. Ohne diese Sonderbehandlung der Conference Champions hätte es die Erweiterung der Playoffs wahrscheinlich nie gegeben, weil zumindest die ACC, die Big Twelve und die damals noch existierende Pac-12 nicht zugestimmt hätten, aus Sorge davor, dass ihre Champions den Einzug in die Playoffs angesichts der vielen potenziell playoff-tauglichen Teams aus SEC und Big Ten ganz verpassen könnten. Und die Group of Five Conferences hätten ohne einen garantierten Playoff-Platz für den besten ihrer Champions auch keinen Grund gehabt, der Erweiterung zuzustimmen.

In dieser Saison kam dann vieles anders als erwartet, und im Grunde ist es mit den Playoffs genauso, wie es immer lief, wenn der College Football an seiner überholten Organisationsstruktur nur ein bisschen herumbastelte, statt mal eine richtige Reform in Angriff zu nehmen. Sowohl bei der Schaffung der BCS, mit der zwischen 1998 und 2013 die National Champions ermittelt wurden als auch bei der Einführung der Vierer-Playoffs zur Saison 2014 kam es schon bald zu Konstellationen, die man offenbar nicht mitgedacht hatte und die das Konstrukt schnell mit einem Makel behafteten. So wurden ständige Nachbesserungen nötig, die dann aber ihrerseits wieder neue Probleme schufen.

Das Problem bei der Premiere der neuen Playoffs war, dass ein Power Four Conference Champion, ACC Champion Clemson, in der CFP-Rangliste nur auf Platz 16 lag, damit nur der fünftbeste Conference Champion war und nicht nur hinter dem besten Group of Five Conference Champion, Mountain West Champion Boise State, sondern auch noch hinter zwei Verlierern der Power Four Conference-Finals (Texas und SMU) sowie vier weiteren Teams, die es gar nicht erst in die Endspiele ihrer Conferences geschafft hatten (Ohio State, Penn State, Tennessee und Idiana), platziert war. Die Folge daraus war, dass zwei Conference Champions in ihren jeweils ersten Playoff-Begegnungen auf Teams trafen, gegen die sie Außenseiter waren - Clemson in der ersten Runde als Zwölfter der Setzliste auf den Fünften Texas und Boise State, obwohl nur Neunter der Rangliste, im Viertelfinale als Dritter der Setztliste auf Penn State, das sowohl in der Rang- als auch der Setztliste auf Position sechs lag. Das frühzeitige Ausscheiden von zwei Conference Champions war also von vornherein wahrscheinlich. Das eines weiteren auch, weil Big Twelve Champion Arizona State, der Zwölfte der Rangliste und Vierte der Setzliste, in seinem ersten Playoff-Spiel im Viertelfinale ebenfalls gegen Texas spielte. Das Ausscheiden von Big Ten Champion Oregon, Erster in Rang- und Setzliste, gegen Ohio State und von SEC Champion Georgia, Zweiter der Rang- und Setzlisten, gegen Notre Dame hatte dagegen nichts mit unerwarteten Konstellationen zu tun. Oregon hatte schon in der Regular Season gegen die Buckeyes nur ganz knapp gewonnen, und Georgias Manko war, dass es gegen eine der stärksten Defenses ohne den im SEC Championship Game verletzten Stamm-Quarterback Carson Beck antreten musste. Das Ausscheiden dieser beiden war also keine Überraschung und hatte nichts mit dem Playoff-Modus zu tun.

Natürlich ist es unglücklich, wenn alle Conference Champions schon vor dem Halbfinale ausscheiden, vor allem dann, wenn, wie im Falle von Oregon, ein Conference Champion in den Playoffs gegen ein Team ausscheidet, gegen das er in der Regular Season schon gespielt und gewonnen hatte und das in der Regular Season nur das drittbeste Team dieser Conference gewesen war. Verhindern lässt sich so etwas aber nicht. Vielleicht sollte man nicht gleich losmeckern und den Playoff-Modus in Frage stellen, nur weil einem die Ergebnisse nicht passen. Hätten Oregon und Georgia ihre Viertefinals gewonnen, würde man diese Diskussion gar nicht führen. Und ganz gleich, wer von den vier Halbfinalisten am Ende den Titel holt, er hat ihn sich in vier erfolgreich bestrittenen KO-Spielen redlich erarbeitet.

Hoch - 06.01.2025

Penn State ist einer der großen Profiteure der Erweiterung der Playoffs und hat gute Chancen auf den Einzug ins National Championship Game.

Penn State ist einer der großen Profiteure der Erweiterung der Playoffs und hat gute Chancen auf den Einzug ins National Championship Game. (© Getty Images)

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