Die Las Vegas Raiders müssen erneut den Quarterback wechseln: Gardner Minshew hat sich das Schlüsselbein gebrochen und fällt den Rest der Saison aus. Aidan O’Connell soll wieder fit genug sein, um am Freitag gegen die Kansas City Chiefs aufzulaufen.
Mitte August hatten die Raiders in Person von Head Coach Antonio Pierce offiziell bekanntgegeben, dass ihr Starter für die Spielzeit Gardner Minshew sein wird; der 28-jährige Quarterback ging damit erst zum zweiten Mal in seiner Karriere als nominelle Nummer #1 in die Saison.
Lange hielt das jedoch nicht: Nach nur zwei Siegen aus den ersten Spielen war im Oktober erst einmal wieder Schluss als Starter... bis sich der vom Backup beförderte Aidan O’Connell nach zwei Starts verletzt hatte und mit einem gebrochenen Daumen auf der Injured Reserve Liste gelandet war.
Zurück zu Minshew. Der gewann aber auch nicht mehr, so dass die Raiders mit einer 2-9 Bilanz in die Partie bei den Kansas City Chiefs (10-1) am Black Friday gehen.
Minshew ist definitiv einer der ungewöhnlicheren NFL-Profis: Er wurde nach seiner Zeit am College bei Washington State 2019 in der sechsten Runde von den Jacksonville Jaguars gedraftet. In der gleichen Offseason hatten die Jaguars damals den amtierenden Super Bowl MVP Nick Foles verpflichtet, der eigentlich der Quarterback der Zukunft sein sollte.
Der verletzte sich jedoch gleich in seinem ersten Spiel für seinen neuen Arbeitgeber und Minshew kam zu einem frühen Debüt in der NFL. Dabei spielte er gut und zum Teil sogar sehr gut.
Insgesamt startete er in seiner Rookiesaison 12 von 14 Partien und kam auf 3.271 Yards mit 21 Touchdowns bei sechs Interceptions; zusätzlich erlief er 344 Yards. Dabei zeigte er eine Furchtlosigkeit und scheinbar grenzenloses Selbstvertrauen – gepaart mit einem doch eher unangepassten Äußeren.
"Minshew Mania" war geboren. Ungekanntes Scheinwerferlicht für die Franchise in Jacksonville, die sonst eher in der Anonymität unterwegs ist.
In seinem zweiten Jahr startete er acht von neun Partien, spielte zum Teil aber mit einer Daumenverletzung, die er vor seinen Coaches geheimhielt. Dabei kam er auf 2.259 Yards und 16 Touchdowns bei fünf Interceptions. Am Ende durften die Jaguars wieder einmal an Position #1 draften.
In der Offseason 2021 erklärte er trotz des Drafts von Trevor Lawrence, den wohl jeder außer ihm selbst als den Starter 2021 gesehen hatte, dass er den Kampf um den Starterposten als nicht entschieden ansah. Der neue Head Coach Urban Meyer [die Älteren werden sich an seinen wenig glorreichen Kurzauftritt in der NFL erinnern] teilte die Trainingssnaps mit der ersten Garde zwischen Lawrence und Minshew auf, aber die unvermeidliche Mitteilung, dass Lawrence als Starter in die Saison geht, kam dann doch.
Nur wenige Tage später wechselte er für einen Sechstrundenpick nach Philadelphia. Dort blieb er zwei Jahre und absolvierte dabei neun Partien, von denen er vier auch startete, wobei er aber nur einen Start auch gewinnen konnte. Insgesamt standen hier 1.102 Passing Yards und sieben Touchdowns bei vier Interceptions zu Buche.
Weiter ging es in der Free Agency 2023 nach Indianapolis, wo er eigentlich als Backup für Anthony Richardson eingeplant war; dessen Spielzeit endete allerdings nach vier Auftritten verletzungsbedingt, so dass Minshew befördert wurde.
Letztendlich startete er 13 seiner 17 Partien und kam auf 3.305 Pass Yards und 15 Touchdowns bei neun Interceptions; bis zuletzt hielt er sein Team im Playoffrennen.
Bei den Raiders unterschrieb er Mitte März 2024 für zwei Jahre und 25 Millionen Dollar; trotzdem wurde von Beginn an ein offenes Rennen zwischen ihm und dem letztjährigen Rookie Aidan O’Connell proklamiert.
Der Viertrundenpick der Raiders 2023 O’Connell hatte nach der (wenig überraschenden) Entlassung des damaligen Head Coaches Josh McDaniels seine Chance als Nachfolger für den bis dahin mehrheitlich enttäuschenden Jimmy Garoppolo bekommen. In zehn Starts kam er auf eine ausgeglichene Siegesbilanz mit 2.218 Pass Yards und 12 Touchdowns bei sieben Interceptions.
Er ist im zweiten Jahr seines Rookiejahrs mit gut 900.000 Dollar Jahressalär deutlich günstiger als Minshew, was durchaus ein Fingerzeig gewesen war, wer am Ende die Nase vorn haben könnte.
Letztendlich durften beide mehrfach starten, aber der Erfolg blieb aus und der Stuhl von Head Coach Pierce wackelt.
Carsten Keller - 25.11.2024
Gardner Minshew fällt den Rest der Saison aus (© Carsten Keller)
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