Playoffs ohne den Rekordmeister?

Oklahoma sorgte mit dem Sieg gegen Alabama für die größte Überraschung dieses Spieltages.Der vorletzte Spieltag vor den Conference Championship Games fügte sich nahtlos in den allgemeinen Trend dieser Saison ein. Er warf so manches sich nach den Ergebnissen der Vorwoche ergebende Szenario im Kampf um das Erreichen der Playoffs oder zunächst einmal der Finals in den Conferences gleich wieder über den Haufen und verschonte selbst prominenteste Playoffkandidaten nicht vor bösen Überraschungen. Vier Teams aus der aktuellen CFP-Rangliste, darunter zwei aus den Top Ten, kassierten Niederlagen gegen nicht platzierte Teams und ein Team verlor gegen ein sieben Plätze schlechter platziertes. Das prominenteste Opfer war dabei kein geringerer als Rekordmeister Alabama, der bei Oklahoma mit 3:24 verlor und mit jetzt drei Niederlagen in der Bilanz wohl keine Chancen mehr auf das Erreichen der Playoffs hat.

Das Erstaunliche an Alabamas Niederlage in Norman war, wie hilflos das Team insgesamt agierte. Die negativen Zahlen dieser Partie haben geradezu historische Dimensionen. Die Niederlage mit 21 Punkten Differenz war die höchste seit einer 7:38-Pleite gegen Virginia Tech im Music City Bowl der Saison 1998. In der Saison hatte man zuvor bei Arkansas sogar mit 6:42 verloren. Und die drei erzielten Punkte waren die niederigste Ausbeute seit der 3:20-Heimniederlage gegen South Carolina im Oktober 2004. Ebenso irritierend ist, wie schwankend die Leistungen im Verlauf der Saison waren, manchmal auch innerhalb der Spiele von Halbzeit zu Halbzeit. Einmal gewinnt man gegen Georgia, mit einer starken ersten Halbzeit und einem unerklärlichen Einbruch in der zweiten, und anschließend verliert man zwei der nächsten drei Spiele (bei Vanderbilt und Tennessee), gewinnt das dazwischen (gegen South Carolina) eher glücklich und überzeugt anschließend mit klaren Siegen gegen Missouri und bei LSU. Strange. Im Jahr eins seit dem Rückzug von Head Coach Nick Saban, unter dessen Führung Alabama den College Football knapp eineinhalb Jahrzehnte dominiert hatte wie kein Team zuvor, ist Alabama jedenfalls "nur noch" ein Team in einer momentan recht breiten Spitzengruppe und nicht mehr das Über-Team, das zwischen 2009 und 2020 sechs National Championships gewonnen und in drei weiteren National Championship Games gestanden hat.

Der zweite große Verlierer des Spieltages war Mississippi, das bei Florida mit 17:24 unterlag und mit jetzt ebenfalls drei Niederlagen wohl ebenso aus dem Rennen ist. Die Rebels galten zu Saisonbeginn als reif dafür, die beiden dominierenden Teams der letzten Jahre in der SEC, Alabama und Georgia, hinter sich lassen zu können. Dass sie das Zeug dazu hätten, haben auch sie mit einem Sieg gegen Georgia gezeigt, aber ebenso wie bei Alabama standen diesem prestigeträchtigen Erfolg Niederlagen gegen Teams gegenüber, gegen die man nicht hätte verlieren dürfen (zu Hause gegen Kentucky und jetzt bei Florida), und die dritte Niederlage bei LSU wiegt angesichts des Abrutschens der Tigers in den letzten Wochen heute auch schwerer als im Oktober.

Mit den Niederlagen von Alabama und Mississippi plus der ebenfalls nicht zu erwarteten 41:43-Schlappe nach Verlängerung von Texas A & M bei Auburn ist auch die SEC als Ganzes ein Verlierer dieses Spieltages. Als Anfang November die erste CFP-Rangliste veröffentlicht wurde, war die SEC in dieser mit acht Teams vertreten, und es sah so aus, als könnte sie später allein die Hälfte der zwölf Playoff-Teilnehmer stellen. Nach den Niederlagen von Alabama, Mississippi und Texas A & M sieht die Situation deutlich schlechter aus. Weil man allgemein davon ausgeht, dass man maximal zwei Niederlagen auf dem Konto haben darf (es sei denn, man würde mit einer schlechteren Bilanz Champion einer der Power Four Conferences), haben jetzt nur noch drei SEC-Teams beste Chancen auf das Erreichen der Playoffs - Georgia, das nach den drei erwähnten Niederlagen als erster Teilnehmer am SEC Championship Game feststeht, Texas, das am kommenden Wochenende gegen Texas A & M um den zweiten Platz im SEC-Finale spielt, und Tennessee, das noch gegen seinen Lokalrivalen Vanderbilt spielt. Texas A & M könnte noch dazu kommen, wenn es gegen Texas und im SEC-Finale gegen Georgia gewinnt. In diesem Fall würde dann aber Georgia mit drei Niederlagen in der Bilanz wahrscheinlich in der Rangliste zu weit abrutschen.

Der Blick auf die anderen Conferences verdeutlicht das Problem der SEC. Die Big Ten Conference wird wahrscheinlich vier Teams mit maximal zwei Niederlagen stellen (Oregon, Ohio State, Penn State und Indiana), die ACC bis zu drei (Miami, SMU und Clemson) und die Big Twelve ebenfalls bis zu drei (Arizona State, BYU, Iowa State). Dazu kommen Notre Dame (bislang eine Niederlage, letztes Spiel bei USC) und der unabhängig von der Bilanz automatisch für die Playoffs qualifizierte bestplatzierte Champion der Group of Five Conferences (Boise State aus der Mountain West oder Tulane oder Army aus der AAC). Die mit drei Niederlagen belasteten SEC-Teams, die nicht mehr Conference Champion werden können, haben also nur noch dann eine Chance auf einen der At-Large-Plätze in den Playoffs, wenn es am kommenden Wochenende ergebnistechnisch drunter und drüber geht. Auszuschließen ist das natürlich nicht, aber auch nicht wahrscheinlich.

Chaos in der Big Twelve

In zwei der drei anderen Power Four Conferences ist die Lage in Sachen Conference Championship Game recht übersichtlich. In der ACC hat sich SMU mit einem souveränen 33:7-Erfolg bei Virginia dafür qualifiziert, unabhängig davon, wie das letzte Spiel gegen California ausgeht, weil man bei einem Gleichstand wegen des Sieges gegen Louisville zumindest immer vor Clemson (hat gegen Louisville verloren) landen würde. Miami kann sich mit einem Sieg bei Syracuse den Platz im Finale sichern, weil man ebenfalls dank des Sieges gegen Louisville vor Clemson bliebe. Clemson, das nur noch außerhalb der ACC spielt (gegen den Lokalrivalen South Carolina aus der SEC) kann nur noch ins ACC Championship Game einziehen, wenn Miami bei Syracuse verliert.

In der Big Ten war der noch ungeschlagenen und am Samstag spielfreie Ranglistenerste Oregon bereits für das Conference Championship Game qualifiziert. Ohio State, das gegen Oregon die einzige Niederlage kassiert hatte (31:32), kann nach dem 38:15-Erfolg am Samstag gegen Indiana mit einem Sieg am nächsten Samstag gegen Michigan nachziehen. Indiana und Penn State, am Samstag 26:25-Sieger bei Minnesota, brauchen eine Niederlage von Ohio State und natürlich eigene Siege (Indiana gegen Purdue, Penn State gegen Maryland), um noch Zweiter zu werden. Penn State bräuchte zudem eine Niederlage von Indiana gegen Purdue.

In der Big Tewelve haben die Ergebnisse von Samstag für eine recht unübersichtliche Situation gesorgt. BYU und Colorado hattes es eigentlich selbst in der Hand, hätten mit zwei Siegen aus eigener Kraft ins Conference-Finale einziehen können. BYU verlor aber bei Arizona State (23:28) und Colorado bei Kansas (21:37). Diese beiden Ergebnisse sowie Iowa States 31:28 bei BYU haben dafür gesorgt, dass Arizona State, BYU, Iowa State und Colorado in der Conference-Bilanz gleichauf liegen (6-2). Darüber hinaus können auch noch Teams aus einem Quintett von Teams mit 5-3-Conference-Bilanzen das Championship Game erreichen. Wie sich das auflöst, wird man erst nach den Spielen vom kommenden Wochende sehen können.

Hoch - 25.11.2024

Oklahoma sorgte mit dem Sieg gegen Alabama für die größte Überraschung dieses Spieltages.

Oklahoma sorgte mit dem Sieg gegen Alabama für die größte Überraschung dieses Spieltages. (© Getty Images)

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