Es ist der nächste Paukenschlag bei den Munich Ravens in dieser alles andere als ereignisarmen Offseason: Die bayerische Franchise und Quarterback Chad Jeffries gehen künftig getrennte Wege. In den ersten beiden Jahren der Ravens-Geschichte war der Spielmacher einer der besten Spieler in der European League of Football und gehörte 2023 auch zu den drei Finalisten bei der Wahl zum wertvollsten Spieler der Liga.
Der Director Sports der Munich Ravens, Sean Shelton, kannte Jeffries schon lange aus Duellen in früheren Jahren in Österreich und erklärte zu dessen Abschied jetzt: "Chad spielte eine entscheidende Rolle, das Fundament dieser Organisation zu legen und trug zu unserem frühen Erfolg bei. Obwohl wir traurig sind, dass er geht, wünschen wir ihm nur das beste für seine zukünftigen Unternehmungen."
Die Trennung wurde nicht wie üblich per Pressemeldung, sondern bei Instagram verkündet.
Der 31-Jährige war einer der Überflieger in der ELF – und das vor allem in seiner ersten Saison in der Liga. Jeffries warf die zweitmeisten Yards (3.535), die zweitmeisten Completions (285), die drittmeisten Passversuche (408), die zweitmeisten Touchdown-Pässe (30) und die wenigsten Interceptions (5). Zudem war seine Completion Percentage die beste der Liga (69,85 Prozent). Dazu hatte Jeffries 66 Läufe für 363 Yards und 2 Rushing Touchdowns.
Im zweiten Jahr lief er ebenfalls zwölfmal auf, aber dabei mit deutlich schwächeren Werten: 2.888 Yards mit 35 Touchdowns bei sechs Interceptions. Trotzdem standen die Münchener erstmals in den Playoffs.
Die Gerüchteküche wurde natürlich umgehend befeuert: Naheliegend wären bei einem Verbleib in der ELF vor allem zwei Franchises: Titelträger Rhein Fire hat seinen Championship-Quarterback Jadrian Clark in einem nordischen Sturm verloren und benötigt einen Nachfolger.
Naheliegend im örtlichen Sinn wären auch die Raiders Tirol, denn Jeffries und seine Frau wohnen in Österreich. Aber vermutlich wird auch die Nachricht seines künftigen Betätigungsorts relativ zügig erfolgen.
Sein Nachfolger wurde ebenfalls noch am Samstag vorgestellt: Der erst 21-jährige Russell Tabor soll die Ravens anführen und wechselt von den Osos Rivas aus der spanischen Liga nach München.
Tabor war in seiner College Zeit an der University of North Carolina und konnte dort wertvolle Erfahrung hinter NFL-Quarterback Drake Maye und Sam Howell sammeln. Maye ist der Hoffnungsträger der New England Patriots, Sam Howell kennt man vor allem für seine Zeit bei den Washington Commanders.
Tabor hatte einige Stipendien-Angebote, ging aber damals zu UNC. Zunächst versuchte er einen Wechsel über das Transferportal, ein Jahr später hieß das Ziel dann Europa und wechselte in die spanischen Liga.
Dort führte er die Mannschaft seines ersten Stopps außerhalb der USA, die "Osos Rivas Madrid", direkt in den Spanish Bowl 2024. Dabei brachte er 110 von 170 Pässe für 1.491 Yards und 23 Touchdowns an, dementgegen standen lediglich 4 Interceptions. Das entspricht eines NFL-Passer Ratings von 122.48 und einer Completion Rate von 67 Prozent. Er konnte aber nicht nur durch sein Passspiel überzeugen, sondern war auch im Laufspiel eine echte Waffe. Hier erzielte er bei nur 25 Versuchen 146 Yards und 4 Touchdowns, das entspricht 5,84 Yards / Run.
Die Größe von 1,92 m gepaart mit seinem starken Arm und seiner Spielintelligenz, sollen ihn zu einer Gefahr für jede Defense machen.
Sean Shelton freut sich jedenfalls laut Pressemeldung auf "dieses außergewöhnliche Talent" für die kommenden drei Jahre: "Russell ist ein außerordentlich beeindruckender Quarterback und eine beeindruckende Persönlichkeit. Seine Reife übersteigt seine 21 Jahre bei weitem. Wir freuen uns sehr, Russell in unserem Team willkommen zu heißen, vor allem mit einem langfristigen Vertrag, da wir diese Organisation weiterhin auf ihr volles Potenzial hin aufbauen wollen."
Ein Drei-Jahres-Vertrag ist im schnelllebigen Footballgeschäft jedenfalls durchaus bemerkenswert.
Carsten Keller - 23.11.2024
Chad Jeffries #12 verlässt Unterhaching (© Carsten Keller)
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