Saints mit Spielfreude

Auch das zweite Spiel unter Interims-Coach Darren Rizzi konnten die New Orleans Saints für sich entscheiden und bezwangen dabei die Cleveland Browns mit 35:14. Zumindest nach der Pause schien es so, als ob man die siebenwöchige Niederlagenserie mit dem geschassten Ex-Head-Coach Dennis Allen einfach endgültig vergessen hatte und wieder beim hohen Sensationserfolg der zweiten Woche in Dallas fortfuhr, als sei zwischendurch nichts geschehen. Vielleicht war es aber eben ja doch sehr hilfreich, dass nach den sieben Niederlagen vorerst keinerlei Druck auf Mannschaft und Trainer liegt - noch ist man jedenfalls nicht wieder im Playoff-Rennen, und so recht erwartet dies wohl auch niemand mehr, dass man in die Nähe einer Super-Bowl-Teilnahme im eigenen Stadion kommen kann.

Dort aber erfreuten sich die Fans nun erst einmal am zweiten Heimsieg in Folge für ihre Saints, die nach einer spielfreien Woche gleich noch einmal im Superdome eine Chance bekommen, gegen die Los Angeles Rams, ihre neu gewonnene Spielfreude in einen Sieg umzumünzen. Die Spielfreude äußerte sich gegen die Cleveland Browns, ähnlich wie die Saints von einem möglichen Playoff-Anwärter in der bisherigen Saison nach unten durchgereicht, nun sogar mit weiter nur zwei Siegen in den tiefsten Tabellenkeller, in einem offensiven und risikobereiten Ansatz. Die Browns antworteten in Hälfte eins noch recht erfolgreich mit ähnlicher Münze, Quarterback Jameis Winston zeigte sich nach einer Woche Pause vom schwachen Auftritt gegen die Chargers erholt und warf bei 46 Passversuchen 30 gültige Pässe für 395 Yards und zwei Touchdowns diesmal ohne Fehlwurf.

Die Saints griffen - vor allem in der zweiten Hälfte - gern zu "Geheimwaffe" Taysom Hill, der in der ersten Hälfte zwar nach einem seiner acht Fänge den Ball nach Fumble verloren und eine Interception geworfen hatte, insgesamt aber bei sieben Läufen 138 Yards und drei Touchdowns holte. Da so quasi drei Quarterbacks sich auf dem Feld austobten - New Orleans’ regulärer Passgeber Derek Carr warf 21 vollständige Pässe für 248 Yards und zwei Touchdowns bei 27 Versuchen ohne Interception (Rating: 129,6) - gab es am Ende mehr als 900 Angriff-Yards für beide Teams, mit einem kleinen Vorteil von 473:443 für die Gastgeber.

Fast 300 Yards verteilten sich dabei auf die fünf längsten Spielzüge der Partie, jeweils abgeschlossen mit Touchdowns. Taysom Hills erster Besuch in der Endzone zum 7:0 zählte dazu nicht, das Big-Play-Festival eröffnete danach dagegen Winston mit seinem 89-Yard-Pass auf Jerry Jeudy. Es langte nur zum 6:7-Anschluss, denn die Conversion misslang. Die Browns waren aber gleich wieder am Zug, weil Hill im ersten Spielzug den Ball in die falschen Hände warf. Die Saints-Defense stoppte Winston, und wenige Minuten später machte Derek Carr es besser und bediente Marquez Valdes-Scantling zum 71-Yard-Touchdown.

Drei Quarterback Sacks mussten die Browns hinnehmen, während die Angriffslinie New Orleans' sicherer stand und den Gegner lediglich einmal zum eigenen Quarterback durchließ. Bryan Bresee bejubelte 1,5 Quarterback Sacks, solo zum Stopp der nächsten Angriffsserie Clevelands. Dies verlängerte den fälligen Field-Goal-Versuch für Dustin Hopkins um sieben auf 51 Yards. Hopkins traf weder hier noch zum Schluss der ersten Hälfte, als die Saints wegen des Hill-Fumbles nach einem Passfang die Browns noch einmal ins Spiel gebracht hatten. Der Kicker der Browns verzog den Ball aus 32 und noch einmal aus 27 Yards nach links, nachdem ein Foul der Saints den Browns nach dem ersten Kick-Versuch noch ein neues First Down an der 9-Yard-Linie beschert hatte.

Hätte Winston in den verbleibenden elf Sekunden einen Receiver in der Endzone gefunden oder wenigstens Hopkins getroffen - die Browns hätten mehr daraus machen können. Auch in der zweiten Hälfte stoppten sie die Saints bei deren erster Angriffsserie und kamen im Anschluss noch einmal zum Ausgleich mit einem 30-Yard-Pass auf Elijah Moore. Als dann drei Minuten vor dem letzten Seitenwechsel Derek Carr beim einzigen Quarterback Sack der Gäste den Ball verlor und nur sieben Yards hinter der Anspiellinie sichern konnte, schien New Orleans fast schon mit dem Latein am Ende.

Doch nun begann die Show des Taysom Hill erst so richtig: Mit dem Fang des Balles im dritten Versuch zum First Down rettete er sein Team aus der Gefahrenzone, drei Minuten später nutzte er den direkten Snap zum 33-Yard-Touchdown-Lauf. Cleveland wurde mit einem weiteren Quarterback Sack an Winston gestoppt, ein Punt Return von Dante Pettis schien über 88 Yards in die Endzone zu führen, wurde aber vom Videoschiedsrichter wegen des Schubsers von Punter Corey Bojorquez höchstselbst auf 53 Yards verkürzt. New Orleans startete dennoch in der Hälfte Clevelands und lag kurz darauf dank eines Passes auf Juwan Johnson 28:14 vorn.

Dies war die Vorentscheidung sechs Minuten vor Schluss. Die Höhepunkte für die Galerie gingen aber weiter: Beim vermeintlich nächsten Quarterback Sack an Winston verlor dieser den Ball, doch auch der 81-Yard-Fumble-Return zum Touchdown durch Will Harris fand keine Anerkennung durch die Betrachtung der Videobilder - im Zweifel war es eben doch "nur" ein unvollständiger Pass. Ein First Down gab es für die Browns aber nicht mehr - also erledigte Hill das 35:14 eben auf seine Art: mit einem weiteren 75-Yard-Sprint in die Endzone.

Die Cleveland Browns waren näher am Sieg dran, als es das am Ende klare Resultat ausdrückt. Jerry Jeudy fing sechs Pässe für 142 Yards Raumgewinn und einen Touchdown, Denzel Ward pflückte eine Interception aus der Luft und eroberte auch einen Fumble. Doch unglückliche Aktionen Clevelands kurz vor der Pause und um den letzten Seitenwechsel herum gaben den spielfreudigen Saints den notwendigen Schub nach vorn.

Auerbach - 18.11.2024

Taysom Hill machte drei Touchdowns gegen die Browns. (© Getty Images)