Fluch der eigenen Stärke

Jaxson Dart #2 (Mississippi Rebels) handoff zu Ulysses Bentley IV #24Der elfte Spieltag warf in drei der vier Power Four Conferences die sich gerade erst abzeichnenden Playoff-Szenarien gleich wieder über den Haufen. Im Mittelpunkt stand dabei die "top to bottom" stärkste Conference der FBS, die SEC. Die war nach der Veröffentlichung der ersten Rangliste der College Football Playoffs (CFP) ein paar Tage zuvor mit breiter Brust in den Spieltag gegangen. In der belegten zwar zwei Teams aus der Big Ten Conference, Oregon und Ohio State, die Plätze eins und zwei, aber die SEC war mit acht Teams, so vielen wie noch nie in der ersten CFP-Rangliste einer Saison, vertreten. In den Spielen am Samstag zeigte sich aber auch die Kehrseite dieser Gesamt-Qualität der Conference: Die vielen playoff-würdigen Teams verhageln sich zwangsläufig gegenseitig die Bilanzen, was die Chancen, die Playoffs zu erreichen, schmälert. Nach den Siegen von Mississippi gegen den Ranglistendritten Georgia (28:10) und Alabama bei LSU (42:13) "droht" ein Szenario, bei dem letztlich nur vier SEC-Teams den Einzug in die Playoffs schaffen.

Mississippi und Alabama waren auf jeden Fall die großen Gewinner des Spieltages. Weil Beide zuvor bereits zweimal verloren hatten, war klar, dass sie nur im Falle eines Sieges noch Chancen auf das Erreichen der Playoffs haben würden. Und Beide meisterten diese Herausforderung mit beeindruckenden Vorstellungen. Das Erstaunliche dabei: Sie dominierten ihre Gegner regelrecht, was man vor allem von Mississippi so nicht erwarten konnte. Die Rebels holten bei gleicher Anzahl an offensiven Spielzügen (64) 152 Yards mehr, hielten Georgias ja keinesfalls harmlosen Angriff bei lausigen 245 Yards und stießen deutlich häufiger in die gegnerische "Red Zone" vor (fünfmal gegenüber zweimal). "Ich habe meiner Mannschaft unter der Woche gesagt, dass ich denke, dass sie (die Rebels) das talentierteste Team sind, gegen das wir in dieser Saison spielen. Sie sollten eigentlich ungeschlagen sein", lobte Georgias Head Coach Kirby Smart Mississippi anschließend. Hätten die Rebels immer so gespielt wie gegen Georgia, wären sie das auch. Aber bei der knappen Niederlage bei LSU am 12. Oktober (26:29 nach Verlängerung) hatten sie einfach zu viele Chancen, mehr Punkte zu erzielen, ausgelassen, und völlig unerklärlich war der lahme Auftritt bei der 17:20-Heimniederlage gegen Kentucky, eines der schlechtesten Teams der SEC in dieser Saison.

Alabama war in das Spiel bei LSU als leichter Favorit gegangen, dass man dann so dominant war und so klar gewonnen hat, war doch überraschend. Die Saison war bisher bei beiden ähnlich verlaufen. Beide konnten nie richtig überzeugen und waren zu schwankend in ihren Leistungen. Alabama hatte zwei seiner vier Partien vor dem LSU-Spiel verloren (bei Tennesse und Vanderbilt) und hätte eine dritte, gegen South Carolina, auch noch verlieren können. LSU hatte die Saison mit einer Niederlage gegen USC, eine der großen Enttäuschungen dieser Spielzeit, begonnen, später zweimal, bei South Carolina und gegen Mississippi, etwas glücklich gewonnen und das letzte Spiel vor dem Duell mit Alabama bei Texas A & M verloren. Gegen LSU spielte Alabama dann endlich mal vier Viertel auf gleichbleibend hohem Niveau durch, und da zeigte sich dann, wie groß der Unterschied im Potenzial beider Teams ist. "Ich denke, das war das kompletteste Spiel, das wir in dieser Saison gespielt haben, in einem schwierigen Umfeld, in dem wir einfach Spielzug für Spielzug unser Spiel durchgezogen haben", sagte Head Coach Kalen DeBoer zum Auftritt seines Teams.

Mit ihren Siegen haben sich die Perspektiven für Beide schlagartig deutlich verbessert. Sofern sie sich in den letzten Spielen keine Ausrutscher mehr leisten, sollten sie die Regular Season mit 10-2-Bilanzen abschließen und das sollte dann sicher zur Teilnahmen an den Playoffs reichen. Mississippi spielt noch bei Florida, das am Samstag bei Texas erwartungsgemäß klar verloren hatte (17:49) und die Saison wahrscheinlich mit einer negativen Bilanz abschließen wird, und gegen Mississippi State, das bislang noch ohne Sieg innerhalb der SEC ist. Alabamas letzte Gegner sind das unterklassige Mercer sowie Oklahoma und Auburn, die ihrerseits deutlich hinter dem zurückgeblieben sind, was man ihnen vor der Saison zugetraut hatte. Ins SEC Championship Game können sowohl Mississippi als auch Alabama aus eigener Kraft nicht mehr einziehen. Das ist aber mit Blick auf das Erreichen der Playoffs sogar eher ein Vorteil. Würde man im Conference-Finale spielen und verlieren, wäre man mit dann drei Niederlagen in der Bilanz praktisch aus dem Rennen. Georgia ist nach der Niederlage bei Mississippi übrigens in der gleichen Situation wie Alabama und Mississippi vor dem letzten Spieltag. Die Bulldogs müssen ihr Heimspiel gegen Tennessee am kommenden Samstag unbedingt gewinnen. Sollte Tennessee, das im Moment mit einer Conference-Niederlage gleichauf mit Texas und Texas A & M an der Spitze der SEC steht, gewinnen, könnte Georgia, das vor der Saison in allen relevanten Preseason-Ranglisten auf Platz eins gestanden hatte, beide Saisonziele (Teilnahme am SEC Championship Game und an den Playoffs) nicht mehr erreichen.

Colorado pirscht sich leise vor

Neben Mississippi und Alabama war Colorado der größte Gewinner dieses Spieltages. Die Buffaloes gewannen bei Texas Tech mit 41:27, und weil Iowa State bei Kansas überraschend die zweite Niederlage in Folge kassierte (36:45) und jetzt zwei Conference-Niederlagen aufweist, können sie aus eigener Kraft das Championship Game der Big Twelve Conference erreichen, weil nur BYU, am Samstag glücklicher 22:21-Sieger bei Utah, eine bessere Bilanz aufweist. Mit Siegen gegen Utah und Oklahoma State sowie bei Kansas wären sie sicher im Conference-Finale, in dem vermutlich BYU der Gegner sein würde, und wären zugleich ein Kandidat für die Playoffs. Diese Entwicklung ist bemerkenswert. Seit letzter Saison ist Colorado primär wegen seines schillernden Head Coaches Deion Sanders und dessen radikale Art, den Kader umzubauen in den Schlagzeilen gewesen. Das Ballyhoo um Sanders hatte sich aber etwas tot gelaufen, weil der sportliche Erfolg fehlte. Den hat das Team inzwischen, und dafür ist vor allem die Steigerung in der Abwehr verantwortlich. Die Defense verbesserte sich gegenüber der letzten Saison deutlich bei kassierten Yards pro Spiel (von 453,3 auf 367,2) und kassierten Punkten pro Spiel (von 34,8 auf 22,6). Ob diese Steigerung schon reicht, um Conference Champion zu werden oder in die nationalen Playoffs einzuziehen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen müssen.

Miamis Patzer noch ohne Folgen

Eine neue Situation ergab sich durch die Ergebnisse am Samstag auch in der ACC. Dort kassierte der zuvor ungeschlagene Spitzenreiter Miami eine überraschende 23:28-Niederlage bei Georgia Tech. Folgenschwer ist dieser Ausrutscher noch nicht. Mit Siegen in den letzten beiden Spielen gegen Wake Forest und bei Syracuse können die Hurricanes aus eigener Kraft ins Conference-Finale einziehen, weil sie bei einem möglichen Gleichstand mit Clemson, das ebenfalls erst eine ACC-Niederlage aufweist, den Tie-Breaker wegen des eigenen Sieges bei Louisville, gegen das Clemson verloren hat, gewinnen würden. Der schwache Auftritt bei Georgia Tech und die drei knappen und glücklichen Siege zuvor gegen Virginia Tech (38:34) sowie bei California (39:38) und Louisville (52:45) wecken allerdings Zweifel daran, ob das Team tatsächlich Playoff-Kaliber hat. Die Mannschaft lebt primär von der Klasse ihres Quarterbacks Cameron Ward. Wenn der mit seinen Pässen, wie gegen Georgia Tech, mal nicht wie gewohnt zum Zuge kommt, sieht die Mannschaft doch arg durchschnittlich aus. Das wird das Playoff Selection Committee gewiss nicht übersehen. Im Grunde muss Miami ACC Champion werden. Würden sie das ACC-Finale verlieren, würden sie mit dann zwei Niederlagen in der Bilanz in der CFP-Rangliste wahrscheinlich so weit zurückfallen, dass es für die angepeilte Playoff-Teilnahme nicht reichen würde.

Hoch - 12.11.2024

Jaxson Dart #2 (Mississippi Rebels) handoff zu Ulysses Bentley IV #24

Jaxson Dart #2 (Mississippi Rebels) handoff zu Ulysses Bentley IV #24 (© Getty Images)

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