Underdogs außer Rand und Band

Arkansas sorgte mit dem 19:14-Erfolg gegen Tennessee für eine der großen Überraschungen dieses Spieltages."Thats why they play the game" - dieses bei großen Überraschungen gern benutzte Sprichwort war am sechsten Spieltag mal wieder brandaktuell. Eigentlich sah man diesen Spieltag eher als unspektakuläre Zwischenstation auf dem Weg zum darauffolgenden Spieltag, der mehr attraktive Ansetzungen zu bieten hatte, und dann passierte das: Sechs Teams aus den AP Top 25, einschließlich des Spitzenreiters Alabama und des Vierten Tennessee, kassierten Niederlagen gegen nicht platzierte Teams. Dazu kam die 31-Punkte-Klatsche des Neunten Missouri beim 25. Texas A & M im einzigen Duell zweier Top-25-Teams an diesem Spieltag. Diese Ergebnisse wirbeln das Feld der Teams mit Playoff-Ambitionen erst einmal ordentlich durcheinander, auch wenn sie nicht für alle der prominenten Opfer die gleichen Konsequenzen haben.

Das Hammer-Ergebnis war natürlich Vanderbilts 40:35-Erfolg gegen Alabama. Seit 1984 hatte Alabama gegen die seit Jahrzehnten eigentlich jedes Jahr als potenziell schwächstes Team der SEC eingeschätzen Commodores nicht mehr verloren. Das ist für den erfolgsverwöhnten Rekordmeister und seine Fans natürlich ein Tiefschlag, aber noch kein wirklicher Rückschlag. Am Tag nach dem Spiel sagte Head Coach Kalen DeBoer, dass man jetzt ein bisschen weniger Spielraum beim Erreichen der angepeilten Ziele habe, die Ziele aber die gleichen bleiben, ebenso die Einstellung, sich darauf zu konzentrieren, ständig besser werden zu wollen. In der Tat kann Alabama seine Ziele noch aus eigener Kraft errreichen. Gewinne die restlichen Punktspiele und du bist, ganz gleich, ob mit oder ohne SEC-Titel, in den Playoffs dabei - auf diese Formal kann man Alabamas Situation bringen. Leicht wird das freilich nicht. In den restlichen sechs Partien stehen unter anderem noch Auswärtsspiele gegen Tennessee, LSU und Oklahoma an, und angesichts dessen, was man gegen Vanderbilt und in der Woche zuvor in der zweiten Halbzeit beim Sieg gegen Georgia gesehen hat, kann man eines oder mehrerer dieser Spiele durchaus verlieren.

Das besonders Frustrierende an der Niederlage gegen Vanderbilt war für Alabama, dass Vanderbilt, dessen Kader im Vergleich zu Alabamas Starensemble aus zweit- bis drittklassigen Spielern besteht, in vielen Bereichen an dem Abend das bessere Team war. Der Angriff lieferte noch eine ordentliche Leistung ab, selbst mit den beiden Ballverlusten von QB Jalen Milroe, die Vanderbilt zu 13 Punkten verhalfen - wenn er denn mal auf dem Feld war. Das große Problem war nämlich die Abwehr. Kein Druck auf QB Diego Pavia bei Pässen, schwach vor allem bei Option-Spielzügen - das waren die beiden großen Probleme. Die Folge war mehr als zwei Drittel Ballbesitz für Vanderbilt, was Alabamas Abwehr sichtlich überforderte. Alabamas Defensive Coordinator Kane Wommack stellte sich anschließend vor seine Truppe und leierte die in solchen Fällen üblichen Floskeln herunter, dass es seine Schuld sei, weil er und seine Assistant Coaches dafür verantwortlich seien, die Spieler so vorzubereiten, dass sie erfolgreich sein können. Erklären tun solche Aussagen freilich nichts. Was sollen die auch bedeuten? Dass die enttäuschende "Performance" der Abwehr etwa an einer falschen Taktik der Coaches gelegen hätte, war nicht zu erkennen. Es war wohl ganz banal so, dass zum einen die Mannschaft insgesamt nach dem kräftezehrenden Spiel gegen Georgia noch etwas geschlaucht war und man zum anderen - auch wenn das niemand zugeben wird - den Gegner etwas unterschätzt hat. Wenn der das dann merkt und den absoluten Willen hat, die Überraschung zu schaffen, dann kommt halt so ein Spiel dabei heraus. Vanderbilt hatte diesen Willen auf jeden Fall. "Das war ein großartiger Abend für unser Programm und einer für den wir wirklich hart gearbeitet haben, um ihn wahr werden zu lassen. Wir haben erwartet, dieses Spiel zu gewinnen. Dieser Sieg ist für mich nicht schockkierend", sagte Head Coach Clark Lea. Gut, das war aus der Emotion kurz nach Spielende heraus gesagt vielleicht doch ein bisschen dick aufgetragen, aber an einem magischen Abend wie diesem lässt man das einem Head Coach, der zu recht stolz ist auf seine Truppe, gerne mal durchgehen.

Knoxville Blues

Der zweite große Verlierer des Spieltages war Tennessee, dass nach einer 14:3-Führung Mitte des dritten Viertels bei Arkansas mit 14:19 verlor. Zugegeben, der Qualitätsunterschied zwischen Tennessee und Arkansas ist geringer als der zwischen Alabama und Vanderbilt, aber einen Sieg gegen Tennessee hätte Arkansas kaum jemand zugetraut. Vielleicht hat man Arkansas unterschätzt. In der letzten Saison hatte Arkansas fünf der sechs Spiele, die mit einem "Score" Differenz entschieden wurden, verloren, unter anderem gegen Alabama (21:24), Mississippi (20:27) und LSU (31:34). Das Team war im Grunde besser, als es die 4-8-Bilanz suggerierte.

Die Volunteers wiederum hat man wohl stärker gesehen als sie es sind. Sie hatten sich in den ersten Wochen der Saison bis auf Platz vier der AP Top 25 vorgearbeitet und sich in dieser Phase vor allem mit der Offense "Style Points" verdient. Da waren die ersten drei Gegner aber das unterklassige Tennessee-Chattanooga, Kent State aus der MAC und das enttäuschende North Carolina State aus der ACC. Aber schon im vierten Spiel bei Oklahoma, das man mit 25:15 gewann, war von der "Feuerkraft" im Angriff nicht mehr viel zu sehen. In den Spielen bei Oklahoma und Arkansas hatte Tennessee Probleme im Passspiel und das lag an der Leistung der Offensive Line bei Pass-Spielzügen. Der junge QB Nico Iamaleava (erste Saison) steht zu oft unter Druck, musste in den beiden Partien sieben Quarterback Sacks hinnehmen.

Auch für Tennessee gilt, dass in Sachen Playoffs noch alles drin ist. Man darf allerdings maximal eines der verbliebenen sieben Spiele verlieren, und das wird angesichts von Spielen gegen Alabama (19. Oktober) und bei Georgia (16. November) schwer, zumal auch die Spiele gegen Kentucky (2. November) und bei Vanderbilt (30. November) keine Selbstläufer sind. "Wir müssen weiter reifen. Gute Teams werden im Verlauf der Saison besser. Wir haben immer noch die Chance, eine richtig gute Mannschaft zu werden", sagte Head Coach Josh Heupel zu den Perspektiven seiner Mannschaft nach der Niederlage gegen die Razorbacks.

Tigers ohne Biss

Auch das dritte Top-Ten-Team, das am Samstag verlor, muss seine Playoff-Ambitionen noch nicht beerdigen, aber nach Missouris 10:41-Niederlage bei Texas A & M war der Tenor in den Kommentaren, dass die Tigers kein ernstzunehmender Playoff-Kandidat mehr sind. Vielleicht waren die Erwartungen an das Team nach der sehr guten letzten Saison auch einfach zu hoch. Damals hatte Missouri als eine der großen Überraschungen eine 11-2-Bilanz erreicht, nur gegen Georgia und LSU verloren und im Cotton Bowl Ohio State geschlagen. Das plus viele verbliebene Stammspieler, vor allem im Angriff, machten die Tigers verständlicherweise zu einem Kandidaten für die erweiterten Playoffs.

Das Team jetzt schon abzuschreiben, ist zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht etwas übertrieben, aber auch verständlich. Zwei wenig überzeugende Siege gegen Boston College und Vanderbilt, gefolgt von einer 31-Punkte-Niederlage, sind nicht gerade eine Empfehlung. Was die Niederlage in College Station für Missouri so kostspielig macht, ist die Art, wie sich die Tigers da präsentierten. Nachdem sie beim ersten Ballbesitz der Partie mit einem erfolglos ausgespielten vierten Versuch an Texas A & Ms 40-Yard-Linie gestoppt worden waren und die Aggies im direkten Gegenzug zum 7:0 marschiert waren, hatte man angesichts der Körpersprache der Spieler den Eindruck, dass die Mannschaft innerlich regelrecht zusammengeklappt war. "Wir können nicht den Rest des Spiels von einem Spielzug bestimmen lassen, auch wenn uns dieser Spielzug offensichtlich den Schwung genommen hat", sagte Head Coach Eli Drinkwitz später zu dem erfolglos ausgespielten vierten Versuch.

Die Mannschaft offenbarte in diesem ersten Spiel gegen einen starken Gegner eklatante Schwächen in der Laufverteidigung (236 Yards, 6.6 Yards pro Lauf), und im Angriff wurden ihre produktivsten Spieler, RB Nate Noel und WR Luther Burden, weitgehend abgemeldet. Ein Trost: Das Restprogramm ist nicht übermäßig hart. Das schwerste Spiel ist das bei Alabama am 26. Oktober. Mit einer Leistung wie gegen die Aggies wird man aber nicht nur dieses Spiel nicht gewinnen können sondern auch in Partien wie denen gegen Oklahoma oder Arkansas chancenlos sein.

Hoch - 08.10.2024

Arkansas sorgte mit dem 19:14-Erfolg gegen Tennessee für eine der großen Überraschungen dieses Spieltages.

Arkansas sorgte mit dem 19:14-Erfolg gegen Tennessee für eine der großen Überraschungen dieses Spieltages. (© Getty Images)

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