Die Dallas Cowboys haben eine Woche nach der krachenden Heimniederlage gegen die Saints auch ihr folgendes Heimspiel gegen die Baltimore Ravens mit 25:28 verloren; der am Ende knappe Spielstand täuscht etwas über eine in weiten Strecken einseitige Partie hinweg, bei der Running Back Derrick Henry 151 Yards und zwei Touchdowns erworfen hatte.
Beide Teams hatten sich mehr vom Saisonstart versprochen: Die Cowboys gingen zuletzt zu Hause gegen die Saints unter, die Ravens verloren sogar beide Partien zuvor – die letzte gegen die Raiders, als man lange geführt hatte.
Die Cowboys begannen offensiv schlampig und mussten den Ball schnell wieder per Punt abgeben. Bei den Ravens sah das wesentlich zielgerichteter aus: Der in dieser Woche mit einem neuen Vertrag ausgestattete Backup Running Back Justice Hill mit einem 17 Yards Run und Tight End Charlie Kolar mit einem 30 Yards Catch bereiteten die Ausgangsposition, die letzten neun Yards zum 0:7 erlief Quarterback Lamar Jackson gleich selbst.
Die ersten Punkte der Cowboys brachte der bislang perfekte Kicker Brandon Aubrey, der aus 65 Yards (!) einnetzen konnte. Zu wenig, denn die Ravens konterten mit einem Fang von Ex-Eagles Wide Receiver Nelson Agholor, der seinen Bewacher austanzte und die Seitenlinie entlang bis an die Cowboys Endzone sprinten konnte. Derrick Henry – natürlich – holte das letzte Yard zum 3:14 Zwischenstand kurz vor Ende des Eröffungsviertels.
Tight End Ferguson, zuvor erneut wegen eines Fehlstarts negativ aufgefallen, brachte die Cowboys mit einem Catch über 24 Yards tief in die Hälfte der Gäste, CeeDee Lamb mit einem Highlightfang die Cowboys sogar an die 9 Yard-Linie Baltimores. Er war es jedoch kurz darauf, der einen gefangenen Ball bei einem Tackle von Cornerback Nate Wiggins verlor. Die Verteidigung der Cowboys sorgte jedoch dafür, dass keine Punkte als direkte Folge dabei herauskamen.
Trotzdem wurde es nicht besser für die Cowboys, wobei sie anschließend fast auch noch einen Safety kassiert hätten, als Dak Prescott beim dritten Versuch in der eigenen Endzone einen "Pass" in die Hände von Offensive Liner Tyler Smith hievte. Die Strafe wurde abgelehnt, aber Baltimore erhielt den Ball per Punt in guter Feldposition zurück.
Obwohl Ravens Running Back Derrick Henry immer wieder raumgreifende Läufe ablieferte, dauerte es bis 25 Sekunden vor der Halbzeitpause, bevor es wieder Punkte gab: Wide Receiver Rashod Bateman hatte sich in die Mitte der Endzone geschlichen und keinerlei Mühe, den Pass von Lamar Jackson zum 3:21 zu fangen.
Ein 51-Yard-Field-Goal, nachdem sich bei einem weiten Pass auf CeeDee Lamb Strafen aufgehoben hatten, stellte auf den für die Heimfans ernüchternden 6:21 Pausenstand.
Zudem durften die Ravens im dritten Viertel gleich mit dem Ball starten und machten das Meiste daraus: Derrick Henry dominierte wie zu alten Zeiten und fügte weiten Lauf an weiten Lauf – und erzielte auch den Touchdown zum 6:28.
Ein sowieso schon hoher Rückstand und der Angriff der Cowboys wurde bis dahin von der Ravens Defense kontrolliert. Ganz im Gegensatz zur anderen Seite, wo Baltimore ein ums andere Mal viel Zeit mit ihrem Laufspiel von der Uhr nehmen konnten.
Im Schlussviertel vergab der bis vor kurzem noch beste Kicker der Liga, Justin Tucker, sogar noch ein Field Goal, was jedoch angesichts des Vorsprungs kaum ins Gewicht zu fallen schien.
Doch dann kamen die Cowboys gut neun Minuten vor Schluss durch einen Pass auf Running Back Kavontae Turpin an die Endzone der Ravens, von wo Dak Prescott das letzte Yard zum 12:28 selbst holte. Die Two Point-Conversion klappte nicht, aber der folgende – erklärte – Onside Kick konnte tatsächlich durch die Cowboys gesichert werden.
Spannung und Begeisterung des Publikums waren angesichts des plötzlich machbar erscheinenden Rückstands wieder zurück. Umso mehr, als Jalen Tolbert nicht einmal zwei Minuten später einen Pass von Prescott zum 28:18 fangen konnte. Nachdem die Two Point-Conversion nicht klappte, blieb es bei zehn Punkten Rückstand.
Die Ravens ließen die Tür für ein Comeback weiter offen: Fullback Hunter Luebke hielt den folgenden Drive mit einem Catch am Leben und KaVontae Turpin sicherte einen Pass von Prescott zum 25:28. Knapp drei Minuten zu spielen und die Partie war wieder völlig offen, was angesichts des Spielverlaufs nahezu sensationell anmutete.
Dass nicht mehr mehr daraus wurde, lag an einem Pass von Lamar Jackson zu Zay Flowers für ein neues First Down nach dem Two Minute-Warning und einem erfolgreichen Fake, bei dem der amtierende MVP Lamar Jackson selbst vier neue Versuche erlief. So endete das Spiel völlig zurecht in der Victory Formation der Gäste, die weite Strecken der Partie dominiert hatten.
Bei den Cowboys ist nach der Mini-Serie von zwei Niederlagen zu Hause in Folge Katerstimmung angesagt. Das Laufspiel war quasi kaum existent und auch das Passing Game funktionierte nur im Schlussabschnitt.
Die Ravens vermeiden mit dem Sieg das nahezu sichere Aus im Playoffrennen. Seit 1990 hatten es nur vier von 162 Teams nach einem 0-3 Start noch in die Endrunde geschafft. Angesichts der Leistung heute sind sie wieder voll im Rennen in der AFC North.
Die Dallas Cowboys treten bereits Donnerstagnacht um 02:15 Uhr beim Divisionsrivalen in New York an; die Ravens empfangen erst Sonntagnacht um 02:20 Uhr die Buffalo Bills.
Carsten Keller - 23.09.2024
Lamar Jackson erlief einen Touchdown selbst und feierte einen verdienten Sieg (© Getty Images)
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